CFC-Sportdirektor Beutel: "Handlungsbedarf in der Offensive"

Mit 13 Zu- und 11 Abgänge gehörte der Chemnitzer FC in der zurückliegenden Transferperiode im Sommer zu den aktivsten Drittliga-Vereinen. Der Mann hinter den Transfers ist Sportdirektor Stephan Beutel, der einen kompletten personellen Umbruch vollzog und die Himmelblauen damit zu einem Aufstiegskandidaten machte – zumindest lassen dies die 21 Punkte aus den ersten zwölf Spielen vermuten. Im Interview mit liga3-online.de spricht der 48-Jährige über die Zusammenstellung des Kaders, die Arbeit eines Sportdirektors sowie über weitere mögliche Zu- und Abgänge.

liga3-online.de: In der Sommerpause hat der Chemnitzer FC einen großen personellen Umbruch, bei dem bewusst auf junge Spieler gesetzt wurde, vollzogen. Große Namen suchte man bei den Neuzugängen im Gegensatz zur Ligakonkurrenz vergeblich. Der bisherige Saisonverlauf dürfte ihre Umsichtigkeit bei der Kaderplanung bestätigen?

Stephan Beutel: Bei der Zusammenstellung des Kaders lag der Fokus nicht alleinig auf der Verpflichtung junger Spieler, sondern vielmehr darauf, dass die Spieler in das von Trainer und Sportdirektor avisierte Spielsystem passen. Ziel war es, mehr Tempo ins Spiel zu bekommen und im Abwehrzentrum an Größe zu gewinnen, zwei Aspekte, bei denen der Kader in der Vergangenheit Defizite aufwies. Zudem mussten die neuen Spieler zur angestrebten Entwicklung des Vereins passen, den sie durch die eigene sportliche Leistung nachhaltig mitgestalten und sich gleichzeitig selbst weiterentwickeln sollen.

Wie viele andere Vereine, ist auch der CFC bis Transferschluss aktiv gewesen und hat mit Tim Danneberg aus Kiel sowie Tim Hölscher von Twente Enschede noch zwei Last-Minute-Transfers getätigt. Beide Spieler waren erst kurz zuvor auf den Markt gekommen und sie haben sofort zugeschlagen!

Sichtung und Beurteilung von Spielern beschränkt sich ist im Profifußball nicht nur auf die zwei Transferperioden im Sommer und Winter. Vielmehr handelt es sich um einen ganzjährigen Prozess, der daraus besteht, die eigenen Netzwerke ständig abzufragen und auf dem Laufenden zu bleiben. Dadurch eröffnet sich auch die Gelegenheit, blitzschnell reagieren zu können, wenn kurz vor Schluss noch Bewegung in den Transfermarkt kommt. Dies haben auch wir bewusst ins Kalkül einbezogen.

Derzeit spielen die beiden Offensivspieler Orhan Mustafi (24) und Mattia Maggio (20) zum Test vor. Das erwähnte Sichten geht also weiter?

Auf beide Spieler sind wir durch unsere Kontakte aufmerksam geworden und wollen uns nun im laufenden Trainingsbetrieb einen detaillierten Eindruck davon verschaffen, ob beide Spieler, sowohl sportlich als auch charakterlich in unsere Mannschaft passen könnten. Denn gerade die charakterliche Eignung eines Spielers ist wichtig für das Gefüge innerhalb der Mannschaft, was letztendlich eine der Stärken unserer Mannschaft ist!

Zuletzt blieb der CFC dreimal ohne eigenen Torerfolg. In der Offensive besteht also gewissermaßen noch Handlungsbedarf?

Einen notwendigen Handlungsbedarf die Offensive weiter zu verstärken, haben wir bereits zuvor, und damit losgelöst von den aktuellen Ergebnissen, gesehen. Ein zentraler Mittelstürmer, der den Ball halten kann und Stärken im Spiel mit dem Rücken zum Tor mitbringt, ist allerdings schwer zu finden. Spieler mit diesem Anforderungsprofil und dem entsprechenden Niveau suchen viele Mannschaften. Eine echte Verstärkung zu finden und verpflichten zu können, bedarf daher intensiver Suche und zugleich der nötigen finanziellen Rahmenbedingungen.

Der Einzug in die 2. Runde des DFB-Pokals müsste Ihnen im Hinblick auf  die finanziellen Möglichkeiten gewisse Spielräume ermöglichen?

Der Einzug in die 2. Runde des DFB-Pokals fand vor der Saison zwar keine unmittelbare Berücksichtigung in finanziellen Planspielen, dennoch ist der Spielraum nicht deutlich größer geworden. Vielmehr sind diese Zusatzeinnahmen unserem Etat und dem Spielerkader zu Gute gekommen. Letztlich haben sich die Spieler mit ihrer Leistung gegen Mainz eine Erfolgsprämie verdient.

Welche Aufgaben sind neben der Spielersichtung und Kaderplanung im Moment von besonderer Bedeutung?

Der Sportdirektor verantwortet die administrative Organisation des sportlichen Bereichs und alle damit verbundenen Aufgaben, die gerade bei einem Drittligaverein mit begrenztem Personalaufwand viel Zeit in Anspruch nimmt. Weiterhin muss, gemeinsam mit Trainer- und Betreuerteam, eine Atmosphäre geschaffen werden, in der sich die Spieler wohlfühlen können und die in sie gesteckten Erwartungen erfüllen können. Die Planung des Trainingslagers für die kommende Winterpause ist zugleich eine weitere Aufgabe, die in den kommenden Tagen und Wochen auf uns zukommt.

Apropos Winterpause: Wird es in dieser Transferperiode Veränderungen im Kader geben?

Es ist bereits bekannt, dass sich der Verein von Kolja Pusch und Marc Hensel aufgrund der fehlenden Perspektive trennen will. Der Status hierzu ist aktuell unverändert, doch möchte ich betonen, dass wir hierbei stets vertragskonform agieren werden. Inwiefern weitere Personalentscheidungen getroffen werden, werden wir frühestens ab November intern analysieren.

Der Chemnitzer FC formulierte vor der Saison den Klassenerhalt als sportliche Zielstellung. Die dafür nötigen 45 Punkte sind gut zur Hälfte eingefahren. Inwiefern werden die Saisonziele im weiteren 
Verlauf noch nachjustiert?

An unserer Zielsetzung hat sich nach wie vor nichts geändert, denn die letzten Ergebnisse haben gezeigt, wie schwierig es ist, real 45 Punkte auf das eigene Konto zu bekommen. Über eventuell darüber hinausgehende Ziele braucht man sich daher noch nicht zu äußern.

Wie beurteilen Sie die aktuelle sportliche Konstellation in der Liga. Gibt es aus ihrer Sicht Überraschungen?

Die Situation stellt sich für mich erwartungsgemäß so dar, dass es ein breites, sechs bis sieben Mannschaften umfassendes, Feld im Kampf um die ersten drei Plätze gibt und sich ein Großteil der Liga im Kampf gegen den Abstieg befindet. Unser Ziel muss es sein, sich an der ersten Gruppe zu orientieren!

Vielen Dank für das Interview!

 

FOTO: ef-pixx.de

 

   

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