1. FC Magdeburg: Die Leidenschaft hat gewonnen
Der Schock eines frühen Gegentores hält normalerweise über die kompletten 90 Minuten an. Nicht so beim 1. FC Magdeburg. Der Aufsteiger kämpfte sich gegen den Halleschen FC mit viel Leidenschaft in die Partie zurück und drehte die Partie in Unterzahl zum 2:1. Eine ganze Stadt ist in Ektase.
Wenn ein TV-Sender in seiner Spiel-Zusammenfassung den Anstoß zeigt, deutet dies meist auf eines hin: ein frühes Tor. So geschehen auch am Sonntag beim Derby zwischen Magdeburg und Halle. Nach nur 26 Sekunden gingen die Gäste, die bis dahin in drei Pflichtspielen ohne Treffer blieben, in Führung. "Am Anfang hatte uns Halle komplett auf dem falschen Fuß erwischt. Das war ein richtiger Nackenschlag", musste Trainer Jens Härtel nach Spielende zugeben. Als nach 16 Minuten mit Ahmed Waseem Razeek ein Magdeburger mit Gelb-Rot des Feldes verwiesen wurde und der Aufsteiger fortan in Unterzahl agieren musste, war die Ernüchterung groß. Ausgerechnet im Derby drohte der Härtel-Elf die erste Saisonniederlage.
"Stolz auf diese Mentalität der Mannschaft"
Doch anstatt die Ruhe zu verlieren, suchte der FCM mit fortlaufender Spieldauer immer wieder den Weg nach vorne. Der Ausgleich von Christian Beck in der 34. Minute fiel zwar überraschend, war aber dennoch nicht unverdient. Nach der Pause entwickelte sich eine offene Partie mit leichten Vorteilen für den HFC. Der 2:1-Siegtreffer wenige Minuten vor Schluss, als Beck über das halbe Spielfeld rannte, ließ die mit fast 21.000 Zuschauern gefüllte MDCC-Arena beben. "Ich bin stolz auf diese Mentalität der Mannschaft", freute sich Härtel. Mit Christian Beck trug sich dabei ein Spieler gleich doppelt in die Torschützenliste ein, der in der vergangenen Saison mit 20 Toren und elf Vorlagen in 30 Spielen maßgeblichen Anteil am Aufstieg hatte. Im Vorfeld der neuen Saison befürchteten viele Experten, dass die 3. Liga für den 27-Jährigen eine Nummer zu groß sei – drei Tore in drei Spielen sprechen aber zumindest bisher eine klare Sprache. "Phänomenal, Wahnsinn …", rang der Doppeltorschütze kurz nach Abpfiff im "MDR" um die richtigen Worte.
Leidenschaft gewinnt
Spielerisch wusste der Gegner aus Halle, vor allem in der Anfangsphase, durchaus zu überzeugen und war über weite Strecken auch die bessere Mannschaft. Doch der 1. FC Magdeburg setzte dem Tugenden entgegen, die in der 3. Liga Grundvoraussetzung sind, um eine Partie zu gewinnen: Mit viel Kampf und einer großen Portion Leidenschaft gelang es der Härtel-Elf, die Unterzahl nicht erkennbar zu machen und schließlich auch das Derby zu gewinnen. Überhaupt zeigte sich am Sonntag einmal mehr die große Stärke des FCM: Über den Teamgeist machen die Blau-Weißen spielerische Defizite wett und deuteten an, dass mit ihnen in dieser Saison zu rechnen ist. Selbst HFC-Kapitän Marco Engelhardt musste anerkennen: "Die Leidenschaft hat heute gewonnen."
FCM lässt sich nicht aus der Ruhe bringen
Vom direkten Durchmarsch in die 2. Bundesliga kann trotz der sieben Punkte aus drei Spielen selbstverständlich keine Rede sein. Doch wenn die Magdeburger in den kommenden Wochen und Monaten weiter so engagiert und leidenschaftlich auftreten, sollte der sichere Klassenerhalt kein Problem darstellen. Die Qualität, sich selbst von großen Rückschlägen in einem wichtigen Spiel nicht aus der Ruhe bringen zu lassen, ist der 3. Liga bereits mehr als würdig und wird noch so manchen Gegner vor Probleme stellen. Letztlich haben auch die Fans einen großen Anteil am starken Saisonauftakt: Über 40.000 Zuschauer sorgten in beiden Heimspielen für echte Gänsehaut-Momente. Die Stadt befindet sich seit dem Aufstieg ohnehin bereits in Dauer-Ekstase – dies wird nach dem Sieg gegen Halle auch noch einige Zeit so bleiben.