"Das ist doch klar": Auch MSV-Coach träumt vom Durchmarsch

Erst Elversberg, dann Ulm und Münster. Das Phänomen eines Aufsteigers, der durch die 3. Liga durchmarschiert, trat in den vergangenen Jahren häufiger auf. Erweitert der MSV Duisburg diesen elitären Kreis? Im Interview mit dem "kicker" spricht Cheftrainer Dietmar Hirsch über die Träume, die an der Wedau geträumt werden dürfen. Aber auch über den Unterschied zwischen Hunger und Gier.
"Die Situation ist schön"
Seit der Saison 2018/19 musste jedes Jahr mindestens ein Drittliga-Aufsteiger wieder runter. Von diesen Sorgen ist der Meidericher Spielverein aktuell weit entfernt, denn die Zebras schicken sich als Tabellenführer stattdessen an, ein anderes Phänomen in der Spielklasse fortzuführen. In den letzten drei Spielzeiten gab es drei Mannschaften, die durchmarschierten – und vergangene Saison scheiterte Energie Cottbus knapp als viertes Team. Gelingt jetzt dem MSV wieder das Kunststück?
"Die Situation ist schön", bleibt Cheftrainer Dietmar Hirsch im "kicker"-Interview bescheiden. "Wir haben uns das alles in den vergangenen Monaten hart erarbeitet. Und klar ist: Wir müssen weiter hart arbeiten." Eine Vorgabe, die sicherlich auch andere Trainer ihren jeweiligen Teams einbläuen. Beim MSV Duisburg klappt aber auch die Umsetzung zurzeit hervorragend, denn abgesehen vom Landespokal-Finale im Mai gegen Essen (1:2) sind die Zebras seit über acht Monaten ungeschlagen. Ein Teil der Fans wird vorsichtig vom Durchmarsch träumen – wie auch Hirsch: "Die können gerne weiter träumen. Ich träume auch davon, das ist doch klar."
"Das sind zwei unterschiedliche Dinge"
Vom Drumherum ließ sich der Cheftrainer aber in den vergangenen Wochen nicht ablenken. So wird er es auch weiter handhaben. "Ich lasse das nicht an mich heran. Ich lese nicht viel, ich lese keine Kommentare. Es ist sehr wichtig, dass der Kopf frei ist. Ich konzentriere mich auf die Arbeit, die sehr umfangreich ist. Wir alle sind da sehr fokussiert", verspricht Hirsch. Klar sei aber auch: "Wenn du nach zehn Spielen da oben stehst, dann bist du weiterhin hungrig. Du darfst aber nicht gierig sein." Eine Einschränkung, die sich der 53-Jährige in erster Linie sich selbst auferlegte. Nach dem 2:2 gegen Rostock hatte Hirsch nach eigenem Geschmack zu viel gewollt.
"Ich habe mich beim Rostock-Spiel selbst dabei ertappt, dass ich mit Aussagen, unbedingt die drei Punkte haben zu wollen, zu extrem war. Da kam diese Gier ins Gespräch. Ich glaube, dass gierig und hungrig sein zwei unterschiedliche Dinge sind", erklärt der MSV-Coach, dass eine gewisse Demut zur harten Arbeit der Duisburger dazugehören soll. Hirsch ist sich sicher: "Die Spieler wollen das Erreichte verteidigen und möglichst ausbauen. Das haben wir im letzten Jahr in der Regionalliga hinbekommen, und das werden wir jetzt in der höheren Liga auch versuchen."
"Das Optimale wäre, …"
Die Herausforderung, dass der MSV Duisburg jetzt der Gejagte ist, will der 53-Jährige gerne annehmen. Und das bislang mit Erfolg, findet Hirsch: "Gegner wie zum Beispiel Rostock, die auch als Top-Favorit gehandelt wurden, stellen sich ein bisschen tiefer. Auch da finden wir Lösungen, und das ist auch eine Weiterentwicklung." Deswegen kündigt der Trainer an, dass der MSV auch nach der Länderspielpause nicht anders an die Spiele herangehen wird, wie es bisher der Fall war.
Am kommenden Sonntag (16:30 Uhr) treten die Zebras bei den Münchner Löwen an, die mit Markus Kauczinski gerade erst einen neuen Cheftrainer eingestellt haben. Eine weitere Feuertaufe für den Aufsteiger, der einmal mehr Drittliga-Geschichte schreiben kann. Denn Träume werden manchmal zur Realität. "Das Optimale wäre, in der Liga Erster zu sein und im Landespokal weiter im Rennen. Dafür haben wir eine gute Ausgangsposition", so Hirsch.