111 Gründe, Arminia Bielefeld zu lieben: "Wahnsinn gehört dazu"

"Willkommen beim Fußballklub für Fortgeschrittene, bei der ewigen Fahrstuhlmannschaft, der Diva aus Ostwestfalen. Wer Arminia Bielefeld liebt, der braucht starke Nerven. Kaum ein anderer Klub ist so oft aus der Bundesliga abgestiegen. Kaum ein Klub schaffte so häufig die Rückkehr". Mit diesen Sätzen wirbt der "Schwarzkopf & Schwarzkopf Verlag" für das Buch "111 Gründe, Arminia Bielefeld zu lieben". liga3-online.de sprach mit den beiden Autoren Michael König und Philipp Kreuzer über ihre Liebe zur Arminia, wie sie das Buch geschrieben haben und wohin die sportliche Reise des DSC in den nächsten Monaten und Jahren gehen wird.

liga3-online.de: Sie schreiben in Ihrem ersten Kapitel des Buches u.a. darüber, dass einige prominente Sportler, aber auch außerhalb des Sportbusiness, sich als Fan der Arminia zählen. Auch unter den nicht so populären Fußballbegeisterten ist Arminia auch über Bielefeld hinaus immer wieder als favorisierter Club zu finden. Wie erklären Sie sich oder wie bewerten Sie es, dass der DSC bei aller Konkurrenz in NRW auch in Bayern oder Schleswig Holstein Anhänger findet, die mit Bielefeld selbst nichts zu tun haben?

Michael König & Philipp Kreutzer: Der Verein wirbt mit dem Motto "Leiden schafft Leidenschaft", das trifft es ziemlich gut. Arminia ist ein Club für alle, die das Drama lieben, den ewigen Wechsel zwischen himmelhoch jauchzend und zu Tode betrübt. Arminia ist ungeheuer spannend, weil man nie weiß, was als nächstes kommt: Triumph oder Chaos. So empfinden wir das, und vielen anderen geht es wohl genauso. Egal, ob sie aus Bielefeld, Bayern oder Buxtehude kommen. Das freut uns natürlich, wenn unser Club weit über Ostwestfalen hinaus beliebt ist.

Viele Fans und Vereine in Deutschland belächeln Arminia Bielefeld, wie Sie auch in einem Kapitel Ihres Buches feststellen. Wäre Arminia genauso beliebt, wenn es diese Geschichten um den Verein nicht gäbe?

Schwer zu sagen. Der Wahnsinn gehört in Bielefeld ja von Beginn an dazu, wir kennen das nicht anders. Seit der Gründung 1905 gab es immer wieder existentielle Krisen, und der Verein hat noch jede überlebt. Denken Sie an den Schummel-Skandal 1970/71, für den Arminia hart bestraft wurde. Oder an Otto Rehhagels "Fußballgrüße aus Bielefeld" nach dem 4:0-Sieg gegen die Bayern 1978/79 – danach sind wir aus der Bundesliga abgestiegen. Sieben Mal ging es hinunter, sieben mal wieder hinauf. Und dazwischen war immer Alarm. Welcher andere Club hält das aus?

Ein Fanspruch über Arminia lautet: "Ich bin Armine, ich brauche keinen Tatort". Kommt bei Ihnen auch das Gefühl auf, dass man sich auf der Alm selbst bei einem 3:0 noch nicht sicher sein kann, ein Spiel auch zu gewinnen?

Das ist sicher so, aber das macht eben auch den Reiz aus. Nehmen Sie die Zweitliga-Abstiegsrelegation gegen Darmstadt, Ende der vergangenen Saison: 3:1 im Hinspiel und doch noch versemmelt. In der 122. Minute. Brutaler ging es nicht. Der Schmerz, die Trauer, das Mitleid, das Verarbeiten und Neustarten – das werden wir nie vergessen. Andere gewinnen Titel, wir gewinnen an Erfahrung. Die ist auch sehr viel wert.

Sie gehen im Buch auch auf sehr aktuelle Themen, wie zum Beispiel Stefan Krämer, ein. Haben Sie ihm auch ein Exemplar des Buches zukommen lassen?

Wir hatten tatsächlich das Glück, sehr aktuell arbeiten zu können. Begonnen haben wir, als Arminia furios in die zweite Liga zurückkehrt war. Und fertig waren wir nach dem Darmstadt-Relegationsspiel. Das war gewissermaßen der Ringschluss. Einen der 111 Gründe haben wir Stefan Krämer gewidmet, das stimmt. Wir wissen leider nicht, ob er sich das Buch besorgt hat. Geschickt haben wir keines: Zum einen, weil wir befürchteten, in der Geschäftsstelle von Energie Cottbus könne es womöglich nicht so gut ankommen. Und zum anderen, weil die erste Auflage schon weg wäre, wenn wir jedem ehemaligen DSC-Coach der vergangenen Jahre ein Buch zukommen lassen würden. Spätestens wenn Krämer mit Cottbus auf der Alm gastiert, wird er aber sicher eines bekommen. Es wird dort im Fanshop verkauft.

Der Saisonstart der Mannschaft verlief etwas holprig und besonders das 1:5 gegen Halle und das 1:2 gegen Osnabrück sorgten für große Enttäuschung unter den Fans. Wieviel trauen Sie Arminia in dieser Saison zu?

Wenn es richtig mies läuft, dann wird es überraschend noch eine tolle Saison. So war das schon häufiger, deshalb sind wir nicht pessimistischer als sonst. Der Erfolg im DFB-Pokal gegen Sandhausen war ein Zeichen in die richtige Richtung, auch der Sieg gegen die Stuttgarter Kickers hat uns Spaß gemacht. Zugänge wie Florian Dick, Julian Börner oder Christoph Hemlein scheinen einzuschlagen, und von Fabian Klos erwarten wir uns auch noch einige Tore.

Ist es Ihrer Einschätzung nach notwendig, dass der Verein schnell wieder aufsteigt, um den finanziellen Kollaps zu verhindern?

Definitiv, ja. Auch wenn die Clubführung noch so klug wirtschaftet und die heimischen Unternehmen treu zum Verein stehen, ist das Stadion wohl auf Dauer zu groß für die dritte Liga.

Wie denken Sie über die mediale Berichterstattung zur 3. Liga? Denken Sie, dass die Vereine es verdient hätten an die 2. Bundesliga angeglichen zu werden, wenn es um die Vermarktung geht (TV-Geld …)?

Die dritte Liga hat für Fans ein paar Vorteile: Die Tickets sind noch etwas bezahlbarer als sonst, es gibt Live-Streams von den Spielen kostenlos im Netz und Reporter, die sich wirklich auf das sportliche Geschehen konzentrieren. Für die Clubs muss es jedoch hart sein, in dieser Welt zwischen Provinz- und Profifußball zu überleben. Die Anforderungen seitens des DFB sind hoch, die Erlöse niedrig. Das Konzept scheint uns nicht wirklich aufzugehen.

Sind Sie schon mit liga3-online.de bekannt gewesen? Wenn ja, was genau macht die Berichterstattung auf unserer Seite aus und was halten Sie für verbesserungswürdig?

Um ehrlich zu sein, haben wir lange gehofft, uns nicht so bald wieder mit der dritten Liga beschäftigen zu müssen. Aber jetzt, wo wir wieder da sind, lesen wir gerne Artikel wie "Die Gründe für den Aufschwung bei Arminia Bielefeld" auf liga3-online.de. Und würden uns freuen, wenn noch viele Texte dieser Art bei Ihnen erscheinen würden.

Vielen Dank für das Interview.

 

   
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