Aufkeimende Euphorie am Betze: Kann der FCK oben mitspielen?

Nach einer turbulenten Saison, in welcher der 1. FC Kaiserslautern nur knapp dem Abstieg in die Regionalliga entkam, sollen die Blicke in der neuen Spielzeit weiter nach oben gerichtet werden. Können die Roten Teufel sogar um den Aufstieg mitspielen? Die Chancen stehen gar nicht mal schlecht.

Testspiele machen Hoffnung

Platz 9, Platz 10, Platz 14: Seit dem Abstieg aus der 2. Bundesliga vor drei Jahren ging es für den 1. FC Kaiserslautern in der Abschlusstabelle jedes Jahr ein Stück weiter nach unten. Negativer Höhepunkt war ohne Frage die letzte Saison, in der Lautern zwischenzeitlich bereits sieben Punkte hinter dem rettenden Ufer lag und sich erst am vorletzten Spieltag rettete. Dennoch keimt am Betzenberg in diesen Tagen ein Gefühl auf, das viele Fans schon seit Jahren nicht mehr kennen: Euphorie. Ganz unberechtigt ist sie nicht. Da wären zum einen die Testspiele.

Von bislang vier Partien konnte der FCK drei gewinnen, vor allem das 4:0 gegen Zweitligist SV Sandhausen sticht hervor. Nicht nur aufgrund der Höhe, sondern vor allem durch die Art und Weise, wie der Sieg zustande kam. So boten die Pfälzer ansehnlichen Offensivfußball mit starkem Pressing, feinen Spielzügen und sehenswerten Kombinationen. Vom Rumpelfußball vergangener Jahre war gegen den SVS nichts mehr zu sehen. Dass der FCK unter Antwerpen deutlich mehr über die spielerische Linie kommen will, war in den letzten Monaten immer mal wieder durch geblitzt. Gelingt es nun, diese Spielidee dauerhaft umzusetzen?

Ausrufezeichen bei Transfers

Was dafür spricht und ebenfalls zur aufkeimenden Euphorie beiträgt, ist die Kaderplanung. Auf der einen Seite ist es den Verantwortlichen um Sportchef Thomas Hengen bislang gelungen, sämtliche Leistungsträger zu halten – bei Top-Torjäger Marvin Pourié stimmte für Antwerpen das "Gesamtpaket" nicht, entsprechend wurde er nicht fest verpflichtet. Auf der anderen Seite sind mehrere Leihspieler weiter an den FCK gebunden worden. Während Marvin Senger (St. Pauli) erneut ausgeliehen wurde, konnten Kapitän Jean Zimmer (Fortuna Düsseldorf) und Daniel Hanslik (Holstein Kiel) sogar fest verpflichtet werden – damit hat der FCK echte Ausrufezeichen gesetzt. Kann nun auch noch Felix Götze (FC Augsburg) gehalten werden, wäre das ein weiter Coup. Auch Anas Ouahim (SV Sandhausen) soll weiterverpflichtet werden, dann hätte der FCK eine zusätzliche Option für das offensive Mittelfeld.

Dort dürfte Mike Wunderlich gesetzt sein. Mit der Verpflichtung des 35-Jährigen hatte Kaiserslautern für Aufsehen gesorgt, war er bei Viktoria Köln doch unumstrittener Leistungsträger und verbuchte in 67 Drittliga-Spielen starke 45 Scorerpunkte. Auch René Klingenburg zog es von den Höhenbergern zum FCK, mit Boris Tomiak (Düsseldorf II) und Julian Niehues (Mönchengladbach II) kamen zudem zwei Talente. Und für den Sturm verpflichtete Kaiserslautern Uerdingens Muhammed Kiprit. Zumindest auf dem Papier hat Hengen bislang ganze Arbeit geleistet. Vorerst umfasst das Aufgebot nun 31 Spieler, damit verfügt Kaiserslautern über den zweitgrößten Kader aller Drittligisten. Die Mischung aus Talenten und erfahrenen Spielern scheint dabei zu stimmen, das Durchschnittsalter beträgt 24,8 Jahre, was im Liga-Vergleich einen Mittelfeldplatz bedeutet.

Oberste Devise: Demut

In diese Tabellenregion wollen die Pfälzer in der kommenden Saison allerdings nicht. Vielmehr wird sich der FCK das Ziel setzen, oben mitzuspielen und in Richtung Aufstieg zu schielen – das legen nicht zuletzt die Kaderplanung und der unveränderte Profietat von rund fünf Millionen Euro nahe. Öffentlich aussprechen wird das beim Verein allerdings niemand. Nach einer Horror-Saison, die nur hauchdünn nicht in einer Katastrophe endete, tut man beim FCK gut daran, sich in Demut zu üben und keine zu großen Erwartungen zu wecken. Sein Selbstverständnis, der große FCK zu sein, der automatisch um den Aufstieg mitspielt, hat der Klub mit der letzten Saison bereits abgelegt.

Dass die Fans zum Saisonstart wohl wieder ins Stadion dürfen, wird den FCK zusätzlich puschen – wenn die Leistung auf dem Platz stimmt. Andernfalls kann die aufkeimende Euphorie aber auch schnell ins Gegenteil umschlagen. Der leidgeplagten Anhängerschaft ist zu raten, Geduld mitzubringen. Nach jedem Sieg von der Bundesliga zu träumen und nach jeder Niederlage den Abstieg herbeizureden, wird den FCK nicht voranbringen. Nur wenn Verein, Spieler und Fans an einem Strang ziehen, kann der Traum von der Rückkehr in die 2. Bundesliga Wirklichkeit werden.

   
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