Der 1. FC Magdeburg im Tal der Depression

Der Name Marius Schultens ist eine Herausforderung für jeden Fußballexperten. Höchstes ein Magdeburger Fußballfreund mit gutem Erinnerungsvermögen vermag es vielleicht sich an diesem unscheinbaren defensiven Mittelfeldmann zu erinnern, der heute im Diensten  des NRW-Ligisten Viktoria Köln seine Fußballschuhe schnürt. An diesem Nachmittag im Frühjahr des Jahres 2007 spielte Schultens  noch im Trikot der Zweitvertretung von Bayer Leverkusen in der damals noch drittklassigen Regionalliga Nord. Bis zur 89. Spielminute führte der Gastgeber  aus der Landeshauptstadt von Sachsen-Anhalt, der 1. FC Magdeburg mit 1:0 gegen die Amateure von Bayer 04 Leverkusen. 

Die verpasste Qualifikation für die 3. Liga

Dann kam der große Auftritt von Marius Schultens, der den Ball zum umjubelten Ausgleich ins Tor bugsierte. Die Dramatik dieses Ereignisses wird erst mit Blick auf die tabellarische Konstellation deutlich. Ein Sieg hätte für die Elbstädter die erstmalige Rückkehr in den deutschen Profifußball seit der Wiedervereinigung bedeutet. Die Magdeburger, die sich von diesem „last-Minute“ Rückschlag nicht erholen konnten verbuchten aus den letzten zwei Begegnungen nur ein mageres Pünktchen und verpassten somit als Tabellen-Dritter den bereits sicher-anvisierten  Aufstieg in die 2. Bundesliga nur  um einen Zähler. Doch das Drama um den dreimaligen DDR-Meister ging weiter. Mittlerweile in der hochmodernen MDCC- Arena (Kapazität 27.250) spielend wurde für die darauffolgende Spielzeit 2007/08 das Saisonziel „Qualifizierung für die eingleisige 3. Liga“ ausgegeben. Dafür benötigt  mindestens Tabellenplatz 10. Für den vor der Saison als Aufstiegskandidaten gehandelten Klub entwickelte sich die Spielzeit allerdings zu einer strapaziösen Tortur. Nach dem  die Mannschaft von Chef-Trainer Paul Linz die ganze Saison dem Geschäft deutlich hinterher lief schien am 36. Spieltag nach dem 2:1 Auswärtserfolg bei Union Berlin das vor der Saison ausgegebene Saisonziel  doch noch in greifbarer Nähe. Doch patzten die blau-weißen ausgerechnet am darauffolgenden Wochenende schwer und mussten eine unnötige 0:1 Heimniederlage gegen  Rot-Weiß Essen verdauen. Trotz eines beachtlichen 2:1 Auswärtserfolg beim Wuppertaler SV konnte der notwendige zehnte Platz nicht von der Braunschweiger Eintracht zurückerobert werden. Die Ostdeutschen verpassten wegen der  drei Tore schlechteren Tordifferenz den Sprung in die neu geschaffene Liga Drei. Der FCM erwies sich als der große Verlierer bei der Neustrukturierung der Dritten Spielklasse.

Droht der endgültige Sturz  in die sportliche Bedeutungslosigkeit?

In den kommenden zwei  Spielzeiten versuchte der Traditionsclub aus dem Osten vehement die Rückkehr in die dritthöchste deutsche Spielklasse zu forcieren. Statt es erhofften Aufstiegs sprangen allerdings nur die Plätze 4 (2008/09) und 6 (2009/10) heraus. Obwohl der Kader nach den zwei erfolglosen Viertliga-Spielzeiten  kräftig umgekrempelt wurde (13 Abgänge, 10 Neuzugänge), konnte keine sportliche Trendwende herbeigeführt werden. Im Gegenteil- Während in der missratenen Spielzeit 2010/2011 der „Worst-Case“, sprich der Abstieg in die Oberliga, vermieden werden konnte, landete man auf dem letzten Tabellenplatz und stieg nur aufgrund der Regionalliga-Reform nicht in die Oberliga ab. Einem der erfolgreichsten DDR- Vereine, dem in der Spielzeit 1973/74 das Novum gelang als einziger Fußballverein aus der DDR den Europapokal der Pokalsieger zu gewinnen (2:0 gegen den AC Milan in Rotterdam), droht der endgültige Sturz  in die sportliche Bedeutungslosigkeit.  Glücksmomente wie der sensationelle Pokal-Coup gegen den großen FC Bayern im Millenniumsjahr sind nur noch schummrige Erinnerrungen an schöne altgediegene Zeiten. Eine sportliche Wiederauferstehung und die damit verbundene Rückkehr in die dritthöchste deutsche Spielklasse gilt momentan als undenkbar.

 

 

   
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