Capretti-Nachfolger Kniat: Verl soll kein "Liverpool der 3. Liga" werden
Michél Kniat redet nicht gerne um den heißen Brei herum. "Ich mache klar, wie ich es haben will", kündigte der neue Cheftrainer von Abstiegskandidat SC Verl bei seiner Vorstellung Klartext im Umgang mit den Spielern an.
"Niemand schwebt über den Wolken“
Bis zu seiner Drittliga-Premiere am Freitag im Heimspiel der Ostwestfalen gegen den bereits etwas enteilten Rivalen FSV Zwickau sieht der bisherige Coach des Oberliga-Spitzenreiters SC Paderborn II jedoch zunächst die von Sportvorstand Raimund Bertels bescheinigte Empathie angebracht. "Es ist klar, dass in unserer Situation niemand über den Wolken schwebt, deswegen ist das erste Ziel, in die Köpfe der Jungs hineinzukommen“, beschrieb der Rheinländer bei seiner Vorstellung als Nachfolger des freigestellten Guerino Capretti seine Strategie für die ersten Arbeitstage in Verl.
Den gefährdeten Klassenerhalt strebt Kniat nicht nur als Auftragserfüllung für seinen neuen Arbeitgeber, der sich auch schon für Caprettis ursprünglich im Sommer geplanten Abschied auf Kniat festgelegt hatte, an: "Das ist für mich als Trainer der nächste Schritt, und auch deswegen ich will die 3. Liga auch nächstes Jahr in Verl sehen“, machte der 36-Jährige aus seinen persönlichen Ambitionen kein Hehl.
"Es muss einfach nur reichen“
Damit das Projekt auch wirklich der erhoffte Erfolg für beide Seiten wird, will sich Kniat von dem momentan noch überschaubaren Rückstand seines neuen Teams auf die Nichtabstiegsplätze von nur einem Punkt nicht blenden lassen und verweist auf ein höchst prominentes Beispiel aus der englischen Premier League: "Wir wollen am Ende zwar nur einen Punkt mehr haben als vier Mannschaften unter uns, aber eigentlich habe ich es nicht so mit Punktevorgaben: 2019 holte der FC Liverpool so viele Punkte, die in 25 Fällen für die englische Meisterschaft gereicht hätten, nur leider holte Manchester City in dem Jahr noch mehr Punkte. Deswegen halte ich nicht viel von Punktevorgaben. Verl soll nicht zum Liverpool der 3. Liga werden. Es muss einfach nur reichen.“
Bei seiner Arbeit fängt Kniat aufgrund regelmäßiger Besuche von Verls Heimspiele in Paderborns "Nachbarschaft“ nicht bei Null an. "Ich habe natürlich meine eigenen Ideen vom Fußball, aber ich habe auch schon einige gute Ansätze gesehen, aber auch einiges, was zu verbessern ist“, beschrieb der ehemalige Regionalliga-Verteidiger seine Ausgangslage. In seinem Spezialbereich Abwehr dürfte Kniat sogar dringenden Handlungsbedarf konstatiert haben: Hinter der Schießbude von Abstiegskonkurrent MSV Duisburg mit 52 Gegentore sind Verls 48 Gegentreffer die zweitschwächste Defensiv-Bilanz der Liga.