1860: Vollath neue Nummer 1 – Werner kritisiert Erwartungen
Die Torwartfrage beim TSV 1860 München ist beantwortet: Neuzugang René Vollath ist die neue Nummer 1 und löst damit Marco Hiller ab, der jahrelang als Stammkeeper auf Giesings Höhen fungierte. Indes hat Sportchef Christian Werner die Erwartungen für die Saison kritisiert.
"Millimeter-Entscheidung"
Eine "Millimeter-Entscheidung" sei sie gewesen, die Torhüterfrage, berichtete Trainer Argirios Giannikis am Donnerstagmittag bei der Pressekonferenz vor dem Heimspiel gegen den 1. FC Saarbrücken (Freitag, 19 Uhr). Einfach sei dem Deutsch-Griechen die Entscheidung nicht gefallen. "Man muss sagen, dass wir zwei sensationell gute Torhüter haben und darum im Ligavergleich beneidet werden." Am Ende hätten "Nuancen" den Ausschlag gegeben. Während Vollath "zufrieden" darauf reagiert habe, künftig als Stammkeeper zwischen den Pfosten zu sein, sei Hiller "enttäuscht" gewesen. Kein Wunder, schließlich ist der 27-Jährige bereits seit 2008 für die Löwen aktiv, durchlief sämtliche Jugendteams, rückte 2017 in den Profikader auf und bestritt bislang 247 Spiele – bis auf ganz wenige Ausnahmen als Nummer 1.
Neben Vollath, der wie Hobsch und Schifferl aus Unterhaching kam, werden sich noch weitere Neuzugänge in der Startelf wiederfinden. Welche genau, wollte Giannikis aber nicht verraten. Stattdessen verwies er darauf, dass es nach dem "riesengroßen Umbruch" mit zehn Zu- und 20 Abgängen Zeit brauche, bis sich die Mannschaft gefunden habe. "Wir müssen zunächst eine Einheit werden." Nichtsdestotrotz sollen am Freitagabend zum Auftakt natürlich die ersten drei Punkte her. "Das Ziel ist ganz klar, gegen Saarbrücken zu Hause zu gewinnen." Mit 15.000 Zuschauern ist das Grünwalder-Stadion ausverkauft, aus Saarbrücken werden 1.500 Fans anreisen.
Erwartungshaltung: "Ärgert mich"
Unterdessen hat Sportchef Christian Werner die Erwartungen für die neue Saison kritisiert, nachdem die Löwen vereinzelt als Geheimfavorit auf den Aufstieg gehandelt wurden. "Es ärgert mich, dass der Aufstieg oder ähnlich ambitionierte Ziele als Zielsetzung von außen herangetragen werden", sagt er in der "Abendzeitung". Haching-Coach Marc Unterberger hatte den TSV im Rahmen der Trainer-Umfrage von liga3-online.de gar als "absoluten Favorit" bezeichnet und betont: "Alles andere als der Aufstieg würde mich extrem überraschen, weil richtig viel Qualität da ist." Worte, die man an der Grünwalder Straße nicht gerne hört. "Wir haben einen großen Umbruch mit 20 Abgängen, wir haben zehn neue Spieler. Wir mussten den Etat deutlich reduzieren – und wir wären letzte Saison fast, um Haaresbreite abgestiegen", erinnert Werner – und kann es zudem nicht nachvollziehen, dass die beiden Testspiel-Niederlagen gegen Karlsruhe und Kaiserslautern bei einigen Fans für Unmut gesorgt haben. "Das ist eine völlig falsche Erwartungshaltung an diese Mannschaft und an unsere Arbeit in diesem Verein."
Was das Budget angehe, bewege sich 1860 "maximal im unteren Mittelfeld", rechnet der Löwen-Sportchef vor. "Woher soll also der Anspruch kommen, zu sagen, wir spielen ganz oben mit?" Das sei nicht fair gegenüber den Spielern, dem Trainerteam und allen Menschen drumherum. "Dann bin ich auch dafür da, mich schützend vor die Mannschaft und den Trainer zu stellen." Ein Saisonziel ruft der 40-Jährige nicht aus. Es gehe darum, 38 Spieltage lang alles reinzuhauen, "damit wir so viele Spiele wie möglich auf unsere Seite ziehen und gar nicht darauf gucken, ob wir Zehnter, Fünfzehnter oder Zweiter sind". Giannikis meinte im Hinblick auf die Erwartungshaltung: "Man muss festhalten, dass 1860 ein riesen Klub ist. Das da Erwartungen kommen, ist klar. Für mich als Trainer gilt es, das Ganze realistisch einzuschätzen. Wir wollen natürlich Spiele gewinnen und siegfähig sein, schon gegen Saarbrücken." Große Worte seien nach dem Umbruch nicht angebracht. "Es ist nicht die Zeit, Luftschlösser zu bauen. Stattdessen wollen wir arbeiten und Ergebnisse erzielen."