Carl Zeiss Jena sendet Lebenszeichen: "Wir sind da"

Für den FC Carl Zeiss Jena fühlte sich das 1:1 gegen den 1. FC Magdeburg fast wie ein Sieg an. Nach dem Liga-Negativrekord von sechs Pleiten in den ersten sechs Begegnungen werteten die Thüringer das Remis gegen den ambitionierten Zweitliga-Absteiger als das ersehnte Zeichen zur Trendwende.

"Werden Liga von hinten aufrollen“

"Das Produkt, das wir bisher abgeliefert hatten, war auf gut deutsch gesagt Scheiße. Jetzt soll es ein Verkaufsschlager wird", kommentierte Jenas Trainer Lukas Kwasniok den ersten Punktgewinn der Saison am "Magenta Sport"-Mikrofon mit spürbarer Erleichterung. Zwar hätte der Pole natürlich auch "einen Dreier richtig geil“ gefunden, aber im Hochgefühl der immerhin beendeten Niederlagenserie ließ sich Kwasniok noch zu einer Kampfansage an die Konkurrenz hinreißen: "Wir sind da, die Liga weiß das jetzt auch, und wir werden die Liga jetzt von hinten aufrollen.“

Anlass zu Hoffnung konnte dem FCC das Duell mit dem Ostrivalen tatsächlich machen. Gegenüber dem völlig verpatzten Saisonstart waren die Gastgeber kaum wiederzuerkennen, zeigten die zuvor so schmerzlich vermissten Tugenden wie Engagement und Leidenschaft. "Es geht darum, unser Leben auf dem Platz zu lassen", formulierte Neuzugang Dominic Volkmer die veränderte Einstellung seines Teams mit allerdings etwas martialischen Worten.

Den geglückten Wandel führte Kwasniok auf eine radikale Abkehr vom bisherigen Kurs zurück. "Wir haben alles hinterfragt und erkannt, dass alles vorher nur Quatsch war. Den Turnaround in einer solchen Situation schafft man aber nur durch einen Trainerwechsel oder, wenn der Trainer sich selbst wechselt“, sagte der Coach auf der Pressekonferenz nach Spielschluss zu seiner Entscheidung zur Umstellung vom bisherigen Ballbesitzfußball zum "leidenschaftlichen Verteidigungskampf“. Für beides, meinte Kwasniok, "kann ich mich begeistern“.

"Noch extrem viel Arbeit“

Nicht zuletzt setzte der Ex-Profi gegen Magdeburg, das nach der Pausenführung der Platzherren durch Daniele Gabriele (45.) durch Routinier Christian Beck (66.) wenigstens einen Zähler zurück an die Elbe mitnahm, in der "Stunde Null" aber auch personell eindeutige Zeichen. Gleich sechs Veränderungen nahm Kwasniok in seiner Startaufstellung im Vergleich zur vorangegangenen 0:3-Pleite beim SV Meppen vor und schreckte dabei auch nicht vor unpopulären Maßnahmen zurück. So musste sich der etatmäßige Kapitän Rene Eckardt gegen den FCM zunächst mit dem ungewohnten Platz auf der Bank anfreunden und kam erst nach dem Ausgleich ins Spiel. An seiner Stelle fungierte Volkmer, der in der Vorwoche nach seinem Leihengagement in der Rückrunde der zurückliegenden Saison endgültig von Zweitligist Jahn Regensburg verpflichtet wurde, als Spielführer.

"Wir haben komplett anderen Fußball angekündigt, und das haben wir auch erreicht", meinte Kwasniok zum Ergebnis des eingeleiteten Veränderungsprozesses: "Es ging um eine komplett andere Herangehensweise." Der so sehr gefeierte Punkt soll für Jena jedoch nur ein Anfang sein. Angesichts von inzwischen schon sechs Punkten Rückstand auf den ersten Nichtabstiegsplatz ist Kwasniok und seinen Spielern der Zugzwang schon beim nächsten Spiel nach der Länderspielpause bei 1860 München (14. September) sehr bewusst. "Vor uns liegt noch extrem viel Arbeit." Gegen die Löwen dürfte auch Niklas Jahn wieder dabei sein. Nachdem sich der 18-Jährige bei einer Hereingabe in den Strafraum eine Gehirnschütterung zugezogen hatte (82.), war er kurz danach mit einer Trage vom Platz gebracht worden.

   

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