Alles, was ihr zum 38. Spieltag wissen müsst
Eine derart kuriose Saison haben wir in der 3. Liga auch noch nicht erlebt. Zwischenzeitlich sah es aufgrund des Coronavirus nicht einmal danach aus, als würde sie zu Ende gebracht werden können. Nun stehen wir kurz davor, doch am Samstag warten in allen Tabellenregionen nochmals wichtige Entscheidungen. Wir blicken in unserer letzten Spieltagsvorschau der Saison auf die Brennpunkte des Schlusswochenendes.
Was schon feststeht
Carl Zeiss Jena war der Erste, Sonnenhof Großaspach folgte und nun hat es auch Preußen Münster erwischt: Drei Absteiger, die den Weg in die Regionalligen aus ganz verschiedenen Gründen letztlich antreten, hat die 3. Liga bereits ermittelt. Vor allem die Preußen erwischte der Absturz am Mittwoch hart – eigentlich war jeder im Vorfeld von einem Sieg gegen den ersatzgeschwächten SV Meppen ausgegangen. Doch das 0:3 und der zeitgleiche Sieg des FSV Zwickau durchkreuzten alle Hoffnungen, der dienstälteste Drittligist ist nach neun Jahren Geschichte und reicht diesen Titel an den Halleschen FC und – wahrscheinlich – an Hansa Rostock weiter. Es sei denn, die Kogge schafft noch ein kleines Wunder…
Ab Platz 15 haben zudem alle Klubs bereits den Klassenerhalt sicher. Dazu zählen auch die mitteldeutschen Vertreter des 1. FC Magdeburg und des Halleschen FC, die dafür im Saisonverlauf zweimal den Trainer tauschen mussten. Auch für Uerdingen, Viktoria Köln, Unterhaching, Kaiserslautern, den SV Waldhof und den SV Meppen geht es um nichts mehr. Bleiben neun Teams mit kleinen oder großen Ambitionen. Hier ist unser Überblick!
Der Kampf um den direkten Aufstieg und die Meisterschaft
Eintracht Braunschweig ist dank vier Zählern Vorsprung durch, die Würzburger Kickers hätten mit einem Remis bei Viktoria Köln, das stellte sich aber erst im Nachhinein heraus, vorzeitig nachziehen können. Doch das ist eben auch die 3. Liga: Würzburg fing sich bei Viktoria Köln eine 1:5-Packung und steht mit dieser deftigen Niederlage im Hinterkopf vor einer letzten mentalen Prüfung im Heimspiel gegen den Halleschen FC – weiterhin tut es schon ein Remis für die Kickers. Nur wenn die Rothosen verlieren, kommt der FC Ingolstadt (60 Punkte, auswärts bei 1860 München) dank seines guten Torverhältnisses nochmal ins Spiel.
Theoretisch könnte Würzburg in dieser verrückten Spielklasse mit einem Sieg sogar noch Meister werden: Der FWK hat 63, Braunschweig 64 und der gegenwärtige Primus FC Bayern II 65 Zähler. Doch auch Braunschweig (in Meppen) und die Bayern (in Kaiserslautern) treffen auf Gegner, für die die Saison gelaufen ist. Gerade der Rekordmeister-Nachwuchs hat daher alle Trümpfe in der Hand, für ein Novum zu sorgen: Noch nie wurde eine zweite Mannschaft in der 3. Liga zum Titelträger.
Der Kampf um den Relegationsplatz
Vier Anwärter, ein Platz! Der 1. FC Nürnberg, der als Zweitliga-Sechzehnter auf seinen Tanzpartner in der Relegation wartet, muss sich am Samstag auf mehreren Bildschirmen den nötigen Überblick verschaffen. Denn der FC Ingolstadt ist zwar der vielversprechendste, doch letztlich nur ein Kandidat für den vierten Platz, der in diesem Jahr die Relegation bedeutet. Pikant ist allein die Konstellation, kickt der FCI doch bei 1860 München – der hat mit 58 Punkten zwar die geringsten Chancen, vom derzeit siebten Rang noch nach oben zu hüpfen. Doch ein Sieg gegen Ingolstadt würde zumindest diesen Kontrahenten beseitigen.
Dann aber müssten auch die zwei verbliebenen, nicht-bayrischen Klubs patzen: Der Fünfte aus Duisburg hat sich zwar durch zahllose Unentschieden seine tolle Ausgangslage verspielt, ein Heimsieg gegen das nach der Corona-Pause abgestürzte Unterhaching aber sollte zum Abschluss möglich sein. Und wenn dann noch der FC Ingolstadt patzt…nein, die Messe ist noch nicht gelesen für die Meidericher. Allerdings ist von der Aufstiegsstimmung, dem Optimismus, der monatelang währte, in Duisburg nach sechs sieglosen Partien kaum noch etwas zu spüren.
Hansa Rostock ist wie der MSV mit 59 Zählern ausgestattet. Doch das um drei Tore schwächere Torverhältnis gegenüber den Zebras könnte der Kogge zum Verhängnis werden, selbst wenn sie ihre Abschlusspartie gewinnen sollte. Ihr steht noch dazu definitiv eine der schwerstmöglichen Aufgaben bevor: Rostock gastiert beim Chemnitzer FC, der im Abstiegskampf seinerseits unter Siegespflicht steht und womöglich dennoch in die Regionalliga gehen muss. Doch dazu gleich mehr.
Der Kampf gegen den Abstieg
Platz 16 oder Platz 17? Zwei Mannschaften kämpfen bis zum Schluss um den Ligaverbleib, es wird ein rein sächsisches Duell. Moment – hatten wir das nicht gerade erst auf dem Plan? Völlig korrekt: Als der FSV Zwickau am Mittwochabend den Chemnitzer FC empfing, standen die Gastgeber noch einen Zähler hinter Chemnitz. Eine Niederlage hätte, das wissen wir jetzt, den vorzeitigen Abstieg bedeutet. Doch es kam umgekehrt: Zwickaus Held war Mike Könnecke, der nach einer langwierigen Sprunggelenksverletzung in der Rückrunde sein Comeback feierte und mit seinem ersten das wohl wichtigste Saisontor der Schwäne zum 2:1-Sieg erzielte.
Jetzt beginnt das Rechnen. Denn Zwickau ist vor dem letzten Spiel in Mannheim zwei Zähler sowie drei Tore vor dem CFC auf dem ersten Abstiegsplatz. Daraus ergeben sich folgende Konstellationen: Gewinnt Zwickau oder gewinnen die Himmelblauen nicht, ist Chemnitz definitiv abgestiegen – der CFC muss Hansa Rostock definitiv besiegen. Besonders spannend wird es bei einem Remis des FSV: Dann wäre die Elf von Joe Enochs solange gerettet, wie der Chemnitzer FC mit maximal drei Toren Vorsprung gegen Hansa gewinnt. Denn: Bei gleichem Torverhältnis ist Zwickau weiterhin vorne, die Westsachsen haben deutlich mehr Tore erzielt. Sollte das unwahrscheinliche Szenario eintreten und Chemnitz die Kogge mit mindestens vier Treffern Differenz aus dem Stadion schießen, muss Zwickau wiederum gewinnen. Ansonsten würde – wie im Vorjahr zwischen Braunschweig und Cottbus – ein Tor im Abstiegsfinale den Ausschlag geben.