Bund-Länder-Beschluss: Spiele im November vor leeren Rängen

Angesichts der steigenden Corona-Zahlen sollen ab dem 2. November alle Partien im Profisport – und damit auch in der 3. Liga – vor leeren Rängen ausgetragen werden. Darauf verständigten sich Bund und Länder im Rahmen einer Konferenz am Mittwoch. Wörtlich heißt es im Bund-LBeschluss unter Punkt 6: "Profisportveranstaltungen können nur ohne Zuschauer stattfinden." Ausnahmen sind aber möglich. Der Spielbetrieb in der 3. Liga ist vom Shutdown dagegen nicht betroffen.

"Ernste Lage"

Bei einer Pressekonferenz am Abend sprach Bundeskanzlerin Angela Merkel von einer "ernsten Lage" und einer "nationalen Kraftanstrengung". Das Tempo der Pandemie sei "extrem hoch", am Mittwoch "waren es doppelt so viele Neuinfektionen wie vor einer Woche". Noch werde das Gesundheitssystem mit der Situation fertig. "Doch wenn es bei diesem Tempo bleibt, kommen wir innerhalb weniger Wochen an die Leistungsgrenze des Gesundheitssystems. Schon jetzt wissen wir bei 75 Prozent der Infektionen nicht mehr, woher sie kamen." Daher sei klar gewesen: "Wir müssen handeln. Und zwar jetzt", so Merkel. Das Ziel: Eine Gesundheitsnotlage vermeiden. Bayerns Ministerpräsident Markus Söder sprach von einer "4-Wochen-Therapie".

Überraschend kommt der Schritt nicht, allein in der 3. Liga liegen bis auf Rostock alle Vereine in einem Risikogebiet (Inzidenzwert höher als 50). Entsprechend hatte sich eine vermehrte Anzahl von Geisterspielen bereits angekündigt, schon am kommenden Wochenende könnten die Ränge erstmals in dieser Saison in allen Stadien leer bleiben. Nach aktuellem Stand dürfen nur Dresden und Halle jeweils vor 999 Zuschauern spielen

Ausnahmen möglich

Mit dem 31. Oktober endet zudem die sechswöchige Testphase zur Zulassung von Zuschauern, auf die sich die Länder vor der Saison geeinigt hatten. Eine Fortführung schien aufgrund der hohen Corona-Zahlen schon zuletzt wenig wahrscheinlich – auch, wenn bisher keine Infektionen in Zusammenhang mit einem Stadion-Besuch bekannt sind.

Nicht zuletzt für Hansa Rostock wäre ein Zuschauer-Ausschluss im November bitter. Zum einen konnte die Kogge bislang die meisten Fans aller Drittligisten zu den Heimspielen begrüßen (knapp 30.000 in vier Spielen), zum anderen sind die Infektionszahlen in Rostock im Vergleich zu den anderen Drittliga-Standorten deutlich geringer. Am Mittwoch wies das Robert-Koch-Institut einen Inzidenz-Wert von "lediglich" 27,7 aus. Zur Erinnerung: Zuletzt waren Zuschauer zugelassen, wenn der Wert unter 35 lag. Nicht ausgeschlossen aber, dass das Land Mecklenburg-Vorpommern auch weiterhin Fans zulassen wird, sollten die Zahlen nicht weiter steigen. Auch andernorts könnten Ausnahmen möglich sein, denn das letzte Wort haben weiterhin die Behörden vor Ort.

Hohe Verluste drohen

Vor allem aus finanzieller Sicht sind Geisterspiele ein schwerer Schlag für alle Drittligisten, die mehr als die Klubs aus den beiden Bundesligen von den Ticket-Einnahmen abhängig sind. Allein Dynamo Dresden verliert pro Geisterspiel laut eigenen Angaben rund 300.000 Euro – bis zum Saisonende wären das sechs Millionen Euro. Zuschüsse vom Bund (bis zu 800.000 Euro pro Klub stehen in Aussicht) und den Ländern werden die Verluste wohl nicht vollständig abfangen können.

Immerhin muss der Spielbetrieb – anders als im Frühjahr – nicht pausiert werden. Dies hätte wohl noch größere Verluste zur Folge, sodass viele Klubs dann endgültig in ihrer Existenz bedroht wären. Ob es im Dezember wieder zu Teil-Zulassungen von Zuschauern kommt, ist noch offen. Entscheidend wird die Entwicklung der Pandemie in den kommenden Wochen sein. Klar ist aber: Die Klubs sind vorbereitet. Und dass die Hygienekonzepte funktionieren, haben die letzten Wochen gezeigt. Mitte November wollen Bund und Länder erneut über die Maßnahmen beraten.

   
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