Kampf um Platz 3: Darauf kommt es für Energie Cottbus jetzt an

Während der direkte Aufstieg für Energie Cottbus angesichts von bereits sechs Punkten Rückstand mittlerweile wohl außer Reichweite ist, spitzt sich der Kampf um den Relegationsplatz zu. Der 1. FC Saarbrücken befindet sich lediglich aufgrund der minimal schlechteren Tordifferenz auf Rang vier, gefolgt von Hansa Rostock, das bei einem Spiel weniger fünf Punkte Rückstand hat. liga3-online.de analysiert, worauf es für den FCE im Endspurt ankommen wird.

Die eigenen Tugenden auf den Platz bringen

Kurz vor dem Saisonende ist allseits bekannt, für welche Art Fußball Energie stehen möchte: Intensität, Wille und Mut sind die Basics, die essenziell für den bisherigen Erfolg der Brandenburger waren. Nachdem man diese Attribute in Form von explosivem, sprintintensivem Flügelspiel und aggressivem Anlaufen bis zum 24. Spieltag regelmäßig auf den Platz brachte und dadurch einige Gegner regelrecht überrannte, schlief das Spiel in den vergangenen Wochen häufiger ein. Dieser Umstand gepaart mit einigen Verletzungen und Formschwächen brachte Claus-Dieter Wollitz sogar dazu, Tolcay Cigerci vom Zentrum auf Rechtsaußen zu verschieben, um ihn häufiger nah am gegnerischen Strafraum an den Ball zu bekommen. Dass der FCE dadurch einiges an Explosivität auf dieser Seite verliert und das Spiel etwas ausrechenbarer wird – und sich teilweise der eigenen Identität und Stärke beraubt –, ist die andere Seite der Medaille, mit der sich die Mannschaft arrangieren muss.

Noch wichtiger als die spielerischen Tugenden ist für ein Team wie Cottbus ein, wie Wollitz es immerzu betitelt, "positives Ego". Empathie, Gemeinschaft/Geschlossenheit – hier spielen auch die Fans eine große Rolle – und Optimismus sind die Eigenschaften einer Mannschaft, die sie über sich selbst hinauswachsen lassen. Mittlerweile werden im Umfeld Stimmen lauter, dass bei dem einen oder anderen Spieler das "negative Ego" überhandnimmt. Sollte sich das in den letzten drei Spielen bewahrheiten und das Team nicht als Einheit auftreten, weil es einigen Wenigen wichtiger ist, sich selbst für andere Vereine zu empfehlen, rückt der Relegationsplatz in weite Ferne.

Mit dem Kopf auf dem Platz sein

"Negatives Ego" schleicht sich hier allerdings nicht aufgrund von Charakterschwächen ein. Was derzeit mental auf diese Mannschaft einprasselt, gerade wenn man bedenkt, dass der Großteil letztes Jahr noch Regionalliga spielte, ist nicht zu unterschätzen. Kann Energie tatsächlich Historisches erreichen? Wie sieht die persönliche Zukunft der einzelnen Spieler aus, nachdem Energie deren Gehaltsforderungen in der 3. Liga nicht stemmen kann? Warum befindet man sich spielerisch in dieser Schwächephase? All das sind Fragen, die die Spieler als zentnerschweren Ballast mit sich tragen.

Diese hemmenden Nebengeräusche müssen vom Spielfeld verbannt werden, um von Minute eins an nicht nur physisch, sondern auch mental auf dem Platz zu sein. Natürlich ist das leichter gesagt als getan, da es sich hier immer noch um Menschen und keine Maschinen handelt. Die sich häufenden individuellen Fehler und der schwache und behäbige Start in die einzelnen Spiele werden sich allerdings anders nur schwer beheben lassen und könnten den Lausitzern Rang drei – und vielleicht sogar Rang vier – kosten.

Die Unterschiedsspieler müssen liefern

Nach dem 1:1 in Unterhaching sparte Wollitz trotzdem nicht mit Kritik an seiner Mannschaft. "Da muss ich ehrlich sagen, dann reicht es für den einen oder anderen Spieler auch nicht, in dieser Situation das abzurufen, was du brauchst", stellte er die Qualität seiner Spieler in Frage. Auch Timmy Thiele und Erik Engelhardt, die eigentlich beide als Unterschiedsspieler angesehen werden, wurden nicht verschont: "Da erwarte ich mehr", zeigte sich der 59-Jährige enttäuscht. Und tatsächlich fällt seit einigen Spielen auf, dass sich beide schwertun die Bälle gewinnbringend festzumachen und weiterzuleiten. Eine Kombination blieb im Kopf: als Thiele eine flache Hereingabe direkt auf Engelhardt ablegte, der dann an Eisele scheiterte. So in etwa hatte man sich das wohl in Cottbus vorgestellt. Die Umsetzung allerdings ist bisher nur teilweise zu erkennen.

Ebenfalls ein Unterschiedsspieler, dessen Rolle Zweifel aufwirft, ist Maximilian Krauß. Seine unbestrittenen Qualitäten werden aktuell als Wechselspieler in Anspruch genommen. Der Gedankengang ist logisch: Hat der Gegner schon Körner gelassen, kann der FCE mit einem derart schnellen und explosiven Dribbler nachlegen, um sich auf dem jeweiligen Flügel einen Vorteil zu erspielen. Und auch die Umsetzung dieser Strategie ist durchaus positiv. Krauß ist nach Einwechselung immer ein belebendes Element, der das Spiel an sich reißt. Trotzdem wäre es sicherlich eine Überlegung wert, gerade nachdem die spielerischen Probleme meist in der ersten Halbzeit auftreten, den kleinen Flügelstürmer von Beginn an zu bringen, um frühestmöglich die Oberhand zu erlangen und sich Selbstvertrauen zu erspielen.

Das "Quäntchen Glück" zurückerlangen

Als Energie das Maß aller Dinge in der Liga war, wurde ihnen oft vorgeworfen, nur durch Glück zu gewinnen. Dass das von Claus-Dieter Wollitz vielzitierte "Quäntchen Glück" eine Rolle spielte, ist nicht abzustreiten. Gleichzeitig war es aber auch hart erarbeitet. In einer solch engen Liga ist Fortuna notwendig, um am Ende aufzusteigen. Dresden hat Spiele glücklich gewonnen, Bielefeld hat Spiele glücklich gewonnen, genau wie Cottbus. Wichtig ist, dass das Quäntchen in den entscheidenden Momenten auf deiner Seite ist. Schaffen es die Brandenburger, das notwendige Glück durch Kampf, Leidenschaft und Mut als Einheit zurückzuerlangen, stehen die Chancen auf Platz drei gut

   

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