CFC-Krise wird größer: Bergners dramatischer Appell
Mit der 0:1-Niederlage gegen den TSV 1860 München wartet der Chemnitzer FC weiterhin auf den ersten Saisonsieg und rutscht damit immer tiefer in die Krise. Trainer David Bergner holte nach Spielende zu einem dramatischen Appell aus.
Deutliche Worte
Seit Wochen herrscht hinter den Kulissen des Aufsteigers Unruhe, auch sportlich läuft es nicht. Für Bergner sind beide Seiten unmittelbar miteinander verknüpft: "Das geht an den Spielern nicht spurlos vorbei", sagte er im Interview mit "Magenta Sport" und kam dabei auch auf den neuerlichen Boykott der Fanszene zu sprechen: "Wenn du die Kurve nicht hinter dir hast, ist es klar, dass ein Prozentpunkte fehlen." Aber es sei die Entscheidung der Leute, betonte Bergner: "Ich kann keinen mit der Pistole zwingen, hier herzukommen. Das muss vom innersten kommen." Wenn das nicht passiere, müsse man sich das erarbeiten. "Allerdings müsste wir auch die Chance dafür bekommen", kritisierte der CFC-Coach.
"Entweder man entscheidet sich für den Profifußball in Chemnitz oder lässt es sein", meinte der 45-Jährige. Einige Leute müssten sich in den Augen des Chemnitzer Trainers hinterfragen, "ob sie den Profifußball haben wollen, oder ob wir im Stadion in zwei Jahren die Kühe weiden lassen." Sein Appell richtet sich auch an die Politik: "Dort müsste mal das Signal kommen: 'Wir stehen hinter dem Verein und lassen ihn nicht verrecken'".
Mehr als Psychologe als Trainer
Die Unruhen im Umfeld erschweren auch die Suche nach Neuzugängen: "Es möchte nicht jeder zu uns. Wir haben mehrere Absagen bekommen, weil wir wahrscheinlich im Umfeld nicht so arbeiten, wie das für den einen oder anderen wichtig ist", berichtete Bergner, der sich mittlerweile mehr als Psychologe denn als Trainer sieht. "Es ist schwer hier zu arbeiten", räumte der CFC-Coach ein.
Dass er mit seiner Mannschaft nach sieben Spieltagen noch immer auf den ersten Sieg wartet, macht die Situation erst recht schwer. Dennoch attestierte Bergner seinen Jungs ein "sehr gutes Spiel" und befand, dass ein Punkt gegen die Löwen verdient gewesen wäre. Doch ein Abwehrfehler in der 77. Minute, als "wir nicht durchdecken und sich meine Spieler fast über den Haufen laufen", führte letztlich zur bitteren Niederlage. Über fehlenden Torchancen konnte sich der CFC-Coach derweil nicht beschweren: "Allerdings fehlt uns momentan der Glaube, dass wir ein Tor erzielen können", stellte Bergner fest.
Bergner hadert mit Schiedsrichter
Worüber sich der Trainer der Himmelblauen derweil aufregte, war eine Szene in der 18. Minute, als Tarsis Bonga freizulaufend auf das Tor von Philipp Steinhart gefoult wurde. "Wenn das keine rote Karte ist, können wir hier aufhören. Das hat jeder im Stadion so gesehen", schimpfte Bergner über die Entscheidung von Schiedsrichter Frank Bokop, nur Gelb zu zeigen. Selbst 1860-Trainer Daniel Bierofka musste einräumen, dass man die rote Karte durchaus hätte geben können.
Ärgerlich für den CFC, dass Sechzig mit elf Spielern weitermachen durfte: "Ich will es nicht daran festmachen. Aber ab der 18. Minute mit einem Mann mehr zu spielen, hätte uns sicherlich gut getan. Im Moment haben wir diese Lobby nicht. Das ist schade!" So stand am Ende die vierte Niederlage im siebten Spiel zu Buche. In der nun anstehenden Länderspielpause kann sich der Chemnitzer FC neu sammeln, ehe es in rund zwei Wochen mit einem Auswärtsspiel in Unterhaching weitergeht. Ob Bergners Appell bis dahin Gehör gefunden hat?