Der Herr der Tore – Stürmer Rudi Hübner im Portrait
Es gibt sie, diese ungewöhnlichen Karrieren. Und einen ungewöhnlichen Verlauf hat die bisherige Karriere des Rudi Hübner bislang ohne jede Frage genommen. Denn dass es mit dem Traum vom Profifußball plötzlich so schnell geht, hätte sich der Stürmer vor einigen Jahren sicher nicht träumen lassen. Aus der Jugend von Viktoria Griesheim gekommen, gab Hübner sein Debüt bei den Lilien mit 21 Jahren beim SV Darmstadt 98 in der Saison 2007/2008 in der zu diesem Zeitpunkt noch viertklassigen Oberliga Hessen.
Publikumsliebling
Aufgrund seiner Schnelligkeit und seinen technischen Fertigkeiten vom damaligen Trainer Gerhard Kleppinger vornehmlich auf der linken Außenbahn eingesetzt, mauserte sich der quirlige Offensivspieler nicht zuletzt aufgrund seines unbändigen Einsatzes und seiner spektakulären Tore schnell zum Publikumsliebling am Böllenfalltor.
Schon damals war es ihm wichtig, sich ein zweites Standbein zu schaffen, falls es mit dem Fußball nicht klappt und begann eine Lehre zum Bankkaufmann. „ Aber professionell Fußball spielen und dazu noch voll arbeiten, das war auf Dauer nicht zu machen“, erzählt Hübner rückblickend. Was sich auch auf dem Platz bemerkbar machte. Nur drei Treffer in 30 Spielen in der Regionalliga standen in der darauffolgenden Saison auf der Habenseite des jungen Offensivspielers. Und auch die Aussichten bei den „Lilien“ waren zu diesem Zeitpunkt alles andere als rosig. Im Kampf gegen die drohende Insolvenz und dem damit verbundenen endgültigen Absturz der „Lilien“ schien eine baldige Rückkehr in den bezahlten Fußball unrealistischer denn je.
Vom Fußballplatz in die Bank
Eine Entscheidung musste also fallen. Und sie fiel: Gegen die Chance auf eine Fußballkarriere und für die berufliche und finanzielle Sicherheit. „Ich hatte damals eine gute Stelle bei der Bank angeboten bekommen, bei der ich meine Ausbildung machte, und habe dieses Angebot dann auch angenommen.“ So Hübner rückblickend. Also verließ er den SV98 und wechselte zum Verbandsligisten Rot-Weiß Darmstadt, um die gestiegene berufliche Belastung und den Fußball besser mit sich und seinem Arbeitgeber vereinbaren zu können. Unter der Woche stand Hübner fortan hinter dem Bankschalter, an den Wochenenden tauschte er den feinen Zwirn gegen das Trikot. Mit Erfolg: Überragende 27 Treffer markierter der Stürmer in nur einer Saison für den Verein aus der Heimstättensiedlung.
"Fußball auf höherem Niveau hat mir einfach gefehlt"
Glücklich war Hübner aber trotz alldem nicht. „Der Fußball auf höherem Niveau hat mir einfach gefehlt“, resümiert Hübner. Und so musste der damals 24-jährige auch nicht lange überlegen, als das Angebot von Regionalligist Wormatia Worms kam. Für den Traditionsclub aus der Nibelungenstadt ein echter Glücksgriff. Trotz zweier Spielklassen Unterschied und fehlender Wettkampfpraxis auf zumindest semi-professionellen Niveau schoss Hübner die Wormaten mit 17 Treffern fast im Alleingang zum Klassenerhalt und bildete mit dem ebenfalls in Darmstadt groß gewordenen Lucas Oppermann in der abgelaufenen Saison ein furioses Angriffsduo.
"Es ist einfach überragend, wieder hier sein zu dürfen.“
Diese Entwicklung blieb auch seinem alten Club, dem SV Darmstadt 98 nicht verborgen. Kein Wunder also, dass Trainer Kosta Runjaic Interesse am „Darmstädter Bub“ zeigte. Ein mittlerweile gestandener Torjäger, immer noch sehr jung, dazu noch aus der Region – das passte den Verantwortlichen ins Konzept. Und so wusste auch Hübner sehr schnell, wohin die Reise gehen sollte, als das Angebot des designierten Aufsteigers kam. Der Traum vom Profifußball war plötzlich wahr geworden. Ganz anders, als es sich der junge Stürmer vorgestellt hatte. Und so nimmt man es Rudi Hübner auch sofort ab, wenn er sagt: „Es ist einfach überragend, wieder hier sein zu dürfen.“
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