Darmstädter Jubel – Gladbacher Tränen

Noch weit nach Spielende saßen die Verlierer in den Katakomben des Darmstädter Böllenfalltorstadions auf den silbernen Metallkoffern, in denen üblicherweise die Spielkleidung verstaut wird. Während Sportdirektor Max Eberl nebenan der versammelten Presse das Ausscheiden zu erklären versuchte, wusste keiner der Gladbacher Profis so recht, wie er mit der völlig überraschenden Pokalniederlage umgehen sollte. Trainer Lucien Favre sprach später von einer „großen Enttäuschung“. Es werde „sehr, sehr schwer, die Mannschaft wieder aufzurichten“, sagte der Schweizer mit stockender Stimme. Zuvor hatte es seine Mannschaft im brütend heißen Böllenfalltorstadion auch nach zwei Stunden Spielzeit nicht geschafft, den Drittligisten aus Darmstadt nieder zu ringen. Schlimmer noch – nicht einmal zwingende Torgelegenheiten konnte sich die Favre-Elf herausarbeiten.

Kaum Chancen für den Favorit

Nur einmal hatten die mehr als 2.500 mitgereisten Gladbacher Fans nach knapp einer Stunde den Torschrei auf den Lippen, als Neuzugang Max Kruse nach einem weiten Pass frei vor Darmstadts Torhüter Jan Zimmermann auftauchte. Aber der 28-jährige Schlussmann war an diesem Nachmittag nicht zu bezwingen. „Wir wollen den Gladbachern das Leben so schwer wie möglich machen“, hatte Darmstadts Trainer Dirk Schuster noch am Donnerstag gesagt und orakelte vielsagend: „Realistisch betrachtet würden wir von zehn Spielen gegen Mönchengladbach neun verlieren. Aber vielleicht erwischen wir am Sonntag ja das eine.“ Und seine Mannschaft tat von Beginn an alles dafür, die Hoffnung der 16.500 Zuschauer stets lebendig zu halten. Perfekt organisiert, giftig und mit hohem Einsatz ließ man den Gästen wenig Raum für die Spieleröffnung. Zwar kombinierte der Bundesligist, der verletzungsbedingt auf Mittelfeldspieler Juan Arango verzichten musste, über weite Strecken gefällig. Zu häufig fanden die Zuspiele jedoch nicht den Adressaten. „Wir hätten die Pässe schärfer und flacher spielen müssen“, suchte Lucian Favre nach einer Erklärung, warum seine Mannschaft in der Vorwärtsbewegung so harmlos agierte. Darmstadt hingegen versteckte sich gegen den hohen Favoriten nicht und setzte vor allem in der ersten Halbzeit durch die schnellen Marcel Heller und Marco Sailer immer wieder Nadelstiche.

Jubel im Elfmeterschießen

Die erste Gelegenheit der Partie hatte nach einer knappen halben Stunde dann aber Darmstadts Kapitän Aytac Sulu. Seinen Kopfball konnte Nationaltorhüter Marc-André Ter Stegen mit einem Reflex gerade noch an die Latte lenken. Es sollte lange die einzige nennenswerte Aktion auf dem Rasen bleiben. Zwar hatte der Favorit vom Niederrhein in der zweiten Hälfte und später auch in der Verlängerung mehr Spielanteile, Darmstadt hielt aber weiter gut dagegen und hätte kurz vor dem Ende sogar die Entscheidung in der regulären Spielzeit erzwingen können. Dem Treffer von Mittelfeldspieler Hanno Behrens (86.) verweigerte der sichere Schiedsrichter Frank Willenborg aufgrund eines Foulspiels jedoch zu Recht die Anerkennung. Auch in der Verlängerung hielten sich die „Lilien“ trotz schwindender Kräfte schadlos. Was blieb war das Elfmeterschießen, und nach dem Lattentreffer des Schweden Branimir Hrgota der grenzenlose Jubel der Lilienfans. In Darmstadt hofft man nach dem Überraschungs-Coup gegen Mönchengladbach auch in der zweiten Runde auf ein attraktives Los. Über eine knappe Viertelmillion mehr in der Vereinskasse dürfen sich die Hessen durch das Erreichen der nächsten Runde zumindest schon jetzt freuen.

Foto: www.o-m-d.org

   

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