Live im MDR! Das Traditionsduell zwischen Halle und Rostock

Der Hallesche FC gegen den FC Hansa Rostock. Ein Spiel zweier Traditionsclubs aus der ehemaligen DDR, deren Weg seit der Wende nicht hätte unterschiedlicher verlaufen können. Am heutigen Sonntag (14 Uhr, live im MDR und auf mdr.de) treffen die beiden zu einem Duell aufeinander, was nicht nur mit dem Geschehen auf dem Platz schon Wochen im Voraus für Gesprächsstoff sorgt. Sven Köhler, Trainer des Gastgebers, zeigte sich in der heutigen Pressekonferenz im Vorfeld des Spiels respektvoll für den Gegner. Mit dem FC Hansa käme eine „kampfstarke Mannschaft“ nach Halle, sodass er ein enges Spiel zweier gleichwertiger Konkurrenten am Sonntag erwarte.

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 Dabei wollte sich Köhler trotz der Niederlagenserie des F.C.H., die erst am vergangenen Mittwoch mit dem 1:0 gegen Burghausen ihr langersehntes Ende für die Rostocker nahm, nicht in die Favoritenrolle drängen lassen. Unterhalb des Chemnitzer FC, welcher auf Platz 7 steht, gäbe es in dieser Saison keine Favoriten, jedes Spiel fange bei null an.

Halle mit breiter Brust

Zusätzlich erinnerte Köhler daran, dass den Hallensern, trotz der guten Ergebnisse zuletzt, eine Phase wie die der Rostocker durchaus aus dem vergangenen Jahr bekannt ist, als man zwischen Ende August und Anfang November in zehn Spielen am Stück sieglos blieb. Zudem hätten bei Hansas siegloser Serie zumeist „nicht die Leistungen, sondern die Ergebnisse nicht gestimmt.“. Trotzdem wolle man vor ausverkauftem heimischen Stadion und den gewohnt lautstarken und treuen Fans dem FC Hansa mit breiter Brust gegenübertreten. Durchaus verständlich, konnte der HFC am vergangenen Sonntag doch eine hervorragende Moral beweisen und einen 0:1-Rückstand gegen die Darmstädter in nahezu letzter Minute noch in ein 2:1 umwandeln.

Zweikämpfe mit den Armen hinter dem Rücken

Ebenfalls zurückhaltend äußerte sich Marc Fascher, Trainer der Hanseaten am heutigen Freitag. Wie sein Hallenser Kollege, erwarte er am Sonntag ein Spiel auf Augenhöhe, wobei er nachträglich die Erleichterung innerhalb der Mannschaft nach dem ersten Sieg nach vier Monaten hervorhob. Der Druck sei zuletzt „enorm“ gewesen, nun wolle man so schnell wie möglich die 40-Punkte-Marke überschreiten, am besten schon mit einem Sieg in Halle. Humorvoll nahm Fascher das Handelfmeterpech der letzten Spiele. Er habe das zwar thematisiert, könne von seinen Spielern aber schlecht verlangen, „mit den Armen hinter dem Rücken in die Zweikämpfe zu gehen.“. Er hob bei allem Humor aber sogleich hervor, dass man das in den Griff kriegen müsse. Gut möglich sei, so Fascher, dass am Sonntag die siegreiche Elf vom Mittwochsspiel in Halle auflaufen wird. Zwar kehrt Abwehrchef Matthias Holst nach überstandener Gelb-Sperre zurück, könnte aber erneut nur auf der Bank Platz nehmen. Ein Schicksal, dass der Vizekapitän der Hanseaten mit dem Kapitän der Hallenser, Ex-Rostocker Maik Wagelfeld, teilen könnte. Dieser ist zwar wieder fit und spielte am vergangenen Wochenende auf eigenen Wunsch in Halles U23 gegen Heidenau um Spielpraxis zu sammeln, eine Einsatzgarantie wollte ihm Sven Köhler allerdings nicht geben. So zeigte sich Wagefeld auf der heutigen Pressekonferenz auch etwas verstimmt, bestritt aber, dass ihm ein Startelfeinsatz gegen seinen Ex-Verein besonders wichtig sei. Im Kader steht der Routinier am Sonntag aber auf jeden Fall, bis auf Ersatztorwart Jürgen Rittenauer stehen zudem alle Spieler zur Verfügung, lediglich für die schon lange verletzten Abwehrspieler Pierre Becken und Patrick Mouaya kommt ein Einsatz weiterhin noch nicht in Frage. Zudem wird Sören Eismann nach zuletzt abfallender Formkurve laut Köhler eine Pause bekommen.

Horvat und Brinkies – Zwei Torwartgenerationen

Marc Fascher hat demgegenüber eine ganze Reihe Ausfälle zu beklagen. Edisson Jordanov, der weiter hart an seinem Comeback arbeitet, dürfte länger als zuletzt erhofft ausfallen. Der Doppeltorschütze vom Hinspiel, Ondrej Smetana fällt ebenfalls weiterhin verletzt aus, Stephan Gusche und Mohammed Lartey arbeiten auf ein Comeback in der Saison 13/14 hin. Fraglich sind Tom Weilandt und Tom Starke, deren Belastungstest am heutigen Freitag entscheiden wird, ob sie mit nach Halle reisen oder in Rostock bleiben. Geht man davon aus, dass der FC Hansa Sonntag mit der gleichen Startelf agiert, wie gegen Burghausen, dann ergibt sich ein interessanter Vergleich der beiden Teams. Der HFC baut auf eine zuletzt solide Abwehr vor Torwartlegende Darko Horvat, welcher in dieser Saison aber, bei aller Fanliebe, vereinzelt Schwächen zeigt. Angeführt wird der Defensivverbund vom 1,87m großen Finnen Kristian Kojola, ein Winterneuzugang, der sofort in Reihen der Hallenser einschlug und seit seinem Wechsel keine Minute in der 3. Liga verpasste. Links spielt mit Daniel Ziebig ein weiterer Winterneuzugang, der direkt zum Leistungsträger wurde. Er verdrängt zuletzt Routinier Nico Kanitz auf die Bank. Beide leben von ihrer Offensivstärke, so gelang Kanitz in dieser Saison ein Tor und Ziebig in seinen bisherigen Spielen immerhin zwei Vorlagen. Rechts dürfte Jan Benes Sören Eismann ersetzen. Der FC Hansa baut im Tor auf Toptalent, U19-Nationaltorwart und Elferkiller vom Mittwoch, Johannes Brinkies. Das Eigengewächs aus Grevesmühlen schaffte es von der etatmäßigen Nummer 3 durch die Degradierung von Kevin Müller zwischen und an Jörg Hahnel vorbei zwischen die Pfosten der Kogge und zeigte Glanzleistungen. Vor ihm postieren sich eine regelmäßig veränderte Abwehrkette, diesmal wohl bestehend aus Leihgabe Maurice Trapp und Kapitän Sven Pelzer, sowie Alex Mendy, der umgeschulte Rechtsaußen, und Michael Blum.

Der Ken mit dem „Gipskopf“

Vor der Abwehr gab es zuletzt beim HFC verschiedene Varianten der Doppel-6. Gegen Chemnitz spielten die „Tonis“, Lindenhahn und Leistner, gleichsam wären auch Marco Hartmann und oben erwähnter Maik Wagefeld Kandidaten für die Positionen, je nachdem, wie Sven Köhler das Spiel taktisch angehen will. Leistner und Hartmann sind gelernte Verteidiger, Lindenhahn und Wagefeld spielten auch schon als Spielmacher oder Außenstürmer (Lindenhahn). Der FC Hansa stieg demgegenüber zuletzt auf eine klassische Mittelfeldraute um und dort wird im zentral defensiven Mittelfeld wie gegen Burghausen Torschütze Ken Leemans agieren, dessen Platzwunde an der Stirn rechtzeitig zum Sonntag keine Belastung darstellt. Oder, wie Marc Fascher es lachend bezeichnete, „der Ken hat ‘nen Gipskopf.“. In der Kreativabteilung sind beide Vereine sehr gut aufgestellt. Während die Hallenser eher über die Flügel kommen und dort die Schnelligkeit und Torgefahr ihrer Außenstürmer Dennis Mast und Ex-Rostocker Björn Ziegenbein nutzen. Dazu kommen Spieler wie Erich Sautner, der in den letzten beiden Spielen als Joker drei Vorlagen lieferte und die bereits erwähnten offensivstarken Ziebig, Kanitz und Lindenhahn. Der FC Hansa konnte sich im Winter vor allem im Kreativbereich mit Nico Zimmermann und Philipp Klement verstärken, Leonhard Haas dürfte trotz des Eigentores erneut den Vorzug vor dem angeschlagenen Tom Weilandt bekommen, der seinerseits immer eine Alternative im gesamten Mittelfeld und sogar im Sturm bietet. Dort unterscheiden sich bei den beiden Clubs vor allem Qualität und Quantität. Während der HFC sich auf die Treffer seines einzigen Stümers Timo Furuholm verlassen konnte, setzt Marc Fascher auf die Vielfalt des kompletten Stürmers Johan Plat und des schnellen, physisch starken Colin Quaner, der mit seiner Physis für Räume sorgt. Allein ihre Treffsicherheit konnten beide zuletzt nicht bestätigen (Plat) oder gar nicht erst zeigen (Quaner). Als Ersatz stünden Sven Köhler der bisher glücklose Nils Pichinot und Marc Fascher Talent Sargis Adamyan zur Verfügung.

Fakt ist, dass die beiden Trainer keine Phrasen verloren haben: Es treffen zwei momentan ziemlich gleichwertige Mannschaften aufeinander. Während Hansa seine Stärken in der Kreativität hat, setzt der HFC auf Kampfkraft, Leidenschaft und Charakter einer zusammengewachsenen Mannschaft. Die Elf des F.C.H. mutet manchmal wie ein Kollektiv aus Einzelspielern an, während den Hallensern in manchen Spielsituationen die zündenden, „genialen“ Ideen fehlen, um ein Spiel zu gestalten. Wer am Ende die Oberhand behält, das wird sich am Sonntag zeigen.

FOTO: Flohre Fotografie

   
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