1860 meldet Vollzug: Werner ist neuer Sport-Geschäftsführer

Knapp 200 Tage, nachdem Günther Gorenzel seinen Vertrag beim TSV 1860 München aufgelöst hatte, sind die Löwen bei der Suche nach einem neuen Sportchef nun fündig geworden. Wie der TSV am Freitag bekanntgab, wird Christian Werner den Posten antreten und zudem in die Geschäftsführung aufrücken.
Zunächst abgelehnt
Der 42-Jährige war bereits vor einigen Wochen als Gorenzel-Nachfolger gehandelt worden, ist aber zunächst mehrmals vom Präsidium des e.V. abgelehnt worden. Präsident Robert Reisinger hatte Werner in einer internen E-Mail, die öffentlich geworden war, gar als untauglich bezeichnet. Wie der Präsident in einem Statement jedoch erklärte, habe die Entscheidung einer Falschinformation zugrunde gelegen. Demnach habe Geschäftsführer Marc-Nicolai Pfeifer der Vereinsseite mitgeteilt, dass Werner nur für die Rolle als untergeordneter Sportdirektor zur Verfügung stehe, allerdings waren Reisinger und Co. auf der Suche nach einem Sport-Geschäftsführer. In persönlichen Gesprächen sei anschließend klar geworden, dass Werner für diese Rolle infrage komme.
Ursprünglich sollte Werner bereits am 22. Dezember in sein Amt gehoben werden, jedoch war die notwendige Beiratssitzung kurzfristig geplatzt, da die Investoren-Vertreter nicht erschienen waren und das Gremium dadurch nicht beschlussfähig war. Eine Entscheidung per Umlaufverfahren hatte die Investorenseite anschließend abgelehnt. Wer nun letztlich die Entscheidung pro Werner getroffen hat, dazu macht 1860 keine Angaben.
1860 passte Pressemitteilung an
Brisant: In einer zunächst verschickten Pressemitteilung war davon die Rede, dass beide Gesellschafter des Klubs, sowohl der Verein wie auch die Vertreter von Investor Hasan Ismaik, der neuen sportlichen Leitung ihr persönliches Vertrauen ausgesprochen hätten. In einer aktualisierten Pressemitteilung wurde die Passage jedoch entfernt. Warum, ist bislang nicht bekannt. Offenbar war die Berufung Werners doch nicht mit der Investorenseite abgesprochen. Darauf lässt auch ein Bericht von "sechzger.de" schließen, wonach das Vereinspräsidium die Entscheidung unter Anwendung der 50+1-Regel im Alleingang durchgezogen hat – und damit einmal auf Konfrontation mit der Investorenseite gegangen ist.
"Christian Werner konnte die Vereinsvertreter im persönlichen Kontakt mit intensiven und detaillierten Analysen zur sportlichen Situation und mit sportwissenschaftlichen und organisationsspezifischen Kenntnissen von seiner Qualifikation für die geforderten Aufgaben überzeugen", so Reisinger. Derweil erklärt Werner, dass er den TSV 1860 München "schon länger mit großem Interesse" verfolge und sich sehr freue, "jetzt für diesen Traditionsverein in verantwortlicher Position tätig zu sein". Sein Tätigkeitsfeld umfasse "insbesondere die Führung der Lizenzmannschaft und die damit verbundene Personalplanung", heißt es.
Zuletzt Chefscout beim Waldhof
Bislang arbeitete der promovierte Sportwissenschaftler als Gymnasiallehrer (Sport/Englisch), wird diesen Job für die Löwen nun aber aufgeben. Erfahrungen im Fußball-Geschäft sammelte Werner in der vergangenen Saison als Chefscout für den SV Waldhof Mannheim. Davor fungierte er als Sportdirektor bei Viertligist SGV Freiberg (2020-2022) sowie dem österreichischen Klub Austria Lustenau (2018-2019). Neben dem 42-Jährigen waren in den letzten Wochen auch Namen wie Horst Heldt und Thomas Hitzlsperger auf die Gorenzel-Nachfolge gehandelt worden, erhielten aber keine Mehrheiten. Im Gegensatz zu Werner. Wie Pfeifer Anfang Oktober sagte, habe der frühere Amateurspieler "von allen Kandidaten am meisten überzeugt".
Werners erste Amtshandlung wird die Verpflichtung eines neuen Trainers als Nachfolger von Maurizio Jacobacci sein, dessen Freistellung mittlerweile schon vier Wochen zurückliegt. Als Kandidaten werden derzeit vor allem Marco Antwerpen (zuletzt 1. FC Kaiserslautern) und Holger Bachthaler (FV Illertissen) gehandelt. Momentan steht U21-Coach Frank Schmöller interimsweise an der Seitenlinie, ist aufgrund der fehlenden UEFA-Pro-Lizenz aber keine dauerhafte Lösung.