Strittige Szenen am 21. Spieltag: Die Analyse von Babak Rafati

Die nicht gegebenen Elfmeter für Rostock und Kaiserslautern, die Behandlungspause für Hüsing, die gelbe Karte für Chato und die Rudelbildung bei Uerdingen gegen Würzburg. Am 21. Spieltag hat sich Ex-FIFA-Schiedsrichter Babak Rafati für liga3-online.de fünf Szenen genauer angeschaut.

[box type="info"]Hintergrund: Babak Rafati war viele Jahre Bundesliga & FIFA Schiedsrichter. Insgesamt leitete der heute 48-Jährige 84 Erst-, 102 Zweit-, 13 Drittliga- und zahlreiche internationale Spiele. Exklusiv für liga3-online.de analysiert der erfahrene Schiedsrichter jeden Spieltag die strittigen Szenen, die durch die Redaktion im Vorfeld ausgewählt werden. Zudem ist er Kolumnist und TV-Experte für Bundesliga-Spiele. Im Hauptberuf ist Rafati heute Mentalcoach für Profifußballer und Manager sowie ein viel gefragter Referent in der freien Wirtschaft, u.a. bei DAX-Unternehmen zum Thema Stressmanagement und Motivation (www.babak-rafati.de).[/box]

Szene 1: Oliver Hüsing (Hansa Rostock) bekommt das Knie von Marcel Bär (Eintracht Braunschweig) ins Gesicht und muss mit blutender Nase vom Platz. Anschließend wird er behandelt und darf zurück, wird von Schiedsrichter Martin Petersen vor der Ausführung einer Braunschweiger Ecke aber direkt wieder runtergeschickt. Direkt danach fällt das 1:0 für Braunschweig. [TV-Bilder – ab Minute 1:16:50]

Babak Rafati: Die Regel besagt, dass ein blutender Spieler am Spiel nicht teilnehmen darf. Das Bluten muss somit erst gestillt werden, bevor der Spieler auf das Spielfeld zurück darf. Das geschieht aus gesundheitlichen Gründen. Somit handelt der Schiedsrichter regeltechnisch richtig, wenngleich man den Ärger von Hüsing absolut verstehen kann.

Szene 2: Marco Königs (Hansa Rostock) will einen langen Ball erlaufen, prallt jedoch mit Braunschweig-Keeper Jasmin Fejzic zusammen und fordert Elfmeter. Petersen lässt weiterlaufen. [TV-Bilder – ab Minute 1:31:55]

Babak Rafati: Fejzic springt im eigenen Strafraum im Luftkampf nur zum Ball und spielt diesen. Zeitgleich springt Königs den Keeper an, was eher einen Freistoß für Braunschweig nach sich ziehen müsste. Eine richtige Entscheidung, weiterspielen zu lassen.

 

Szene 3: Nach einem Kontakt von Dan-Patrick Poggenberg (Sonnenhof Großaspach) geht Christoph Hemlein (1. FC Kaiserslautern) im Strafraum zu Fall. Kein Elfmeter, sagt Schiedsrichter Thorben Siewer. [TV-Bilder – ab Minute 20:15]

Babak Rafati: Bei diesem Laufduell im Strafraum von Großaspach kommt es sicherlich zu einem Kontakt zwischen Poggenberg und Hemlein, aber ob dieser für einen Strafstoß ausreicht, darf bezweifelt werden. Hemlein kommt selbst etwas ins Straucheln. Kurz nachdem er zu Boden sinkt, wird er vom Verteidiger im normalen Bewegungsablauf getroffen, sodass dieser Kontakt unerheblich ist. Hier weiterspielen zu lassen, ist absolut richtig.

 

Szene 4: Nach einem Foul an Sascha Mölders (1860 München) sieht nicht Adam Straith, sondern Teamkollege Paterson Chato (Sportfreunde Lotte) von Schiedsrichterin Dr. Riem Hussein die gelbe Karte. [TV-Bilder – ab Minute 1:08:15]

Babak Rafati: Bei dieser Szene hat sich die Schiedsrichterin offensichtlich geirrt und dem falschen Spieler die gelbe Karte gezeigt. Das Foulspiel an Mölders begeht eindeutig und zweifelsfrei Straith und nicht Chato. Eine mögliche Erklärung, weshalb die Schiedsrichterin Chato die gelbe Karte zeigt, könnte sein, dass dieser mit dem Pfiff und der Entscheidung seine Arme hochreißt und signalisieren will, dass kein Foulspiel vorgelegen hat. Dadurch wird die Schiedsrichterin ihn wahrgenommen und als Schuldigen für das Foulspiel ausgemacht haben. Wegen Reklamierens die gelbe Karte gezeigt zu haben, kann man nahezu ausschließen, denn als solches kann man die Aktion sicherlich nicht werten. Eine Fehlentscheidung wegen Spielerverwechslung.

Die Assistenten hätten diese Spielerverwechslung bis zur nächsten Spielfortsetzung der Schiedsrichterin mitteilen können, damit der Fehler verhindert wird. Da ein offensichtlicher Irrtum vorliegt wird der DFB die gelbe Karte gegen Chato annullieren, sodass sie keine Konsequenzen hat. Ärgerlich wäre es nur, wenn Chato im gleichen Spiel aufgrund einer zweiten gelben Karte zu Unrecht vom Platz gestellt worden wäre.

 

Szene 5: Nach einem Foul von Kevin Großkreuz (KFC Uerdingen) an Peter Kurzweg (Würzburger Kickers) kommt es zu einer Rudelbildung. Schiedsrichter Robert Schröder zeigt dreimal Gelb, verzichtet aber auf glatt Rot. [TV-Bilder – ab Minute 1:40:25]

Babak Rafati: Nach einer Rudelbildung behaken und schubsen sich die Spieler. Der Schiedsrichter pickt genau die richtigen drei Spieler heraus und zeigt ihnen für ihr Verhalten situationsgerecht die gelbe Karte. Es handelt sich um Unsportlichkeiten und nicht um Tätlichkeiten. Absolut angemessen und richtig, es bei diesen Sanktionen zu belassen.

 

[box type="info"]Weiterlesen: Wer am häufigsten benachteiligt wurde[/box]

   

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