Aue desolat: Müller schlägt Alarm, Fans mit Galgenhumor
Jetzt hat Erzgebirge Aue bittere Gewissheit: Nach der 0:2-Pleite gegen den MSV Duisburg und dem damit fünften sieglosen Spiel in Folge werden die Veilchen angesichts von vier Punkten Rückstand zum rettenden Ufer auf einem Abstiegsplatz in die Winterpause gehen. Während Trainer Carsten Müller nach einer desolaten Leistung Alarm schlug und mit seiner Mannschaft hart ins Gericht ging, reagierten die Fans mit Galgenhumor auf den blutleeren Auftritt ihrer Mannschaft.
"So können wir in der Liga nicht bestehen"
Ihren Humor haben die Anhänger des Tabellenletzten nicht verloren, obwohl es in der aktuellen Situation eigentlich nichts zu lachen gibt. Und so flüchteten sich die Fans nach Spielende in Galgenhumor und skandierten "Wir fahren weit, wir fahren viel und verlieren jedes Spiel", als die Mannschaft in die Kabine ging. Zuvor waren die Spieler mit Pfiffen vor dem Fanblock empfangen und dort zur Rede gestellt worden.
Die Frage, die sich alle stellten: Wie ist ein derart schwacher Auftritt zu erklären? Die Antwort darauf lieferte Trainer Carsten Müller am "MagentaSport"-Mikrofon: "Das 0:2 ist damit zu erklären, dass wir eine Leistung abgeliefert haben, die gar nichts mit Abstiegskampf zu tun hat. Wir haben all das vermissen lassen, was im Abstiegskampf benötigt wird: Kein Zweikampfverhalten, keine Leidenschaft und viel zu ängstlich." Der 51-Jährige sprach von einer "mega enttäuschenden Leistung", die nicht ausreiche, um wenigstens einen Punkt mitzunehmen. "So können wir in der Liga nicht bestehen", schlug Müller Alarm. "Wir haben nur eine Chance, wenn wir geschlossen als Mannschaft auftreten."
Das taten die Veilchen am Dienstagabend nicht. Nach 27 Minuten gerieten sie durch ein Eigentor – es war insgesamt bereits das fünfte (!) in dieser Saison – von Alexander Sorge in Rückstand, ehe Kolja Pusch kurz nach dem Seitenwechsel relativ unbedrängt auf 2:0 für die Zebras erhöhte – und das, obwohl Müller in der Pause "sehr deutliche" Worte gefunden habe.
"Rückschritt hoch 8"
Doch von Gegenwehr war bei der neunten Pleite im 16. Spiel nichts zu sehen, vielmehr sei Aue "von jeder Minute unsicherer geworden", stellte Müller fest, sprach gegenüber dem 1:1 gegen Elversberg von einem "Rückschritt hoch 8" und schimpfte: "So kann man sich nicht präsentieren. Egal, in welcher Tabellenposition man ist. Gerade in dieser Situation müssen wir anders auftreten. Das gibt es auch nichts schönzureden." Das Team müsse sich hinterfragen, "was Abstiegskampf bedeutet", gab Müller seinen Schützlingen eine Aufgabe mit auf den Weg.
Auch Sorge war mehr als bedient: "Wir haben uns so viel vorgenommen und wollten einen halbwegs versöhnlichen Abschluss mit den Fans feiern. Das ist uns überhaupt nicht gelungen. Da fehlen einem auch die Worte." Der Spieler mit Ball sei die ärmste Sau gewesen, weil sich keiner gezeigt habe. "Wir haben uns in die Hosen geschissen, und das ist absolut deprimierend. Wir sind Letzter, und da muss man definitiv ein anderes Gesicht zeigen."
Und zwar schon am Freitagabend beim Auswärtsspiel in Dortmund. Es die letzte Chance, um wenigstens nicht als Letzter in die Winterpause zu gehen. "Wir müssen uns wehren", forderte Müller. "Und zwar nicht nur einzelne Spieler, sondern die gesamte Mannschaft. Wir haben gezeigt, dass wir es können." Ob Martin Männel (Rückenprellung), Tom Baumgart (muskuläre Probleme im Adduktorenbereich), Boris Tashchy (weggeknickt) und Nico Gorzel, die allesamt ausgewechselt werden mussten, dann schon wieder dabei sein werden, ist offen.