Den Star, den man nicht wollte: Kevin Wölk im Portrait

Man liebt ihn, oder man hasst ihn. Keine Frage, Kevin Wölk polarisiert. Bei Teilen der Darmstädter Anhängerschaft Feindbild Nummer eins, nachdem er sich während seiner Zeit beim Rivalen Hessen Kassel mehrfach abfällig über den SV98 geäußert hatte und bei einem Tor gegen die Lilien gar mit einem Shirt der verhassten „Scena Chassalla“ provoziert hatte. Der andere Teil der Unterstützer des südhessischen Traditionsvereins indes hat den 26- jährigen Oldenburger bereits in ihr Herz geschlossen, konnte Wölk doch sofort überzeugen und das spielerische Niveau des Drittliga-Aufsteigers spürbar anheben. Zwei Tore und zwei Vorlagen in nur drei absolvierten Partien sprechen bislang eine überzeugende Sprache.

Hans Kessler: "Ich bin ein Riesen-Fan von ihm."

Die Unsicherheit war Wölk bei seiner Vorstellung in Darmstadt spürbar anzumerken. Bei der Pressekonferenz schien der Blondschopf, mittlerweile mit deutlich kürzeren Haaren, noch nicht so recht zu wissen, was ihn in Darmstadt erwarten würde, oder ob es tatsächlich die richtige Wahl war, beim Aufsteiger anzuheuern. Auch wenn Lilienpräsident Hans Kessler den Mittelfeldmann mit warmen Worten überschüttete: „Kevin war in allen sportlichen Überlegungen zu jeder Zeit eine Perspektive. Und ich bin ein Riesen-Fan von ihm.“ Zu groß war die Unsicherheit, wie er von den Fans aufgenommen werden würde. In Anlehnung an den bajuwarischen Neuer-Protest machten vereinzelt gar „Koan Wölk“-Slogans die Runde.

Sofort ins Team integriert

Die Sorge war unbegründet. Auch, weil Wölk sich sofort in das Team integrierte. Gleich im ersten Spiel gegen Zweitligaabsteiger Arminia Bielefeld zauberte der frühere Ahlener, als hätte er nie woanders gespielt. Zwei Treffer bereitete er vor, das 5:1 erzielte er mit einem tollen Freistoß gar selber. Auch bei seinen Partien in Wiesbaden und gegen Jahn Regensburg, wo er bereits nach 43 Sekunden zum 1:0 traf, gehörte der Oldenburger zu den Aktivposten im Team des SV98. Umso ärgerlicher, dass sich Wölk in dieser Partie schwerer verletzte: Ein Kapsel- sowie Außenbandriss werden die kreative Schaltzentrale der Lilien nun wohl für einige Wochen außer Gefecht setzen.

Spielerische Qualität hat spürbar zugelegt

Bitter für den Aufsteiger, da Wölk einer ist, der immer zu den absoluten Leistungsträgern seiner Mannschaften gehört hatte. Egal ob es nun in Lübeck, beim KSV Hessen Kassel oder bei Zwangsabsteiger Rot-Weiß Ahlen war: Überall war Wölk gesetzter Stammspieler. Seine Spielübersicht, Technik und Einsatzfreude gehören wohl zum Besten, was die Liga momentan zu bieten hat. Kein Wunder also, dass sich die Bilanz des SV98 mit Wölk besser liest (zwei Siege, ein Unentschieden), als ohne ihn (ein Unentschieden, zwei Niederlagen). Sicher, mag man jetzt argumentieren, das Team war zu Beginn noch nicht eingespielt und musste sich in der neuen Liga erst einmal zurechtfinden. Doch die spielerische Qualität hat beim Aufsteiger seit der Verpflichtung Wölks spürbar zugelegt.

Ein Treffer gegen den OFC?

Interessant wird es nun sein zu sehen, wie sich die Truppe von Trainer Kosta Runjaic ohne ihren verletzten Spielmacher entwickeln wird. Am 1. Oktober aber, so hofft man zumindest in Darmstadt, soll er wieder zurück sein und die Lilien dann im Traditionsduell gegen die Kickers aus Offenbach zu einem Sieg führen. Ein Treffer gegen den verhassten Rivalen würde Wölk fraglos auf ein anderes Level heben. Dann wäre der Star, den man in Darmstadt einst nicht haben wollte, wohl endgültig in der Stadt des Jugendstils angekommen.

FOTO: www.o-m-d.org

   

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