Chaos bei 1860: Wie geht es nach dem Abstieg weiter?
Der größte Albtraum des TSV 1860 München ist wahr geworden: Erstmals nach 24 Jahren sind die Löwen in der kommenden Saison nur noch drittklassig. Wie geht es jetzt weiter? liga3-online.de beantwortet die wichtigsten Fragen.
[box type="info" size="large"]Präsident und Geschäftsführer zurückgetreten[/box]
Hat der TSV 1860 München eine Lizenz für die 3. Liga beantragt?
Das ist bisher nicht bekannt. Allerdings ließen die Löwen am Dienstagabend verlauten: "Mit dem Fall Dritte Liga haben wir uns bereits befasst." Jetzt will sich der Verein die notwendige Zeit nehmen, und einen "konkreten Plan für die Zukunft" entwickeln. Dieser Plan soll jedoch erst dann kommuniziert werden, "wenn wir unseren Fans eine klare Botschaft mit auf den Weg geben können, wie es in der Dritten Liga weitergeht", heißt es. Zudem appelliert der TSV an seine Anhänger: "Wir bitten Euch in dieser schwierigen und emotionalen Zeit um Ruhe und Geduld, während wir unsere Pläne für die Zukunft fixieren."
[box type="note"]Update: Drittliga-Lizenz wackelt – Droht die Insolvenz?[/box]
Gab es schon erste personelle Konsequenzen?
Ja. Noch am Dienstagabend vermeldeten die Löwen die Rücktritte von Präsident Peter Cassalette und Geschäftsführer Ian Ayre. Während Cassalette nach dem Relegationsspiel seinen Rücktritt erklärt hat, legte Ian Ayre, der erst vor acht Wochen vom FC Liverpool zu den Löwen kam, bereits am Vormittag seine Ämter nieder. "In den acht Wochen meiner Amtszeit habe ich leider eine Struktur vorgefunden, in der die Anteilseigner nicht dieselben Interessen und dieselbe Vision für die Zukunft dieses Klubs haben", begründete der Brite seinen Rücktritt gegenüber dem "Kicker".
Bleibt Investor Hasan Ismaik?
Das ist vollkommen offen! Zwar hatte der Jordanier noch vor einigen Tagen betont, die Löwen im Abstiegsfall nicht verlassen zu wollen, jedoch gilt Ismaik als wankelmütig. Auch er musste bereits feststellen: "Alles, was ich in den vergangenen Jahren unternommen habe, um den Verein voranzutreiben, ist auf allen Ebenen gescheitert." Daher sei endgültig festzustellen, "dass grundlegende Änderungen auf allen Ebenen notwendig und die einzige Möglichkeit sind, um ein solides Fundament für einen Neuanfang und eine erfolgreiche Zukunft zu erschaffen." Gerüchten zufolge soll Ismaik seit Mai 2011 zwischen 60 und 80 Millionen Euro in den Verein investiert haben – immer mit dem Ziel: Bundesliga und Champions-League. Einen der "besten Vereine Europas" hatte Ismaik vor Augen. Nun steht jedoch der Abstieg in die 3. Liga zu Buche. Am Dienstagabend war Ismaik nicht im Stadion.
Welche Folgen hätte es, wenn Hasan Ismaik die Löwen verlässt?
In diesem Fall wäre vollkommen offen, wie der TSV 1860 die 3. Liga finanzieren könnte. Allein, um die Lizenz für die 2. Bundesliga zu erhalten, hätte Ismaik laut der "Süddeutschen Zeitung" angeblich 21 Millionen Euro zur Verfügung stellen müssen.
[box type="info" size="large"]Personelle Planungen[/box]
Was wird aus Trainer Vitor Pereira?
Auch wenn es noch nicht offiziell ist, deutet alles darauf hin, dass der Portugiese den TSV 1860 nach nur einem halben Jahr wieder verlässt. Auf der Pressekonferenz nach dem Spiel gegen Regensburg verabschiedete er sich bereits indirekt: "Ich habe dieses Risikoprojekt angenommen. Leider hat es nicht gereicht. Es ist ein trauriger Moment. Es ist alles schwer zu verkraften. Es ist ein großes Loch in mir. Ich trage die Verantwortung. Das Projekt ist gescheitert." Danach war die Pressekonferenz beendet, Fragen wurden nicht zugelassen.
Wie sieht der Kader für die kommende Saison aus?
Laut der "Bild" besitzen nur Jan Mauersberger, Max Engl, Felix Weber, Marin Pongracic, Kilian Jakob und Nico Karger einen Vertrag für die 3. Liga. Alle anderen Spieler können gehen – ablösefrei! Darunter auch teure Neuverpflichtungen wie Stefan Aigner (3,0 Millionen Euro), Ribamar (2,5) und Christian Gytkjaer (2,25) sowie Ivica Olic, Sascha Mölders und Hoffnungsträger Florian Neuhaus. Es deutet sich also ein großer Kader-Umbruch an. Einen Sportdirektor gibt es momentan allerdings nicht.
Ist der direkte Wiederaufstieg realistisch?
Das ist vollkommen offen. Klar ist aber: Der Wiederaufstieg wird das klare Ziel sein. Ein Verein wie der TSV 1860 München wird in der 3. Liga keine langfristige Perspektive haben. Doch damit die direkte Rückkehr in die 2. Bundesliga gelingen kann, benötigt der Deutsche Meister von 1966 einen Neuanfang auf allen Ebenen und ein rundum erneutes sportliches Konzept.
[box type="info" size="large"]Die Stadion-Frage[/box]
Spielen die Löwen weiterhin in der Allianz-Arena?
Trotz des Abstiegs hat der bis 2025 vereinbarte Mietvertrag mit dem FC Bayern München weiterhin Bestand. Fraglich ist allerdings, wie der TSV 1860 in der 3. Liga die jährliche Miete von angeblich rund 3,5 Millionen Euro zahlen soll.
Kommt ein Umzug in das Grünwalder Stadion in Frage?
Eher nicht. Zwar wurde die Spielstätte im Süden Münchens vor vier Jahren für zwölf Millionen Euro renoviert und an Drittliga-Bedingungen angepasst (für die U23-Teams des FC Bayern und der Löwen), allerdings hätte der TSV 1860 bei einem Wiederaufstieg in die 2. Bundesliga keine taugliche Spielstätte. Allein schon deshalb sei ein Umzug in das Grünwalder Stadion (12.500 Plätze) laut der "TZ" schon unwahrscheinlich.
Und wie sieht es mit dem Olympiastadion aus?
Nach dem Auszug des FC Bayern und der Löwen im Sommer 2005 wurde das Olympiastadion grundlegend verändert. Fußballtauglich ist die Spielstätte derzeit allerdings nicht und müsste daher erst aufwendig und kostspielig saniert werden.
Ist ein Stadionneubau ein Thema?
Investor Hasan Ismaik hatte diesen im Februar 2016 ins Spiel gebracht, allerdings sieht die Stadt für ein Stadion dieser Größenordnung derzeit keinen Platz. Ohnehin würden bis zur Fertigstellung eines neuen Stadions mehrere Jahre vergehen.
Welche weiteren Auswirkungen hat der Abstieg?
Da die erste Mannschaft künftig in der 3. Liga spielt, muss die U21 aus der Regionalliga in die fünftklassige Bayernliga absteigen. Unabhängig davon sind auch die U19 sowie die U17 und daher auch die U16 jeweils abgestiegen.