BTSV zurück in der 3. Liga: "Hatten nicht die finanziellen Mittel"
Nur elf Monate nach dem Aufstieg ist Eintracht Braunschweig nach einer schwachen Zweitliga-Spielzeit zurück in der 3. Liga. Die Enttäuschung über den direkten Wiederabstieg ist groß, gleichzeitig richten die Verantwortlichen die Blicke aber schon wieder nach vorne. Ob Daniel Meyer Trainer bleibt, ist noch offen.
"Tut unfassbar weh"
Weil Osnabrück in Aue unterlag, hätte Braunschweig mit einem Sieg beim HSV zumindest noch in die Relegation einziehen können. Doch bei den Hamburgern kassierten die Niedersachsen eine deutliche 0:4-Pleite, lagen schon nach 20 Minuten 0:2 hinten und waren letztlich chancenlos. "Der frühe Rückstand heute war ein Spiegelbild zum Saisonverlauf. Danach laufen wir dem Ergebnis hinterher, was schwierig ist, weil du weißt, dass du keine Tore am Fließband erzielst", sagte Trainer Daniel Meyer nach der Partie. Man habe gesehen, warum es nicht zum Klassenerhalt gereicht hat. "Trotz des hohen Aufwands konnten wir keine Torgefahr ausstrahlen. Hinzu kommt die Anfälligkeit in der Defensive."
Insgesamt kassierte die Eintracht in dieser Saison 59 Gegentore und erzielte auf der anderen Seite gerade mal 30 Tore – Liga-Tiefstwert. "Wir müssen ehrlich sein: Vorne und hinten in den Strafräumen werden die Spiele entschieden. Und da waren wir einfach nicht gut genug", räumte auch Meyer ein. "Nach zehn Monaten Abstiegskampf mit vielen Rückschlägen, nachdem wir immer wieder aufgestanden sind, stehen wir mit leeren Händen da. Wir sind brutal enttäuscht. Es tut uns für alle leid, die es mit der Eintracht halten."
Auch Jannis Nikolaou verspürte Leere: "Der Abstieg tut unfassbar weh. Wir hatten es in der eigenen Hand, haben es selbst vermasselt und stehen am Ende mit Sicherheit auch verdient da, wo wir stehen. Wir haben in den vergangenen Spielen einfach viel zu wenig Punkte geholt." Entsprechend sei man nicht heute abgestiegen. "Aber wir haben davor einfach auch dumm verloren, viele Punkte liegen lassen."
Saufgelage vor dem HSV-Spiel?
Für Wirbel hatten im Vorfeld der Partie beim HSV Meldungen gesorgt, wonach Martin Kobylanski, Benjamin Kessel und Lasse Schlüter im Quarantäne-Hotel ein Saufgelage veranstaltet haben sollen. Auch Nick Proschwitz und Felix Kroos sollen involviert gewesen sein, wobei der BTSV die Vorfälle dementierte. Allerdings: Bis auf Kroos standen die genannten Spieler beim HSV allesamt nicht im Kader. Geschäftsführer Peter Vollmann sprach im Nachgang von sportlichen Gründen: "Unter der Woche hat das Trainerteam Eindrücke gesammelt, sodass der Trainer die Entscheidung getroffen hat, heute mit dieser Mannschaft dieses Duell zu bestreiten. Ich glaube nicht, dass das Ergebnis viel anders ausgefallen wäre, wenn die anderen Spieler mit dabei gewesen wären. Der Trainer wollte die Akteure auflaufen lassen, die der vollsten Überzeugung sind und dies auch in der Trainingswoche gezeigt haben."
Doch wie konnte es dazu kommen, dass es nach nur einem Jahr in der 2. Liga wieder runtergeht? "Wir hatten nicht die finanziellen Mittel, um vor der Saison den Kader so zusammenzustellen, dass er zum einen vollständig zweitligatauglich ist und die nötige Breite hat", versuchte sich Vollmann an einer Erklärung. Nun müsse er sich er sich erst einmal sammeln: "Für uns ist der Abstieg sehr bitter, vor allem mit all den Dingen, die nicht nur das Sportliche betreffen, die jetzt auf uns zukommen." Gemeint ist unter anderem die Kaderplanung. Nach dem Abstieg steht der BTSV wieder mal vor einem Umbruch, gleich 18 Verträge laufen aus. Spieler wie Patrick Kammerbauer dürften kaum zu halten sein.
Gespräche mit Meyer angekündigt
Trainer Meyer, der vor der Saison von Aufstiegscoach Marco Antwerpen übernommen hatte, ist dagegen trotz des Abstiegs weiterhin gebunden: "Sein Vertrag gilt sowohl für die 2. Bundesliga als auch für die 3. Liga", so Vollmann. Doch ob der 41-Jährige auch in der kommenden Saison auf der Bank sitzen wird, ist offen. "Jetzt nach dem Abstieg, werden wir zuerst mit Daniel sprechen. Wir werden in den nächsten Tagen die Zukunft ins Auge nehmen und gemeinsam mit ihm schauen, welche Maßnahmen für Eintracht Braunschweig die Besten sind", kündigte Vollmann an. "Wir werden die 3. Liga annehmen und versuchen, eine gute Mannschaft auf den Rasen zu platzieren." Allerdings weiß der 63-Jährige um die Schwere der Aufgabe: "Wir müssen uns strecken, damit wir wirtschaftlich mit den Spitzenteams mithalten können."
Ob der direkte Wiederaufstieg gelingen kann? Immerhin: Die Lizenz für die 3. Liga hat der BTSV laut Wolfram Benz (Sprecher der Geschäftsführung) bereits erhalten. "Ab morgen werden wir den Blick nach vorne richten und die Planungen für die kommende Saison intensivieren", kündigte er an und bezeichnete den Abstieg als "ganz bitteren Tag" für "unsere Fans, die Kollegen, den gesamten Verein, die ganze Stadt und die Region". Nun gelte es die Situation schnellstmöglich zu akzeptieren. Die Fans dürften dafür wohl ein paar Tage brauchen. Nach dem letzten Abstieg benötigte die Eintracht zwei Jahre für die Rückkehr und wäre 2019 sogar fast direkt in die Regionalliga abgestiegen – ein einziges Tor rettete Braunschweig damals.