Stadien: Personalisierte Tickets und Gesichtserkennung vom Tisch

Erleichterung für die Fanszenen in Deutschland: Zum Start der Innenministerkonferenz (IMK) in Bremen hat Bremens Innensenator Ulrich Mäurer (SPD) klargestellt, dass mehrere umstrittene Sicherheitsmaßnahmen im Fußballstadion nicht weiter verfolgt werden. Nach wochenlangen Protesten aus nahezu allen Kurven stehen weder personalisierte Tickets noch flächendeckende Ausweiskontrollen, Gesichtserkennung und KI-Überwachung auf der Tagesordnung.

DFB und DFL warnen vor Kollektivstrafen

Mäurer betonte gegenüber der "Sportschau", man wolle im Dialog mit der Fanszene bleiben: "Wir müssen bei allen Maßnahmen Maß und Mitte bewahren. Sicherheit im Stadion ist wichtig. Aber wir dürfen nicht alle Fans unter Generalverdacht stellen, nur weil einige Wenige Ärger machen." Die Ankündigung beendet eine hitzige Debatte, die in den vergangenen Wochen für massive Unmutsbekundungen in vielen Stadien gesorgt hatte.

Bereits im Vorfeld hatten DFB und DFL in einem Schreiben an mehrere Innenminister vor pauschalen Maßnahmen gewarnt. Ein Stadionverbot müsse "auf konkreten und nachweislichen Tatsachen beruhen", betonten DFB-Präsident Bernd Neuendorf, DFL-Aufsichtsratschef Hans-Joachim Watzke und DFL-Geschäftsführer Marc Lenz. Ein "Gießkannenprinzip" bei Ermittlungen lehnen die Verbände ebenso ab wie die Personalisierung von Tickets – diese sei nicht mit der Stehplatzkultur vereinbar und erhöhe die Sicherheit nicht.

Ticketing-Thema komplett beendet

Auch dieses Thema soll laut Mäurer in den nächsten Tagen nicht mehr auf der IMK diskutiert werden. "Personalisierte Tickets und flächendeckende Ausweiskontrollen – das steht nicht auf der Tagesordnung. Das Thema Ticketing ist vom Tisch. Denn niemand wird die Stehplätze aufgeben. Und mit Stehplätzen, auf denen sich jeder frei bewegen kann, macht das Thema keinen Sinn", sagte der Innensenator.

Statt neuer Überwachungsmaßnahmen soll künftig mehr Transparenz und Einheitlichkeit beim Thema Stadionverbote erreicht werden. Der konkrete Tatvorwurf müsse "substanziell dargelegt werden", betonte Mäurer. Ziel sei nicht eine höhere Zahl an Stadionverboten, sondern mehr Rechtssicherheit für Vereine und Fans. Eine neue, übergeordnete Stadionverbotskommission beim DFB soll für einheitliche Standards sorgen. Die Entscheidungen bleiben allerdings bei den lokalen Gremien. In Konfliktfällen können Polizei oder Verein künftig die DFB-Kommission anrufen. Mäurer unterstrich zudem, dass sich die Sicherheitslage in deutschen Stadien zuletzt spürbar verbessert habe.

Auch die Klubs appellierten

Darauf hatten auch die Fans zuletzt immer wieder verwiesen, viele Vereine hatte sich dabei hinter ihre Anhänger gestellt. Etwa Alemannia Aachen: "Wir stimmen der Politik selbstverständlich zu, dass es keine Gewalt im Fußball geben darf. Die geplanten Maßnahmen, die auf der Innenministerkonferenz besprochen werden, erscheinen uns hierbei jedoch nicht zielführend und zum Teil sogar kontraproduktiv", kritisierte Sport-Geschäftsführer Sport Rachid Azzouzi in einem Statement.

Pauschale Strafen könnten aus seiner Sicht "bewährte Abläufe beeinträchtigen und große Teile der Fanszene unter Generalverdacht stellen". Er appellierte daran, Maßnahmen nur gemeinsam mit Verbänden, Vereinen und Fanvertretungen zu erarbeiten, um "Sicherheit und Fankultur gleichermaßen zu schützen".

   

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