Alles, was ihr zum 1. Spieltag wissen müsst

Länger als jede Netflix-Serie läuft unsere 3. Liga – an diesem Freitag geht es in die langersehnte 16. Staffel. Wie immer wird an zwei tabellarischen Standorten gedreht: Der Kampf um die 2. Bundesliga und der gegen den Abstieg rücken in den Fokus. Wir blicken mit Euch einmal mehr auf die anstehenden 38 Spieltage, auf die Regisseure, Schauspieler und Kinogänger auf den Tribünen. Und Cut!

Die Ausgangslage

Erzgebirge Aue ist unser erster Spitzenreiter, spielt den Alphabets-Trumpf aus. Der SC Verl schaut da eher traurig drein…nein, noch steht überall die Null, noch ist das Blatt Papier weiß, bereit für die ersten Einträge. Die werden am Freitagabend Halle und Essen vornehmen – erinnert sich noch jemand? Die beiden kämpften im Mai noch gegen den Abstieg, der HFC rettete sich mit einem 2:0-Heimsieg über RWE. Nun wird es unser Eröffnungsspiel sein. Doch es gibt noch viel mehr zu sehen! Zweimal duellieren sich Aufsteiger und Absteiger, was besonders die ehemaligen Zweitligisten nervös machen dürfte. Denn in der Regel sind sie nie so verwundbar wie zum Saisonstart. Regensburg empfängt Unterhaching zum bayrischen Duell, der SV Sandhausen hat die weiteste Reise des Jahres zum VfB Lübeck vor sich.

Doch der Blockbuster steigt im Osten: Dynamo Dresden empfängt Absteiger Arminia Bielefeld. Die SGD hat das Nichtaufstiegs-Trauma verarbeitet und geht als einer der Topfavoriten ins neue Jahr, Arminia muss nach zwei Abstiegen in Folge zunächst wieder in die Spur finden. Das Ganze wird von rund 30.000 Zuschauern garniert. Immerhin mit mehr als 10.000 rechnen sowohl Preußen Münster (gegen Dortmund II) als auch der SSV Ulm (gegen den 1. FC Saarbrücken). Ein willkommener Vorgeschmack darauf, welche Zugkraft die Neulinge der 3. Liga mitbringen.

 

Fünf Spiele im Fokus

Die Eröffnung: Hallescher FC gegen Rot-Weiss Essen

10.000 plus – das gilt definitiv auch für die Eröffnung der neuen Saison, für den Freitagabend im Leuna-Chemie-Stadion, für Halle gegen Essen. Denn schon zu Wochenbeginn waren mehr als 8.000 Karten verkauft, darunter über 1.000 Gästefans, die akustisch gegenhalten wollen. Rein sportlich haut das erste Spiel nicht wirklich vom Hocker, es treffen die Klubs aufeinander, die vor drei Monaten noch erhebliche Sorgen vor einer Rückkehr in die Regionalliga hatten.

Da sich die Qualität in beiden Reihen in Form von Transfers nur leicht erhöht hat, zählen beide wohl erneut mindestens zum erweiterten Kreis von Gefährdeten. Gerade Rot-Weiss Essen kämpft nach schwachen Testspielen und einer miesen Offensivleistung mit schlechter Laune. Während neuer Druck für Trainer Christoph Dabrowski kaum vermeidbar scheint, hat sein Gegenüber Sreto Ristic beim HFC zuletzt langfristig verlängert. Ob sich der Impuls beim Flutlichtmatch an der Saale schon auszahlt?

Das Gigantenduell: Dynamo Dresden gegen Arminia Bielefeld

Düster erinnert sich der Autor, dass er die gleiche oder eine sehr ähnliche Überschrift schon vor genau einem Jahr verwendete. Doch die Vorzeichen waren etwas andere: Dynamo war beim Auftakt-Heimspiel der Absteiger aus der zweiten Liga, der Gegner hieß 1860 München und siegte spektakulär mit 4:3. Was den Löwen nicht viel half, denn den längeren sportlichen Atem hatte ganz klar Dresden – auch wenn ein entscheidender Patzer auf der Zielgeraden den Aufstieg kostete.

Nun also Bielefeld, das mit seinem neuen Trainer Mitch Kniat und viel Ungewissheit kommt. Funktioniert die völlig runderneuerte Mannschaft, und funktioniert Kniats sehr riskanter Ansatz auch in den chronisch unruhigen Gewässern eines ehemaligen Bundesligisten? Für beide wird der jeweilige Gegner zur willkommenen Prüfung. Der neutrale Fußballfan darf sich derweil angesichts der offensiven Ausrichtung beider Klubs einfach nur auf den Samstagnachmittag freuen.

Aufsteiger eins im Blickpunkt: VfB Lübeck gegen den SV Sandhausen

Drei Aufsteiger haben das erhoffte Heimspiel gleich zum Saisonstart erhalten, auf alle drei wollen wir in der Folge kurz schauen. Der erste ist der VfB Lübeck, der Regionalliga Nord entflohen und willens, diesmal länger in der 3. Liga zu verbleiben als beim ersten Intermezzo in der Spielzeit 2020/21. Fast 4.000 Karten sind für das Heimspiel gegen den SV Sandhausen am Samstag schon verkauft – angesichts des nicht überbordend attraktiven Gegners eine stolze Zahl.

Und doch treffen ja Welten aufeinander, denn während sich der VfB mit begrenzten finanziellen Mitteln auf dem Transfermarkt eher zurückhalten musste, so brachte sich der SVS mit diversen Krachermeldungen (Hennings, Mühling, Knipping, Stolze, Otto, Zander) und dem selbst ausgegebenen Ziel Aufstieg mitten in die Verlosung. Es wäre ein Zeichen der Stärke, mit der noch kaum eingespielten Mannschaft gleich einen Auswärtssieg zu landen.

Aufsteiger zwei im Blickpunkt: Preußen Münster gegen Borussia Dortmund II

In Münster wird trotz des schlechten Wetters, das ganz Deutschland dieser Tage heimsucht, beim Comeback auf Drittliga-Boden auf ein ausverkauftes Haus (11.700 Zuschauer) gehofft. Dass die Dortmunder Reserve am ersten Spieltag kommt, scheint aus mehrerlei Hinsicht für die Preußen gut gewählt zu sein: Da die BVB-Profis noch nicht im Bundesliga-Betrieb sind, war das Gästekontingent binnen einer Stunde ausverkauft.

Und da die chronisch verletzungsgeplagten Borussen gerade samt vieler Talente ein Trainingslager in den USA beziehen, ist die Reserve stark ersatzgeschwächt. Unterschätzen sollte der SCP die in der vergangenen Rückrunde erstarkten Dortmunder Talente aber nicht. Zumal ein Heimsieg die Preußen ohne Druck zum darauffolgenden Westfalenderby nach Bielefeld entließe…

Aufsteiger drei im Blickpunkt: SSV Ulm gegen den 1. FC Saarbrücken

Ulm gegen Saarbrücken? Lasst uns doch mal die Bilanz checken: 21 Spiele gab es zwischen den Spatzen und den Blau-Schwarzen in der Vergangenheit, 10:5 steht es bei sechs Remis pro FCS – der dazu sechs der vergangenen sieben Duelle in der Regionalliga Südwest gewann. Am Sonntag soll es für den SSV Ulm den ersten Heimsieg über diesen Gegner seit dem Jahr 2000 geben, es wäre der perfekte Start.

Doch Favorit werden die Gäste sein, und zu erwarten ist dazu ein Abnutzungskampf zweier Mannschaften, die in der Vorsaison vor allem mit konzentrierter Defensivarbeit in ihrer Liga Spitzenpositionen erreichten. Dem FCS fehlt Manuel Zeitz noch aufgrund einer Rotsperre der Vorsaison, der bereits dritte Kreuzbandriss von Stürmer Sebastian Jacob war ein Schock. Und doch ist die Qualität in allen Mannschaftsteilen größer – Rüdiger Ziehl sollte in der Lage sein, seinem Trainerkollegen Thomas Wörle bei dessen Drittliga-Debüt Grenzen aufzuzeigen.

   

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