Corboz im Interview: "So ein Teamgefühl gibt es nie wieder”
Im Interview mit liga3-online.de spricht Bielefelds Kapitän Mael Corboz über den aktuellen Erfolg der Arminia, die kommenden Aufgaben gegen Hansa Rostock, den FC Ingolstadt und den SC Freiburg im DFB-Pokal sowie seinen Karriere-Aufstieg in den zurückliegenden Jahren.
"Heben nicht ab und bleiben fokussiert"
liga3-online: Arminia Bielefeld ist so etwas wie die Mannschaft der Stunde in der 3. Liga: Punktgleich mit dem SV Sandhausen an der Spitze, wettbewerbsübergreifend seit neun Partien unbesiegt und als einziger Drittligist Achtelfinal-Teilnehmer im DFB-Pokal. Was sind die Gründe für den aktuellen Erfolg, Herr Corboz?
Mael Corboz: Wir sind als Mannschaft sehr gut zusammengewachsen, lassen uns von außen nicht beeinflussen und sind homogen. Alle Neuzugänge wurden super integriert, dadurch konnten wir im Sommer optimal arbeiten. Wir setzen die Ideen unseres Trainerteams optimal um – das erklärt unsere bis dahin stabile Saison. Wir wissen aber auch, wo wir herkommen, heben nicht ab und bleiben fokussiert.
Der Blick auf die Tabelle zeigt: Vor allem die Defensive ist ein Erfolgsfaktor. Mit nur elf Gegentreffern stellt die Arminia die mit Abstand beste Abwehr der 3. Liga. Wie erklären Sie sich diese enorme Stabilität?
Wir haben auch in der Rückrunde der vergangenen Saison nicht mehr viele Gegentore bekommen und dadurch auch nicht mehr viele Spiele verloren. Das konnten wir in die neue Spielzeit transportieren und stetig verbessern. Die Abwehrarbeit fängt in der vordersten Reihe an, wir arbeiten alle extrem viel gegen den Ball. Darum sind wir gerade schwer zu schlagen.
Traditionell geht es in der 3. Liga eng zu, Platz eins und sechs trennen nur drei Zähler. Was kommt Ihnen in den Kopf, wenn Sie auf die Tabelle schauen?
Natürlich können wir die Tabelle lesen, aber das ist für uns gerade nicht entscheidend. Wir arbeiten weiter an unserem Spiel, denn es gibt immer noch Dinge, die wir verbessern können und müssen. Viel wichtiger als der aktuelle Tabellenstand ist unsere Spielweise und dass wir das umsetzen, was unser Trainerteam uns vorgibt.
Es geht Schlag auf Schlag weiter. Auf das erfolgreiche Viertelfinale im Landespokal bei Westfalia Herne (5:0) folgen jetzt Ligaspiele bei Hansa Rostock und gegen den FC Ingolstadt, bevor das DFB-Pokal-Highlight gegen den Bundesligisten SC Freiburg ansteht. Was stimmt Sie positiv, dass sich die Erfolgsserie fortsetzt?
Wir wollen möglichst unsere Serie ausbauen, das ist klar. Die 3. Liga ist aber kein Selbstläufer. Hier müssen wir uns jeden Punkt sehr hart erkämpfen. Mich stimmt positiv, dass unsere Mannschaft stabil ist und die Situation genau einzuschätzen weiß. Keiner nimmt sich zu wichtig, alle sind fokussiert. Das sind tolle Voraussetzungen, um die Serie aufrechtzuerhalten.
"Dieser Verpflichtung bin ich mir bewusst"
Profitieren Sie bei der hohen Anzahl an Spielen auch von der Breite des Kaders? Von außen hat man das Gefühl, dass die Arminia Ausfälle besonders gut kompensieren kann.
Ja, in der Tat. Die Verantwortlichen haben im Sommer sehr gute Arbeit geleistet, davon profitieren wir gerade. Dazu kommt, dass jeder im Team seine Rolle genau kennt und erfüllt. Alle sind bei 100 Prozent, auch wenn sie auf der Bank sitzen. Wir können jederzeit frische Kräfte ins Spiel bringen oder Verletzungen kompensieren.
Sie führen die Arminia seit Saisonbeginn als Kapitän auf den Platz, obwohl Sie erst im Januar zum Team gestoßen sind. Was macht das mit Ihnen – erfüllt Sie das auch mit Stolz?
Ich bin definitiv stolz, Kapitän dieser Mannschaft zu sein. Und das bei einem Traditionsverein wie Arminia Bielefeld. Ich weiß, dass das keine Selbstverständlichkeit ist. Umso bedeutender ist das Amt für mich. Ich sehe es als meine Verantwortung, dafür zu sorgen, dass alle in die gleiche Richtung gehen. Dieser Verpflichtung bin ich mir bewusst. Ich mag diese Rolle und weiß, dass ich dadurch auch meine besten Leistungen bringe.
Insgesamt ging es in den letzten Jahren in Ihrer Karriere stetig bergauf. Beim SC Verl waren Sie Kapitän eines Teams, das begeisterte. Jetzt sind Sie es ebenso. Wie blicken Sie auf den jüngsten Verlauf Ihrer persönlichen Laufbahn?
Sehr positiv. Ich weiß, dass ein solcher Verlauf nur durch harte Anstrengung möglich ist. Vor einigen Jahren musste ich mich aus der Regionalliga kämpfen und bin stolz, jetzt hier zu sein. Es gibt immer Bereiche, in denen wir uns alle verbessern können. Aber wir sind auf einem guten Weg. Auch hier in Bielefeld wird uns nichts geschenkt. Wir arbeiten täglich hart daran, um erfolgreich zu sein.
Was wollen Sie in Ihrer Karriere noch erreichen – und wohin soll Ihr Weg führen? Ist auch eine Rückkehr in Ihr Heimatland USA vorstellbar?
Ich will mich stetig verbessern, auf und neben dem Platz. So ticke ich als Profisportler. Ich möchte die Zeit in einer Mannschaft und in einem Verein genießen. Nach der Karriere gibt es – glaube ich – dieses Teamgefühl nie wieder. Ich habe mir in meiner Laufbahn aber nie langfristige Ziele gesetzt und bin damit bisher gut gefahren. Im Moment denke ich nicht über eine Rückkehr in die USA nach, sondern konzentriere mich auf das Hier und Jetzt mit Arminia Bielefeld.