Woran Heiko Vogel beim KFC Uerdingen gescheitert ist

Nach nur 150 Tagen und lediglich 16 Spielen ist mit Heiko Vogel auch der vierte Trainer in der Drittliga-Historie des KFC Uerdingen schon wieder Geschichte. liga3-online.de erklärt, woran der 43-Jährige gescheitert ist.
Grund 1: Mannschaft nicht ausreichend verstärkt
Als Heiko Vogel im vergangenen Mai die Nachfolge von Co-Trainer Frank Heinemann antrat, kündigte er "Veränderungen in der Sommerpause" an. Der 43-Jährige hatte erkannt, dass der KFC Uerdingen mit Spielern wie Dominic Maroh, Assani Lukimya und Kevin Großkreutz zwar nominell gut besetzt ist, es der Mannschaft jedoch an jugendlicher Frische und vor allem an Tempo fehlte. Entsprechend wurde der Kader im Sommer mit Akteuren wie Franck Evina, Christian Kinsombi und Boubacar Barry verjüngt, gleichzeitig allerdings nur bedingt auch tatsächlich verstärkt.
Vor allem für die Defensive verpasste es Vogel, der die Mannschaft nach seinen Wünschen zusammenstellen konnte, die notwendige Verstärkung an Land zu ziehen. Während sich Andreas Maxsö, der als einer der Königstransfers gehandelt wurde, nach nur 62 Tagen bereits wieder verabschiedete, konnte sich Hakim Guenouche bisher nicht durchsetzen. Zuletzt musste mit Jan Kirchhoff bereits ein defensiver Mittelfeldspieler in der Innenverteidigung aushelfen.
Und auch im Sturmzentrum rüstete der KFC trotz guter finanzieller Möglichkeiten nur bedingt nach. Lange Zeit war Tobias Rühle, der noch ohne Treffer ist, die einzige Neuverpflichtung für den Angriff. Erst am letzten Transfertag nahmen die Krefelder mit Tom Boere einen weiteren Angreifer unter Vertrag, der auch direkt einschlug. Doch weil Osayamen Osawe und Adriano Grimaldi verletzt sind und wohl noch einige Zeit lang ausfallen werden, stehen dem KFC momentan nur zwei echte Spitzen zur Verfügung. Die Quittung: Mit nur zehn Toren in neun Spielen stellen die Uerdinger den zweitschwächsten Angriff der Liga.
Grund 2: Keine Einheit
Klein war der Umbruch im Sommer mit 13 Zu- und 14 Abgängen nicht. Dass es angesichts dessen kein einfaches Unterfangen werden würde, die Mannschaft zu einer Einheit zu formen, war klar. Und dennoch: Im Rahmen der Vorbereitung auf die neue Saison hatte Vogel rund vier Wochen lang Zeit, die Spieler zu einer verschworenen Mannschaft zusammenzubringen, legte den Fokus aber offenbar auf andere Aspekte. Mittlerweile liegt der Trainingsstart am 17. Juni über drei Monate zurück. Vorangekommen ist das Team-Building seitdem kaum. Zwar holte der KFC nach Rückstanden immerhin noch drei Punkte und bewies somit Moral, doch leidenschaftlichen Fußball, wie er in der 3. Liga unabdingbar ist, sahen die Fans oft nicht.
Grund 3: Keine klare Linie
Mit 28 Spielern konnte Vogel auf einen vergleichsweise großen Kader zurückgreifen, entsprechend vielfältig waren die Optionen. Doch eine klare Linie war nicht zu erkennen. Bestes Beispiel dafür ist Ali Ibrahimaj. Dem 28-Jährigen war ein Vereinswechsel nahegelegt worden, sodass er in den ersten sieben Spielen auch nicht zum Kader gehörte. Beim Pokalspiel gegen Rot-Weiss Essen kam Ibrahimaj dann aber plötzlich zum Einsatz und sollte in der zweiten Halbzeit die Niederlage abwenden. Es war sein bislang einziges Spiel. Auch sonst waren die Aufstellungen und Auswechselungen des 43-Jährigen nicht immer zu verstehen.
Grund 4: Fitness-Problem
Auch wenn das Durchschnittsalter des Kaders im Vergleich zur Vorsaison gesenkt wurde, machte die Mannschaft oft einen wenig fitten Eindruck. Dass es stellenweise an der körperlichen Voraussetzung für die 3. Liga fehlt, wurde vor allem beim Spiel gegen Eintracht Braunschweig deutlich. Trotz Führung und Überzahl schaffte es der KFC nicht, den Sieg in der Schlussphase über die Zeit zu bringen. Auch dass die Krefelder bereits drei Gegentore in der Nachspielzeit kassiert haben (nur Würzburg schneidet in dieser Statistik mit fünf Gegentoren schlechter ab) spricht nicht unbedingt für die Fitness.
21 Trainer seit 2010
Und somit befindet sich der KFC Uerdingen mal wieder auf Trainersuche. Zählt man alle Interimstrainer mit, saßen in den letzten neun Jahren bereits 21 (!) Trainer auf der Bank der Krefelder – Kontinuität sieht wahrlich anders aus. Vogel ist nach Michael Wiesinger, Stefan Krämer und Norbert Meier bereits der vierte Trainer, den Präsident Michail Ponomarev seit Februar 2018 vor die Tür gesetzt hat. Rückblickend wirkt die viel zu frühe Entlassung von Krämer grotesk, stand der KFC damals doch auf dem vierten Platz. Von diesen Tabellenregionen ist der frühere Bundesligist derzeit weit entfernt. Ob Ponomarev dieses Mal ein besseres Händchen bei der Trainersuche beweist? Vogel und Meier erwiesen sich jedenfalls als Fehlgriff.