Das Zwischenzeugnis #1: Die untere Tabellenhälfte

Zehn Spieltage sind absolviert, und der Ball ruht ob der zweiten Länderspielpause der Saison. Der perfekte Zeitpunkt, um ein erstes Fazit zu ziehen. liga3-online.de blickt auf den Saisonstart der Drittligisten und stellt ein erstes Zwischenzeugnis aus. Los geht es mit der unteren Tabellenhälfte.
Mit einer eingespielten Truppe, die durch den einen oder anderen namhaften Neuzugang verstärkt wurde, war dem 1. FC Schweinfurt 05 vor Saisonbeginn vom einen oder anderen eine positive Überraschung zugetraut worden. Bisher lässt sich allerdings festhalten, dass die Unterfranken noch nicht so recht in der 3. Liga angekommen sind. Mit 27 Gegentoren sind die Schnüdel derzeit die Schießbude der Liga, gleichzeitig herrscht vorne Ladehemmung: Sieben Tore aus zehn Spielen sind ebenfalls Negativrekord.
Die ersten Treffer gelangen erst am 5. Spieltag beim 3:2 in Ingolstadt, dem bis dato einzigen echten Positiverlebnis. Abgesehen davon setzte es neun Niederlagen, bei denen die Grün-Weißen zwar oftmals phasenweise gut mitspielten, am Ende aber die nötige Reife vermissen ließen. Die Truppe von Trainer Viktor Kleinhenz, der trotz des Fehlstarts weiterhin das Vertrauen genießt, muss schnellstmöglich versuchen, sich auf die Gegebenheiten der 3. Liga einzustellen, ansonsten dürfte das Drittliga-Abenteuer schon nach einem Jahr wieder enden. Schon jetzt bräuchte es Historisches.
Note: 5
Dass der Sprung aus der Regionalliga in die 3. Liga kein leichter ist, muss der TSV Havelse bisher leidvoll erfahren. Mit zwei Unentschieden zum Auftakt – darunter das emotionale Last-Minute-1:1 gegen Essen – darf die Rückkehr in die 3. Liga zwar als gelungen eingestuft werden. Doch die Entwicklung in den Folgewochen verlief deutlich weniger positiv: Trotz viel Einsatz und der einen oder anderen zwischenzeitlichen Führung mussten die Rot-Weißen am Ende regelmäßig mit hängenden Köpfen das Spielfeld verlassen.
Gegen Duisburg und Rostock konnte die Elf von Samir Ferchichi wieder mit zwei Remis aufhorchen lassen, ehe es gegen Mannheim und Köln zwei weitere schmerzhafte Niederlagen setzte. Unterm Strich stehen bis dato vier Punkte aus zehn Spielen und viele Fragenzeichen ob der defensiven Stabilität. Auch beim TSV Havelse gilt: Es ist zwingend eine Steigerung notwendig, um endlich den ersten Sieg einzufahren und nicht frühzeitig den Kontakt zum rettenden Ufer zu verlieren.
Note: 5+
Der SSV Jahn reiht sich in eine lange Riege an Zweitliga-Absteigern ein, die nach ihrer Rückkehr in die 3. Liga große Anpassungsschwierigkeiten mit dieser haben. Auf das umjubelte Last-Minute-1:1 im Donau-Derby beim FC Ingolstadt zum Auftakt folgte eine herbe 0:4-Klatsche gegen Duisburg – die erste von schon sechs Niederlagen. Vor allem auswärts will es noch überhaupt nicht klappen: In fünf Partien holten die Oberpfälzer nur einen Punkt. Der letzte Sieg in der Fremde liegt mittlerweile rund eineinhalb Jahre zurück.
Etwas besser läuft es im Jahnstadion, wo Schweinfurt und Verl geschlagen werden konnten und gegen Saarbrücken der späte Ausgleich gelang. Und dennoch: Mit Platz 18 nach zehn Spielen kann im Lager des langjährigen Zweitligisten niemand zufrieden sein. Das äußerte sich auch bereits in der Entlassung von Sport-Geschäftsführer Achim Beierlorzer. Trainer Michael Wimmer steht vorerst noch im Vertrauen, muss jetzt aber schleunigst liefern und dabei unter anderem den stotternden Offensivmotor zum Laufen bringen.
Note: 5
Trainer und Sportdirektor erst im Verlauf der Vorbereitung gefunden, etliche Neuzugänge erst spät an Land gezogen – schon im Vornherein schien klar, dass keine leichte Saison vor Alemannia Aachen liegt. Und tatsächlich verlief der Saisonstart sehr durchwachsen: Enttäuschende Niederlagen wie das 2:4 gegen Hoffenheim II oder das 1:3 gegen Ulm wechselten sich mit Top-Leistungen wie dem 3:2 in Essen oder dem 5:1 in Schweinfurt ab. In Summe macht das zehn Punkte aus ebenso vielen Spielen.
Eine Ausbeute, die durchaus besser hätte ausfallen können, hätten sich die Kaiserstädter nicht mit unreifen Aktionen das ein oder andere mal selbst im Weg gestanden. So handelte sich der TSV an den ersten fünf Spieltagen gleich drei Platzverweise ein, die jeweils in Niederlagen mündeten. Auch mit der Chancenverwertung kann Trainer Benedetto Muzzicato noch nicht zufrieden sein. Hoffnung macht die meist sehr ansehnliche Spielanlage. Bleibt die Frage, wann der Knoten endlich platzt.
Note: 4-
Dass Vereine in der Krise schnell ihren Trainer wechseln, haben wir auch in dieser Drittliga-Saison schon an mehreren Standorten erlebt. Nicht so in Aue, wo die Verantwortlichen um Sportdirektor Matthias Heidrich an Jens Härtel festhielten, obwohl die Veilchen zwischenzeitlich vier Spiele in Folge verloren hatten und bis auf Platz 18 abgerutscht waren. Und siehe da: Härtel zahlte das in ihn gesteckte Vertrauen zurück: In der jüngsten Englischen Woche holte Aue starke sieben Punkte und verließ damit zumindest die Abstiegsplätze.
Der Anspruch der Erzgebirger ist dennoch ein anderer. Im weiteren Saisonverlauf soll es zumindest ins gesicherte Mittelfeld hoch gehen. Hoffnung macht, dass das zwischenzeitlich proppenvolle Lazarett sich langsam lichtet – unter anderem Sommerneuzugang Julian Guttau ist mittlerweile fit und beginnt langsam zu zünden. Top-Stürmer Marcel Bär wird dagegen weiterhin schmerzlich vermisst. Erst zehn erzielte Tore in ebenso vielen Spielen zeigen eindrücklich, wie schwer sich die Veilchen ohne ihren treffsicheren Goalgetter vor dem gegnerischen Tor tun.
Note: 4-
Gemeinsam mit den Münchner Löwen wurde der F.C. Hansa Rostock vor der Saison von allen Seiten zum Topfavoriten für den Aufstieg erklärt. Eine Bürde, mit der die Hanseaten im bisherigen Saisonverlauf nicht zurechtkommen. Bisher ist es vor allem die Ladehemmung vor dem gegnerischen Tor, die dem FCH zu schaffen macht: In den ersten fünf Spielen gelangen nur zwei Treffer, mittlerweile stehen acht Tore in der Bilanz. Viel zu wenig für die Ansprüche eines Aufstiegsanwärters, der folglich erst auf zwei Saisonsiege kommt.
Und dennoch bekam Trainer Daniel Brinkmann (vorerst) weiterhin das Vertrauen ausgesprochen. Die Verantwortlichen halten ihm zu Gute, dass die Mannschaft von etlichen Verletzungen geplagt ist und zudem über weite Strecken einen guten Fußball bot, sich aber nicht entsprechend belohnte. Nach der Länderspielpause steht Hansa nun aber unter Zugzwang. Es müssend dringend Punkte her, um den Traum vom Aufstieg nicht schon früh in der Saison ad acta legen zu müssen.
Note: 4-
Der Sommerumbruch beim FC Ingolstadt fiel gewaltig aus: 16 Abgängen stehen 13 Neuzugänge gegenüber. Entsprechend schwer tun sich die Schanzer im bisherigen Saisonverlauf. Trainerin Sabrina Wittmann ist nach wie vor auf der Suche nach der richtigen Mischung. Doch die Tendenz scheint zu stimmen: Auf fünf sieglose Spiele zum Auftakt folgte nur noch eine Niederlage aus den nächsten fünf Spielen.
Klare Highlights waren die deutlichen Siege gegen Havelse (6:2) und Ulm (4:1), als die Oberbayern aufzeigten, wie viel Potential in dieser runderneuerten Mannschaft steckt. Gelingt es den Schanzern, vorne noch etwas mehr Effizienz an den Tag zu legen und damit die engen Spiele auf ihre Seite zu ziehen – im bisherigen Saisonverlauf gab es schon fünf Unentschieden –, dann ist dieser Mannschaft zumindest ein baldiges Vorstoßen in die erste Tabellenhälfte zuzutrauen.
Note: 4+
Zehn Spiele sind zu wenig, um eine vollständige Palette der Gefühlswelten abzudecken? Mitnichten! Dem TSV 1860 München ist genau das gelungen. Auf einen ergebnistechnisch hervorragenden Auftakt, der den hochgehandelten Löwen nach fünf Spieltagen den zweiten Tabellenplatz bescherte, folgten vier Niederlagen aus den letzten fünf Partien. Trainer Patrick Glöckner musste Ende September nach der dritten Pleite in Folge gehen, auch Sport-Geschäftsführer Dr. Christian Werner wurde von seinen Aufgaben entbunden.
Eine Radikalzäsur nach nur acht Spieltagen! Die so euphorisch in die Saison gestartete Mannschaft war zuletzt ein Schatten ihrer selbst und muss nun von Neu-Trainer Markus Kauczinski neu aufgerichtet werden. Viel Zeit für diese Aufgabe bleibt dem Drittligakenner angesichts von schon sieben Punkten Rückstand auf den Relegationsplatz allerdings nicht.
Note: 4-
Wie im Rausch marschierte der SSV Ulm 1846 in der Saison 2023/24 durch die 3. Liga. Nach dem Zweitliga-Abstieg und der damit verbundenen Rückkehr in die höchste DFB-Spielklasse bekommen die Spatzen nun erstmals die harte Seite dieser Liga zu spüren. Gleich drei Spieler – darunter Aushängeschild Johannes Reichert – zogen sich früh in der Saison einen Kreuzbandriss zu. Zudem gingen vier der ersten sechs Spiele verloren – und damit auch die Geduld der Verantwortlichen um Markus Thiele.
Trainer Robert Lechleiter wurde entlassen und U19-Coach Moritz Glasbrenner übernahm interimsweise. Und siehe da: Unter dem gebürtigen Ulmer setzte eine Besserung ein, in vier Spielen holte der SSV sieben Punkte. So entschieden sich die Verantwortlichen, Glasbrenner trotz fehlender Lizenz zum Cheftrainer zu befördern. Eine ebenso charmante wie riskante Entscheidung. Und auch eine teure, dürfte doch bis zum Saisonende eine Strafzahlung von rund 100.000 Euro fällig werden.
Note: 4
Als Drittligist schon nach dem zweiten Spieltag bundesweit für negative Schlagzeilen zu sorgen, das gelingt nicht jedem. Sehr wohl aber dem SV Waldhof Mannheim, der bemerkenswert früh die Reißleine von Trainer Dominik Glawogger zog, den er gerade erst gegen Ablöse aus Regensburg verpflichtet hatte. Eine schnelle Demission, die wohl deswegen erfolgte, weil es sich der Retter der Vorsaison mit allen verscherzt hatte.
Unter Glawoggers Nachfolger, dem ehemaligen Luxemburger Nationaltrainer Luc Holtz, spielte der Waldhof dann tatsächlich befreit auf: Höhepunkt war ein 6:1-Erfolg gegen Rot-Weiss Essen Ende September. Bei allem offensiven Spektakel vergaßen die Buwe bisweilen aber ihre defensiven Pflichten. Einige zu leichtfüßig verteidigte Gegentore und unnötige Platzverweise kosteten den SVW einige Punkte. So stehen unter Holtz bisher je vier Siege und vier Niederlagen in der Bilanz. Mit dem elften Tabellenplatz kann man in der Quadratestadt nach den Abstiegssorgen der Vorjahre aber vorerst ganz gut leben, wenngleich es mittelfristig wieder weiter nach oben gehen soll.
Note: 3