Warum Beierlorzer gehen musste – "Absolutes Vertrauen" in Wimmer

Sie kam am Freitag, 24 Stunden vor dem Spiel gegen Saarbrücken, durchaus überraschend, die Nachricht vom Beierlorzer-Aus in Regensburg. Am Tag danach sprach Vorstandschef Oliver Hein über die Gründe, während er Trainer Michael Wimmer das "absolute Vertrauen" aussprach.
"Müssen neue Impulse setzen"
Über zwei Jahre lang hatte Achim Beierlorzer beim SSV Jahn auf sportlicher Ebene das Sagen. Unter seiner Regie ging es nach dem Zweitliga-Abstieg 2023 auf direktem Wege wieder hoch, allerdings auch sofort wieder zurück. Die Regensburger spielten dabei eine schwache Saison und befinden sich auch jetzt nach wie vor in einer sportlichen Abwärtsspirale. Um diese "mittel- und langfristig beenden zu können", seien die Verantwortlichen nach einem längeren Prozess seit Anfang des Jahres zu dem Entschluss gekommen, sich "leider" von Beierlorzer trennen zu müssen, sagte Vorstandsvorsitzender Oliver Hein am Samstag vor dem Spiel gegen den 1. FC Saarbrücken bei "MagentaSport" und betonte: "Wenn wir 21 Monate zurückblicken, haben wir es in dieser Zeit nie geschafft, die Abwärtsspirale strategisch und sportlich zu beenden."
Nun sei der Klub an einem Punkt angelangt, "wo wir neue Impulse setzen müssen, um die Saison positiver und optimistischer gestalten zu können", so Hein. Das Aus sei auch ein Signal an die Mannschaft, "dass wir in dieser Situation alle gefordert sind, Verantwortung zu übernehmen. Das erwarten wir nicht nur von unseren Mitarbeitern, sondern auch von unseren Spielern". Warum die Trennung nicht bereits im Sommer erfolgte, begründete Hein so: "Das wäre nicht gerechtfertigt gewesen, weil Achim in der Vergangenheit schwierige Transferperioden hatte. Das war in dieser anders, dementsprechend habe ich ihm für die Zeit das Vertrauen ausgesprochen. Nichtsdestotrotz haben wir es nicht geschafft, die Energie in die neue Saison zu tragen, um wieder erfolgreich sein zu können. Deswegen muss man irgendwann Konsequenzen ziehen."
Vorerst übernehmen nun Philipp Hausner als kaufmännischer Geschäftsführer, sein Stellvertreter Simon Leser sowie das Trainerteam die Aufgaben des 57-Jährigen. Parallel läuft die Suche nach einem Nachfolger: "Wir brechen es aber auch nicht über den Zaun und geben uns die nötige Zeit, um eine seriöse Nachfolgeregelung zu finden", so Hein. Trainer Michael Wimmer muss sich dagegen trotz der bislang enttäuschenden Saison keine Sorgen um seinen Job machen. "Michi besitzt von uns allen das absolute Vertrauen. Ich habe die letzten Tage vermehrt mit ihm und dem Trainerteam gesprochen. Es gibt nichts, woran gerüttelt wird", machte der Vorstandschef deutlich.
Last-Minute-Punkt gegen den FCS
Ob eine Niederlage gegen Saarbrücken – es wäre die sechste in den letzten sieben Partien gewesen – etwas daran geändert hätte, bleibt spekulativ. Denn in der fünften Minute der Nachspielzeit kam der Jahn immerhin noch zu einem Punkt. "Mich freut es für die Mannschaft, weil sie es sich verdient hat. Riesenkompliment, dass die Mannschaft bis zum Schluss an sich geglaubt hat", sagte Wimmer, der den Punkt aufgrund der zweiten Halbzeit als "absolut in Ordnung" bezeichnete, im "MagentaSport"-Interview. "Wir waren feldüberlegen, ohne zwingende Chancen zu haben. Wir müssen uns ankreiden, dass wir zu wenig Zielstrebigkeit und Durchschlagskraft nach vorne hatten."
Adrian Fein war es, der den Ball aus dem Gewühl heraus ins Toreck jagte. "Ich war selbst überrascht, dass ich den so getroffen habe", strahlte der 26-Jährige und sprach von einem Tor des Willens und zeigte sich mit dem Punkt zufrieden: "Es ist wichtig, dass wir gerade vor der Länderspielpause zumindest einen Punkt mitgenommen haben, auch wenn wir uns ein bisschen mehr erhofft haben." In der Halbzeit habe Wimmer das Team mit einer emotionalen Ansprache nochmal ein "bisschen gepackt. Wir haben es dann gut umgesetzt. Was uns fehlt, ist, dass wir uns klare Torchancen herausspielen". Daher gelte es, noch zwingender und konsequenter werden. "Dann sind wir auf dem richtigen Weg."
Fein über Wimmer: "Absolut geiler Typ"
Zu Wimmer hielt Fein indes fest, dass jeder einzelne in der Mannschaft "super happy" sei, ihn als Trainer zu haben. "Er ist ein absolut geiler Typ, und es ist richtig, dass der Verein hinter ihm steht." Fein verglich die aktuelle Situation beim SSV mit der von Arminia Bielefeld vor zwei Jahren, die an Trainer Mitch Kniat festhielten und ein Jahr später den souveränen Aufstieg schafften. Wimmer traut er zu, "aus uns auch so eine Mannschaft zu formen, die das schaffen kann". In der Länderspielpause heißt es nun: "Arbeiten, zu arbeiten, zu arbeiten", machte Wimmer klär. "Dann zählt nur eins, und das ist das Auswärtsspiel in Havelse. Darauf müssen wir uns zu 100 Prozent vorbereiten, dass wir da parat sind." Gegen den sieglosen Aufsteiger müssen dann aber unbedingt drei Punkte her.