Capretti tobt wegen Schiedsrichter: "Wurden des Sieges beraubt"
Beim Auswärtsspiel in Halle war der SC Verl am Freitagabend schon auf die Siegerstraße eingebogen, ehe der HFC in der Schlussphase doch noch auf 4:4 stellte. Der Ärger bei Trainer Guerino Capretti war groß – und richtete sich vor allem gegen Schiedsrichter Florian Lechner.
"Eine Katastrophe"
Normalerweise ist Guerino Capretti ein ruhiger Vertreter seiner Zunft. Doch nach dem Spiel in Halle platzte es aus dem 39-Jährigen nur so heraus: "Es ist eine Katastrophe, dass wir so des Sieges beraubt werden. Das ärgert mich maßlos", schimpfte er bei "MagentaSport". Und auch bei der Pressekonferenz hatte er sich noch nicht beruhigt: "Es fällt mir schwer, nur die Leistung meiner Mannschaft zu beurteilen", leitete er einen längeren Monolog ein. "Es gibt manche Dinge, die man nicht beeinflussen kann. Heute war es leider so, dass der gute Herr Schiedsrichter viele enge Aktionen gegen uns gepfiffen hat."
Das ging aus Sicht des Verler Trainers schon nach acht Minuten los, als Lechner nach einem Foul von Luca Stellwagen an Tom Zimmerschied Freistoß für den HFC gab, den Michael Eberwein zum 1:0 für die Hausherren verwandelte. "Das war kein Foul", schimpfte Capretti. Noch größer wäre sein Ärger wohl gewesen, hätte er gesehen, dass Jürgensen bei der Ball-Hereingabe möglicherweise von Terrence Boyd gefoult wurde.
Capretti sieht Verl im Nachteil
Aufreger Nummer zwei war das 3:4 für den HFC, dem ein Foulspiel von Niklas Kastenhofer an Kasim Rabihic am Strafraum der Hallenser vorausging. Als Capretti bei "MagentaSport" die Wiederholung der Szene begutachtete, musste er ironisch lachen: "Das ist ja Wahnsinn. Ein ganz klares Foulspiel, klarer geht es nicht. Der Schiedsrichter steht genau daneben und hat freie Sicht, dennoch er pfeift er nicht."
Warum, darüber konnte der Verler Coach, der wegen Meckerns in dieser Szene Gelb sah, nur spekulieren – hatte aber eine Theorie: "Wahrscheinlich, weil die Zuschauer da waren und er sich nicht getraut hat." Eine Tatsache, die Capretti als "unfair" bezeichnete – und eine grundlegende Debatte anstieß: "Das ist unser Schicksal, denn wir als SC Verl haben bei unseren Spielen nicht diese Stimmung, sondern müssen immer dagegen spielen. Wenn der Schiedsrichter sich davon beeinflussen lässt, spielen wir 13 gegen 11." Entsprechend regte der 39-Jährige die Einführung des Video-Beweises in der 3. Liga an. "Gerade auswärts ist das vielleicht die einzige Möglichkeit für uns. Dann wäre es gerechter."
Selbstkritik und Lob
Doch bei allem Schiedsrichter-Ärger musste Capretti auch eingestehen, dass sich seine Mannschaft bei den Gegentoren nicht gut angestellt habe: "Wir wollten alles wegverteidigen, aber das ist uns nicht gelungen." Zudem verpassten es die Ostwestfalen, das 5:2 zu erzielten: "Dann wäre der Sack zu gewesen", ärgerte sich der Coach. Unter dem Strich zeigte sich Capretti mit der Leistung aber zufrieden: "Was das Spiel mit dem Ball anging, muss ich meiner Mannschaft ein Kompliment machen. Das war allererste Sahne, besser geht es kaum." Seine Spieler hätten "ihr Herz auf dem Platz gelassen" und "alles gegeben".
Entsprechend wertete Capretti das 4:4 nach zuvor zwei Niederlagen in Folge als "Schritt in die richtige Richtung" und kündigte kämpferisch an: "Wir werden weitermachen, egal was passiert. Wenn das nächste Mal ein Schiri gegen uns pfeift, müssen wir eben noch mehr Tore schießen als ohnehin schon." Den Frust der Verler könnte nun Viktoria Berlin zu spüren bekommen, das am nächsten Samstag bei den Ostwestfalen gastiert.