"Roteste Karte überhaupt": Havelse fühlt sich klar benachteiligt

Beim TSV 1860 erlebte der TSV Havelse eine Achterbahnfahrt der Gefühle. Aus einem 0:2 machte der Aufsteiger noch ein 2:2 – um in letzter Sekunde noch das 2:3 zu kassieren. Nach dem Schlusspfiff ging es aber nicht nur um das sportliche Drama, sondern auch um die Leistung von Schiedsrichter Michael Näther. Der übersah einen Platzverweis von Münchens Florian Niederlechner.
"Ein brutaler Nachteil für uns"
In der 37. Minute grätschte Niederlechner mit offener Sohle in Richtung Ball, traf diesen zwar, räumte dabei aber zugleich einen Großteil seines Gegenspielers Julius Düker ab. Über einen Platzverweis hätte sich der Routinier nicht beschweren dürfen, kam aber mit einem blauen Auge davon. Der Unparteiische Näther übersah das grobe Foul. "Ich glaube schon, dass er den Ball spielen will, aber er kommt mit Tempo, gestrecktem Bein und offener Sohle. Ich bin froh, dass die Bänder gehalten haben", sagte Düker bei "MagentaSport". Statt Überzahl Havelse hieß es wenig später sogar Rückstand Havelse. Zuerst nutzte Kevin Volland einen Patzer von Havelse-Schlussmann Tom Opitz. Kurz vor der Pause nickte Sigurd Haugen den Ball über die Linie – auf Vorarbeit von Niederlechner. Womit der angesprochene Zweikampf etwas "Geschmäckle" bekam.
Im Mediengespräch nach der Partie sprach Havelse-Trainer Samir Ferchichi das und weitere Aktionen an: "Das sind schon Situationen, die ein Spiel beeinflussen. Das war die roteste Karte überhaupt. Das ist ein brutaler Nachteil für uns. Aber auch als Nassim Boujellab an der Sechzehner-Kante gefoult wurde, gab es keine Reaktion. Wir hatten mit dem 5. Spieltag jetzt schon so viele Entscheidungen gegen uns. Ich hoffe und glaube allgemein zwar, dass sich das irgendwann ausgleicht. Aber in der Fülle kann man das nicht mehr auffangen. Es kann nicht sein, dass wir, nur weil wir der kleine TSV Havelse sind, in jedem Spiel eine Situation gegen uns haben, die nicht geahndet wird."
Zu euphorisiert statt clever
Trotz der Schiedsrichter-Kritik wollte Ferchichi die Schuld nicht allein dort suchen: "Ich bin kein Trainer, der Ausflüchte sucht – aber es ist ein Teil der Wahrheit." Der andere Teil sei, "dass wir in der 1. Halbzeit nicht gut reingefunden hatten. Dass wir dem Gegner das erste Gegentor schenken, ist ärgerlich". Im zweiten Durchgang habe Havelse umgestellt und sei "die klar bessere Mannschaft" gewesen. "Wir hatten mehr Ballbesitz und haben uns für unseren Aufwand durch zwei Tore belohnt."
Doch der Lohn in Form von einem Punkt blieb aus: In der sechsten Minute der Nachspielzeit traf Hobsch unbedrängt zum 3:2 für die Löwen. Dass seine Abwehr "in der letzten Linie nicht gut verteidigt hat", mache Ferchichi keinen Vorwurf: "Wir waren euphorisiert, wollten unbedingt den Sieg. Ich bin maximal stolz auf die Leistung gegen eine solch stark besetzte Mannschaft." Mit zwei Punkten rutscht der Aufsteiger auf den letzten Tabellenplatz ab. Am Mittwoch kommt es zum Duell mit dem ebenfalls noch sieglosen FC Ingolstadt.