Erdmann: "Wer nicht an sowas glaubt, sollte mit Fußball aufhören"

Im Interview mit liga3-online.de spricht 1860-Verteidiger Dennis Erdmann über das Aus im Landespokal, das Aufstiegsrennen in der 3. Liga, seine lange Drittliga-Karriere und Zukunftspläne im Ausland.
"Wenn so etwas möglich ist, dann in der 3. Liga"
liga3-online.de: Eine stressige Pokalwoche legt hinter dem TSV 1860 München. Wie bitter war das Aus gegen Türkgücü München (0:1), Herr Erdmann?
Erdmann: Zuvor hatten wir uns erst im Elfmeterschießen gegen den FC Ingolstadt in die nächste Runde gekämpft. Wenn du dann danach trotzdem ausscheidest, ist das ärgerlich. Wir wollten unbedingt den Titel im Pokal verteidigen. Aber es hilft nicht, der Niederlage hinterher zu trauern. Jetzt gilt es, den vollen Fokus auf die Liga zu legen.
In der Liga hatten Sie zuletzt Spitzenreiter Dynamo Dresden 1:0 besiegt. Wie bewerten Sie die Partie?
Wir haben einmal mehr gezeigt, zu was wir in der Lage sind. Es war ein sehr wichtiger Sieg im Aufstiegsrennen. Noch ist die Geschichte nicht zu Ende geschrieben.
Sie glauben also weiterhin an den Aufstieg? Der Rückstand auf den drittplatzierten FC Ingolstadt beträgt schließlich neun Punkte.
Absolut! Es sind noch neun Partien zu absolvieren, in denen viel passieren kann. Unter anderem steht zum Saisonabschluss das direkte Duell mit Ingolstadt an. Wenn eine solche Aufholjagd möglich ist, dann in der 3. Liga. Wer nicht an so etwas glaubt, sollte aufhören, Fußball zu spielen. Bestes Beispiel dafür, dass einige Punkte Abstand noch nicht viel bedeuten, ist die Spielzeit 2015/16. Damals hatten die Stuttgarter Kickers zwei Spieltage vor Saisonende sechs Zähler und vier Tore Vorsprung auf die Abstiegsränge. Schlussendlich stiegen die Kickers in einem Herzschlagfinale ab. Wer weiß: Vielleicht gibt es auch diese Saison wieder einen spektakulären letzten Spieltag in der 3. Liga?
Samstag folgt das Duell beim KFC Uerdingen. Was erwarten Sie für eine Begegnung?
Es wird ein Spiel mit 22 Verrückten. (lacht) Aber das gilt in dieser speziellen Liga eigentlich für jedes Spiel. Wie immer wird viel Kampfgeist gefragt sein. Uerdingen steckt in einer schwierigen Situation, hat aber zuletzt viermal in Folge nicht verloren. Diese Serie wollen wir nun natürlich stoppen. Nach dem Sieg gegen Dresden müssen wir nachlegen, um oben weiter ein Wörtchen mitreden zu können. Federn lassen dürfen wir nicht mehr.
"Brauche immer ein bisschen Action"
Sie waren zuletzt angeschlagen. Wie ist Ihr Fitnesszustand?
Ich hatte eine kleine Überbelastung im Knie, weil ich es beim Krafttraining etwas übertrieben habe. Aber mittlerweile fühle ich mich wieder gut. Für das Spiel in Uerdingen bin ich einsatzbereit.
Seit 2014 spielen Sie nun fast ununterbrochen in der 3. Liga. Sehen wir Sie auch noch einmal woanders?
Das hoffe ich doch! (lacht) Allerdings bin ich keineswegs unzufrieden mit meinem bisherigen Karriereweg. Ich habe fast nur für große Vereine gespielt und bin mittlerweile -zumindest sagen das viele Leute – so etwas wie eine Institution in der 3. Liga. Mal sehen, was jetzt noch kommt. Ich könnte mir neben der Möglichkeit, bei 1860 München zu verlängern, auch vorstellen, noch einmal eine ganz andere Herausforderung anzunehmen. Einen Wechsel ins Ausland würde ich nicht ausschließen. Dabei geht es mir weniger ums Geld, sondern vielmehr darum, etwas Neues zu erleben.
Gibt es ein Traumziel?
Das nicht, grundsätzlich bin ich für vieles offen. Klar ist aber, dass ich immer ein bisschen Action brauche. Es sollte also ein Verein mit Strahlkraft sein – und kein ländlicher Dorfklub. Vielleicht ergibt sich ja sogar etwas in den USA. Das ist ein Land, in das ich nach meiner Fußballkarriere vielleicht ohnehin auswandern werde.