Arminia Bielefeld: Leidenschaft kommt von Leiden

Noch vor etwas mehr als zweieinhalb Jahren empfing man FC Bayern München oder den amtierenden deutschen Meister Borussia Dortmund zu Spielen in der 1.Bundesliga. Auch der VfB Stuttgart und Werder Bremen gastierten alljährlich auf der Bielefelder Alm. Diese Zeiten sind bei der Arminia längst vergangen und inzwischen misst man sich mit den Zweitvertretungen letztgenannter Vereine. Was geblieben ist sind die Fans.

Bundesligaähnliche Zahlen

10.650 Mitglieder, über 3000 abgesetzte Dauerkarten und zum Saisonauftakt (1:2 VfB Stuttgart II) 10.700 Zuschauer auf der Bielefelder Alm. Über solche Zahlen würde sich der ein oder andere Zweitligaverein freuen. Trotz des sehr dürftigen Saisonauftaktes wird es nach Darmstadt auch wieder einen Sonderzug geben. Wie einst zu Erstligazeiten, als kein anderer Verein der Liga mehr Sonderzüge angeboten hat als die Ostwestfalen.

"Als Arminen-Fan bist du an Leid gewöhnt"

Wenn sich der Verein sich im Moment auf jemanden verlassen kann – dann auf die Fans. Was mussten diese die letzten Jahre mitmachen? Vom siebten Bundesliga-Abstieg, über drohende Lizenzentzüge durch Schulden in Millionenhöhe, zwei Punktabzügen und nicht enden wollenden klubinternen Querelen, bis hin zum abermaligen Abstieg im letzen Jahr. Ingolf Lück, Comedian und bekennender Armine, sagte kürzlich dazu in einem Interview: "Als Arminen-Fan bist du an Leid gewöhnt. Und jetzt geht es in die dritte Liga, und ich gehe eben mit." Dank der guten Testspiele in der Saisonvorbereitung spürte man in Bielefeld sogar eine gewisse Euphorie unter den Fans. Die dritte Liga sollte der erhoffte und langersehnte Neuanfang sein. Nun steht man wieder einmal mehr im Tabellenkeller und die Anfangseuphorie droht zu kippen. Schon bei der Niederlage gegen den VfR Aalen waren erste Pfiffe zu vernehmen.

Fandasein in Bielefeld bedeutet eine Achterbahnfahrt

Das Gros der Arminen schreibt sich jedoch auf die Kappe den Verein auch dann zu lieben, wenn er es am wenigsten verdient hat. Um jetzt nicht mehr auf die Alm zu pilgern, hat der gemeine Armine in seinem Leben als Fan zu viel mitgemacht. "Das Improvisieren und Balancieren am Abgrund gehört in Bielefeld zum Alltag" um "11FREUNDE" Chefredakteur Philipp Köster zu zitieren. Leidenschaft kommt von Leiden und das Fandasein in Bielefeld bedeutet eine emotionale Achterbahnfahrt, immer mit dem unwissenden Blick darauf was als nächstes kommen mag. Dass es in Bielefeld keine Titel zu feiern gab und auf kurz oder lang keine in Aussicht sind, nimmt man längst mit einer Mischung aus Stolz, Selbstironie, Anspruch und Fatalismus hin.

Tiefpunkt der letzten 15 Jahre

 Der Traditionsverein aus Bielefeld ist nach zwei Pokalhalbfinalen und fünf Jahren Bundesliga in Folge an dem sportlichen Tiefpunkt der letzten Jahre 15 Jahre angekommen. Doch die Fans halten ihrem Verein die Treue. "Ein tiefer Fall führt oft zu höherem Glück", sagte einst William Shakespeare. In diesem Sinne – Für immer Arminia!

FOTO: Flohre Fotografie

 

   
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