Hinrundenfazit Hallescher FC: Kleinheider die einzige Konstante

Während sich die Drittligisten derzeit auf die Rest-Rückrunde vorbereiten, nimmt liga3-online.de die bisherige Saison der 20 Drittligisten unter die Lupe. Heute: Der Hallesche FC. Die Hallenser waren in der vergangenen die wohl tragischste Mannschaft der Liga, denn mittlerweile ist man seit acht Spielen sieglos und rangiert, nachdem man zwischendurch von Rang 9 grüßte,  mit 24 Punkten auf dem Abstiegsplatz 18. Die Saison begann für die Hallenser bereits fatal und nach vier Spielen ohne Sieg fand man sich bereits auf dem letzten Platz wieder, allerdings folgte darauf eine überraschend starke Serie von 16 Punkten aus sieben Spielen. Halle kratzte zwischendurch gar aus der Distanz an Platz 3, jedoch war die eigene Nachlässigkeit oft schuld daran, dass man bisher nicht über Platz 9 hinaus kam und nun sogar ernsthaft nach unten schauen muss. Zu inkonstant waren die Leistungen  aller Spieler, zu lethargisch das Spiel auf dem Platz, auch wenn in jedem Spiel die Chance zum Punkten bisher da gewesen wäre. In keiner Partie kristallisierte sich der HFC als „Schießbude“ oder der Gegner als übermächtig heraus. Eben deswegen war die Hinrunde für den HFC eine tragische. Im Folgenden schaut sich liga3-online.de die bisherige des Halleschen FC einmal genauer an.

Das lief bisher gut: Die Torwartleistung

Trotz stetig abnehmender Mannschaftsleistung in den Spielen konnte sich Sven Köhler zumindest auf seine Männer zwischen dem Pfosten verlassen. Dominik Kisiel begann die Saison als Nummer 1 stark, bevor Pierre Kleinheider ihn verletzungsbedingt ersetzen musste und das Niveau im Tor der Hallenser noch einmal erheblich anhob. Kein Spieltag, an dem Kleinheider nicht mit einer oder gar mehreren übermächtigen Paraden glänzen konnte und musste, kaum ein Gegentor, an dem er sich ernsthaft an die eigene Nase fassen musste. Kleinheider ist bereits jetzt eine absolute Institution im Tor des HFC und lässt nur hallesche Nostalgiker noch von Darko Horvat träumen. Und auch sein Kollege Kisiel glänzte in der Hinrunde – und zwar durch den einwandfreien Charakterzug, sich trotz des unverschuldeten Verlustes seines Stammplatzes nicht öffentlich zu beschweren, sondern in jedem Training weiterhin Vollgas zu geben, sich seiner Stärke auch ohne Stammplatz vollends bewusst. So besitzt der HFC nach wie vor und trotz Abstiegsplatz das wohl beste Torwartduo der Liga.

Die Fans

4.000 Fans in Leipzig waren nur der Höhepunkt. Mit im Schnitt fast 8.000 Fans pro Spiel zieht der HFC nach wie vor Fans an und steht in der Zuschauertabelle wohlgemerkt vor Vereinen wie Münster, Chemnitz oder Erfurt auf Platz 6. Zwar brauchte der gemeine HFC-Fan in dieser Saison ein dickes Fell, oder mehr einen gesunden Blutdruck, um das Auf und Ab des Clubs mitverfolgen zu können, aber die Begeisterung für den Club aus der Saalestadt ist trotzdem ungebrochen. Mit fast 2.300 verkauften Dauerkarten stellte der Verein abermals einen neuen persönlichen Saisonrekord auf.

Das lief bisher nicht gut: Das Angriffsspiel

Schlampig, pomadig, einfallslos. Man könnte die Liste der Negativbeurteilungen über das hallesche Angriffsspiel bedenkenlos weiterführen, denn es war schon fast beispiellos, wie schlecht die Mannschaft von Sven Köhler sich bietende Räume nutzte, wie unkreativ und ideenarm sie den Spielaufbau betrieb und wie leichtfertig sie beste Chancen liegen ließ, Tore zu erzielen. Auch über die Flügel kamen kaum treffende Impulse, was möglicherweise am verletzungs- und sperrenbedingten steten Personalwechsel lag. Verrückt, dass zum Saisonbeginn, als die Mannschaft noch als „nicht eingespielt“ galt durchaus ansehnliche Spiele stattfanden – gegen Chemnitz zeigte man in der ersten Halbzeit die beste Saisonleistung – zum Ende aber von Spiel zu Spiel weniger gezeigt werden konnte, und das, obwohl die nun eingespielte Mannschaft optimalerweise eigentlich am Limit spielen sollte.

Das Abwehrverhalten

Angriff Note 5, Abwehr zuletzt klar Note 6. So könnte man die letzten Spiele des HFC beschreiben. Zwar hatte man nach einigen Umstellungen, die unter anderem Adli Lachheb den Platz in der Mannschaft kosteten, mit Kojola und Franke die Idealbesetzung in der Innenverteidigung gefunden, aber die hochgewachsenen Recken leisteten sich zusammen mit ihren Außenverteidigerkollegen vor allem in den letzten beiden Spielen vor der Winterpause Gegentore, die nicht einmal dem Begriff „Standfußball“ würdig wären. Wie angewurzelt wurde da ein Angreifer von RB Leipzig zum Tor gewunken, wie einbetoniert sah man zu, wie Erfurt nach einer Ecke zum Torerfolg kommen konnte. Keine Dynamik, keine Aggression – der bemitleidenswerte Pierre Kleinheider konnte gerade so noch schlimmeres verhindern. Dabei ist die Verteidigung die Position, auf der der HFC, anders als z.B. im Sturm, die meisten Alternativen hat.

Die Neuzugänge

Vor der Saison sprachen nicht wenige von den hochkarätigsten Neuzugängen der jüngeren Geschichte des HFC, mittlerweile zeigt sich aber, dass der Umbruch nicht konsequent genug ausgeführt werden konnte. Die Neuverpflichtungen füllen die Mannschaft gut aus und ersetzten die Abgänge ordentlich, es fehlen aber die punktuellen Verstärkungen in der Kreativabteilung, in der Mannschaftsführung und leider auch wieder um Abschluss, um dem HFC Struktur zu verleihen. Dabei waren Transfers wie Robert Schick, der sich blendend in die Mannschaft einfügte oder Akaki Gogia durchaus erfolgreich, Gogia wird bereits vom Zweitligist VfL Bochum umworben. Einzige Totalausfälle waren die hoch eingeschätzten Pierre Merkel im Sturm und Adli Lachheb in der Innenverteidigung, die beide nach mehreren schlechten Spielen auch mit persönlichen Problemen zu kämpfen hatten. Spieler wie Marcel Franke, Sören Bertram, Marcel Baude oder Florian Brügmann lassen sich momentan noch schwer einschätzen. Zu oft folgten auf starke Spiele extrem schwache Leistungen. Der HFC will demnach in der Winterpause unbedingt nachrüsten, im Notfall sogar eigentlich nichtvorhandenes Geld investieren.

Bester Spieler: Pierre Kleinheider

Wie bereits erwähnt war der Torwart der einzig Konstante unter den Wechselhaften. Am 4. Spieltag für Dominik Kisiel ins Tor gerückt, ließ er sich in den folgenden Spielen nicht mehr verdrängen und bewahrte die Mannschaft von Sven Köhler ein ums andere Mal vor einer höheren Zahl an Gegentoren. Tragisch, dass spielstarke Mannschaften in der Liga nach einem konstant guten Torhüter suchen, während beim HFC die momentan einzige Stärke im Tor steht und sich vor Attacken kaum retten kann. Akaki Gogia, der im Zwischenfazit noch Primus war, tauchte zuletzt zu oft ab um seine erneute Nennung zu rechtfertigen, Königstransfer Timo Furuholm war zuletzt wie alle anderen ein Ausfall.

Schwächster Spieler: Sven Köhler

Zugegebenermaßen: Sven Köhler ist Trainer und kein Spieler, auch wenn er vermutlich am liebsten wieder selber mitspielen würde, um seine Mannen taktisch anzuführen. Seine Nennung hat mehrere Gründe: Zum einen erlebt das hallesche Urgestein die wohl schwierigste Hinrunde seiner Karriere beim HFC, denn noch nie kulminierten die Misserfolge der Mannschaft in einer derart eindringlichen Rücktrittsforderung der Fans. Zum anderen spielt die gesamte Mannschaft Woche für Woche schlecht, während der Trainer, wie es im Geschäft üblich ist, die „Leistungen“ vor Medien und Anhang ausbaden muss. So führte man rund um den HFC die schlechten Leistungen der Hinrunde von Merkel, Lachheb, Zeiger oder Müller immer am Ende auf den Trainer zurück, was ihn symbolisch zum traurigen Sammelpunkt der halleschen Hinrundenmisere machte.

Fazit

Erst lief es nicht, dann lief es gut, nun läuft es GAR nicht. Was an eine chinesische Technikkopie erinnert, ist: Der HFC in der Saison 13/14. Wenn der 1. FC Saarbrücken als Großinvestor dieser Saison nicht noch schlechter dastehen würde als der HFC, wären die Hallenser wohl die Enttäuschung der bisherigen Saison. Vom zwischenzeitlichen mehr als soliden Mittelfeldplatz, geht es nun eigenverschuldet nur noch gegen den Abstieg und damit auch um die sportliche Zukunft an der Saale. Die Stadt, die Fans, das Stadion, sind mehr als drittligareif, der Verein ist es momentan nicht.

Prognose

Momentan deutet nichts darauf hin, dass die Situation bei HFC nach der Winterpause eine andere sein wird. Bisher ist noch kein neuer Spieler verpflichtet worden, der Hoffnung machen könnte. Dazu scheint das Tischtuch zwischen Trainer und Fans zerrissen, es fehlt zudem an internen konstruktiven Reibungen. Wenn sich die Mannschaft nicht gewaltig zusammenreißt, steuert der HFC ungebremst auf den Abgrund zu. Zum jetzigen Zeitpunkt ist der drohende Abstieg jedenfalls sehr real.

FOTO: Marcel Junghanns / Klettermaxe Photographie / Fototifosi

 

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