Das Antwerpen-Aus beim FCK: Es grenzt an Wahnsinn

Der 1. FC Kaiserslautern hat in den vergangenen Jahren schon so manche Schlagzeile geschrieben. Doch einen Trainer auf Platz 3 stehend und wenige Tage vor der Relegation zu entlassen, das dürfte selbst für die Roten Teufel ein Novum sein – und grenzt an Wahnsinn. Ein Kommentar.

Lautern und Antwerpen, eine perfekte Symbiose

Gerade mal 23 Tage ist es her, da lagen sich auf dem Betzenberg nach dem furiosen 3:1-Erfolg im Derby gegen den 1. FC Saarbrücken noch alle in den Armen. Passend zu Ostern schien der FCK auferstanden, der Mythos Betzenberg, er war an diesem Tag zum ersten Mal nach vielen Jahren wieder erwacht. Was nicht zuletzt an Marco Antwerpen lag. Mit seiner emotionalen Art schoss er zwar das eine oder andere Mal über das Ziel hinaus – etwa, wenn es um das Bewerten von Schiedsrichter-Leistungen ging – verkörperte aber wie kaum ein anderer Coach in den vergangenen Jahren die Betze-DNA.

Leidenschaft, Hingabe und Kampf: All diese Attribute kamen erst durch Antwerpen zurück zum FCK, der nach dem Abstieg 2018 ein ziemlich graues Dasein in der 3. Liga fristete. Dass es Antwerpen vor einem Jahr gelang, die Pfälzer in einer ziemlich ausweglos erscheinenden Situation vor dem Abstieg zu retten, muss ihm hoch angerechnet werden. Und als es auch zu Beginn dieser Saison zunächst nicht lief, hatte der 50-Jährige ebenfalls die passenden Lösungen parat – und legte mit dem FCK eine Serie hin, wie man sie in dieser Liga zuvor nur selten gesehen hatte. 58 Punkte, nur zwei Niederlagen und 50:12 Tore aus den 26 Spielen zwischen dem 8. und 34. Spieltag sind eine beeindruckende Bilanz, an die nichtmal Meister Magdeburg herankommt.

Zeitpunkt und Umgang sind befremdlich

Umso unverständlicher die Entscheidung, Antwerpen nach drei Niederlagen nun freizustellen. Sicherlich: Der FCK hat den direkten Aufstieg durch die schwachen Leistungen der letzten Wochen verspielt und nicht den Eindruck vermittelt, so in der Relegation gegen Dynamo Dresden bestehen zu können. Und dennoch: Einen Trainer zu diesem Zeitpunkt freizustellen, grenzt an Wahnsinn. Zum einen ist die Entscheidung gegenüber Antwerpen nicht fair, hatte er doch mehrmals bewiesen, die Mannschaft aus einem Formtief holen zu können. Zum anderen hat der FCK durch die Entlassung eine absolute Identifikationsfigur vergrault, was im Umfeld nun für maximale Unruhe sorgt. Und das zur absoluten Unzeit.

Auch die Art und Weise, wie die Freistellung verkündet wurde, ist befremdlich: Erst äußerten sich die Verantwortlichen gar nicht, dann wird die finale Entscheidung nichtmal begründet. Bloß auf eine "Analyse der aktuellen Situation" zu verweisen, reicht nicht aus. "Ich hätte nicht gedacht, dass ein Profiverein, der noch in die 2. Bundesliga aufsteigen kann, so chaotisch auftritt", sagte Antwerpen-Berater Stefan Backs am Montag und brachte es damit auf den Punkt. Gerüchte, wonach Antwerpen bereits vor einiger Zeit bei einem anderen Klub unterschrieben haben soll, entbehren jeder Grundlage – zumal der 50-Jährige erst am Dienstag Gesprächsbereitschaft für eine weitere mögliche Drittliga-Saison signalisiert hatte. Und im Aufstiegsfall würde sich sein Vertrag ohnehin automatisch verlängern.

Hengen geht ins Risiko

Das Bild, das der FCK mit der Entlassung abgibt, erinnert stark an den Chaosverein aus früheren Tagen. Es war wohl einfach zu lange zu ruhig. Ob unter diesen Umständen der Aufstieg gelingen kann? Und: Was, wenn Dirk Schuster scheitert? Dann dürfte es erst richtig ungemütlich werden. Vor allem für Sportchef Thomas Hengen, der mit dem Trainerwechsel nun alles auf eine Karte setzt. Eine faire Chance hat Schuster aber verdient. Unter den aktuellen Voraussetzungen den Aufstieg zu schaffen, dürfte allerdings alles andere als eine leichte Aufgabe werden.

   

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