Der lange Weg zurück zum Glück

Bei Rot-Weiß Erfurt haben sie die Schlagermusik fürs erste wieder leiser gedreht. Während der wichtige Auswärtssieg in Dresden Mickie Krause erneut Hochkonjunktur bei den Thüringern verschafft hatte, blieben die T-Shirts mit den Zeilen über sein „Schatzi“ nach dem Spiel gegen Saarbrücken im Schrank. Dabei war Platz drei an diesem Spieltag zum Greifen nah. Der FCS hingegen hatte es bis zu diesem Sieg mit dem anderen Relegationsplatz zu tun. Mit jetzt 41 Punkten haben sich die blau-schwarzen vorerst der größten Abstiegssorgen entledigt – Krauses Kollege Jürgen Drews hätte seine Freude daran.

Denn nach dem Totalabsturz in die fünfte Liga hat sich der FCS gefangen – der König von Mallorca würde „Wieder alles im Griff“ dazu sagen.

Ein Sieg fehlt noch

Davon, dass wieder „Land in Sicht“ ist, können auch die Aufstiegsfahrer vom FC Hansa ein Lied singen. Wenn sie am kommenden Samstag mit massivem Fanrückhalt im Ludwigspark einlaufen werden, liegt nicht nur hinter der Mannschaft, sondern dem gesamten Verein eine Odyssee, die zwar nicht so tief nach unten führte, wie die des FCS, aber für die eigenen Fans ähnlich schlimm war, wie einst die der Saarbrücker für deren Anhängerschaft. Nach stürmischen Zeiten, in denen die Existenz beider Vereine ohne entsprechendes Entgegenkommen von Sponsoren beim Amtsgericht verhandelt worden wäre, fehlt nun beiden nur noch ein Sieg, um das gesteckte Saisonziel endgültig zu sichern.

Fehlende Großsponsoren erschweren die Planung

Während sie am Samstag ihren endgültigen Abschied vom Dasein als Prügelknaben der eigenen Betriebswirtschaft begehen wollen, unterscheidet sich das von beiden gesichtete Land nicht nur in der Ligazugehörigkeit der kommenden Saison. Wo Rostock mit dem Anschluss an die großen Fernsehgeldtöpfe der Bundesliga den finanziellen Skorbut von Bord jagen kann, sind die Aussichten beim FCS anders. Nicht nur der Umstand, dass in der dritten Liga weniger Einnahmen durch Funk und Fernsehen an der Tagesordnung sind, als eine Etage höher, bereitet beim Hauptstadtclub von der Saar Probleme. Das Fehlen weiterer Großsponsoren, sowie die im Vergleich zu früher nur noch eingeschränkt möglichen Zuwendungen durch den aktuellen Hauptsponsor sorgen dafür, dass für die kommende Saison eine Etatkürzung angekündigt werden musste. Echtes Festland hört sich anders an.

"Weiterentwicklung der Mannschaft kaum möglich"

Cheftrainer Luginger weiß jetzt schon, dass auf diesem Hintergrund, sowie durch die Sparmaßnahmen, die für die Beteiligung am geplanten Stadionumbau notwendig sind, eine Weiterentwicklung der Mannschaft kaum möglich sein wird. Die Aussage, die Sportdirektor Ferner noch im Januar auf einem Fantreffen getroffen hatte, scheint somit auch in der nächsten Saison nicht ganz vom Tisch zu fallen: "Wenn wir dieses Jahr die Klasse nicht halten, können wir alles, worüber wir heute Abend gesprochen haben, in die Tonne kloppen, ob das der Stadionbau oder sonst was ist.“

Aschenputtel-Aura ablegen!

Wie ernst die Lage da wirklich war, wissen nur die Verantwortlichen. Ob sich die Situation in den nächsten Jahren ändert, hängt laut Schatzmeister Weller vor allem davon ab, ob der Verein seine Aschenputtel-Aura, die er bei vielen potentiellen Gönnern hat, ablegen kann. Die beiden wichtigsten Schritte dorthin beschreibt der Steuerberater zugleich als einzige Möglichkeiten, jemals wieder ein finanzielles Volumen zu erreichen, das es erlaubt, ernsthaft über eine Rückkehr in die zweite Liga nachzudenken. Neben einer entsprechenden Infrastruktur hält er die Umwandlung des eingetragenen Vereins in eine KG für unumgänglich, um Sponsoren die Teilhaberschaft am Verein zu ermöglichen. Gegen diese, nach Vereinssatzung mögliche Änderung, sind die Ultras schon auf der letzten Jahreshauptversammlung Sturm gelaufen.

Alte Fußballkultur fortführen

Ohne einen Großsponsor, der im Aschenputtel ein Dornröschen sieht, wird der FCS nicht daran vorbeikommen, sich für mögliche Zuwendungen herauszuputzen, will er sportliche Fortschritte wahrscheinlicher machen. Ob diese Anpassung an den modernen Fußballhimmel ein notwendiger Weg zum möglichen Erfolg ist oder in die Prostitution mündet, liegt im Auge des Betrachters. Dass sich Fankultur und Fußballbusiness jedoch nicht unvereinbar gegenüberstehen müssen, zeigen Vereine wie Hansa Rostock oder Union Berlin, bei denen auch in den neuen Stadien die alte Fußballkultur fortgeführt wird.

FOTO: www.braunschweig1895.de

   
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