70 Tage Milan Sasic: Der FCS zwischen Kur und Abstiegsangst

Seit knapp 70 Tagen ist Milan Šašić Trainer beim 1. FC Saarbrücken. In der Länderspielpause blickt liga3-online.de in einer ersten Bilanz auf seine bisherige Amtszeit sowie die aktuelle Situation des Vereins. Nach der jüngsten Niederlage im Lottopokal Saar macht sich beim FCS Unsicherheit bemerkbar. Ihr ist die Unbeschwertheit der Ferner-Ära, die dem Verein zu neuem Glanz verholfen hatte, längst gewichen. Während der Fall ins Amateurlager einst wie eine Kur wirkte, hat die Rückkehr ins Profigeschäft schon wieder Spuren hinterlassen. Der Versuch, den Erholungseffekt mit Kontinuität fortzusetzen, gelang unter Jürgen Luginger nicht, etwa da ihm Teile der Mannschaft offenbar die Gefolgschaft verweigerten. So scheint es, als seien die Blau-Schwarzen erneut am Ausgangspunkt angekommen. Dass dem neuen Trainer Milan Šašić nun umfangreiche finanzielle Mittel eingeräumt werden, gibt Aufschluss über die Ernsthaftigkeit, mit welcher die Vereinsführung die sportliche Situation bewertet.

Verein sieht keine Parallelen zu 2007

Sportkoordinator Stephan Kling, damals selbst im Kader, erklärte gegenüber der „Saarbrücker Zeitung“: „Heute wissen alle, um was es hier geht. Das Bewusstsein ist ein anderes. Wir haben eine Tendenz nach oben und dürfen uns die nicht von einem Spiel kaputtmachen lassen.“ Nach dem Ausscheiden im Landespokal soll die Konzentration nun vollends auf der Liga liegen. Dort hat die Mannschaft an der für den Klassenerhalt erforderlichen Einstellung unter Šašić’s Führung bislang keinen Zweifel aufkommen lassen. In mehreren Spielen kämpfte sie sich trotz Rückstands und fragwürdiger Schiedsrichterentscheidungen zurück. Um die „schwierige Aufgabe“, von der Šašić in Bezug auf den Klassenerhalt spricht, zu bewältigen, fehlen nach starken Punktgewinnen dennoch Siege. Um die Abstiegsränge zu verlassen, krempelt Šašić den Kader gerade gewaltig um. Ex-Kapitän Lerandy hat den Club bereits verlassen, andere Spieler sollen sich zunächst über die zweite Mannschaft empfehlen (Pascal Pellowski, Julian Kern und Frederic Ehrmann). Dazu erfolgten neben Trainingslagern auch Neueinstellungen im Funktionsteam. Mit weiteren Neuzugängen in der Winterpause will der erfahrene Šašić nicht nur den Klassenerhalt erreichen, sondern die bisherige Weichenstellung fortführen. Denn wie er bei seiner Amtseinführung erklärte, möchte er in Saarbrücken mehr als nur Feuerwehrmann sein und „langfristig etwas aufzubauen.“

Echte Verstärkungen notwendig

Da sich trotz klarer Zielsetzung und nachvollziehbaren Aufwärtstrends eine entscheidende Verbesserung der Tabellensituation jedoch noch nicht eingestellt hat, ist die Nervosität bei einigen Beteiligten derzeit nicht zu übersehen. Angesichts dieser Umstände sind zum Erreichen des angestrebten Ziels neben den bisherigen Neuverpflichtungen Verstärkungen notwendig, die einen höheren Zweck haben, als den Konkurrenzkampf innerhalb der Mannschaft zu beleben. Bereits im Gespräch ist z. B. Stürmer Stefan Reisinger, derzeit bei Fortuna Düsseldorf. Nach Informationen der „Bild“ sucht der Verein zudem weitere Spieler für die nach wie vor schwache Defensive.

Etablierung im Profigeschäft als Ziel

Ob die mit Milan Šašić nun veränderte Konstellation schließlich Erfolg haben wird, lässt sich zwar erst am Saisonende sagen. Lässt man das Ausscheiden aus dem Lottopokal außen vor, ist die Hoffnung auf den Klassenerhalt aber angesichts der großen Moral, welche die Mannschaft mehrfach an den Tag gelegt hat, nicht unbegründet. Sollte der FCS diesen erneuten Umbruch überstehen, liegt es in der Verantwortung der Vereinsführung, die zuletzt erreichte Kontinuität fortzuführen. Da dies ohnehin ihr Bestreben ist und die Professionalität der letzten Trainer mit Milan Šašić nahtlos fortgesetzt wird, besteht die Aussicht, dass sich der 1. FC Saarbrücken auch ohne erneuten Gang ins Amateurlager im Profigeschäft etablieren kann.

FOTO: Sven Rech

   

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