Saisonvorschau Wiesbaden: Führt der Weg weiter nach oben?

Bevor die 3. Liga am 21. Juli in die neue Saison startet, blickt liga3-online.de auf die 20 Drittligisten und schätzt die Chancen der Teams ein. In der heutigen Ausgabe werfen wir einen Blick auf den SV Wehen Wiesbaden.

So lief die Vorbereitung

Als zweiter der insgesamt 20 Drittligisten startete der SVWW bereits am 15. Juni in die Vorbereitung. In den ersten Tagen lag die Priorität zunächst in der konditionellen Arbeit. Mit entsprechend schweren Beinen ging es ins erste Testspiel gegen den Oberligisten SV Gonsenheim, das mit 2:1 gewonnen werden konnte. Ausbaufähig zeigte sich in dieser Partie die Chancenverwertung. Im Spiel gegen den nächsten Oberligisten Viktoria Griesheim klappte das Toreschießen dagegen besser. Am Ende hieß es 4:0. Dass der Knoten im Offensivspiel aber weiterhin noch nicht endgültig geplatzt ist, zeigte das Spiel gegen Astoria Walldorf aus der Regionalliga Südwest, das man mit 0:1 verlor. Umso überzeugender war dagegen der deutliche 5:0-Erfolg gegen die zweite Mannschaft des 1. FC Köln, die in der abgelaufenen Saison den sechsten Platz in der Regionalliga West belegte. Tags darauf ging es für acht Tage nach Bad Gögging ins Trainingslager. Dort standen mit dem TSV Buchbach und dem FC Ingolstadt zwei Testspiele auf dem Programm. Der Regionalligist aus Buchbach wurde mit 3:1 geschlagen. Gegen den Erstliga-Absteiger FC Ingolstadt gab es nach sehr ansprechender Leistung eine knappe 1:2-Niederlage.

Bis zum Ligastart warten noch die "Neuauflage" des Landespokalfinals gegen Rot-Weiß Hadamar und der Bundesligist Mainz 05 als Generalprobe vor dem ersten Spiel gegen Carl Zeiss Jena.

Transferperiode

Zugänge Abgänge
Lukas Watkowiak (1. FSV Mainz 05 II) Max Reule (SG Sonnenhof Großaspach)
Moritz Kuhn (SV Sandhausen) Michael Vitzthum (Sonnenhof Großaspach)
Sören Reddemann (RB Leipzig II) Daniel Wein (TSV 1860 München)
Jeremias Lorch (Sonnenhof Großaspach) Jann Bangert (TSV Schott Mainz/Leihe)
Paul Lutterbüse (eigene U19) Kevin Schindler (vereinslos)
Stephan Andrist (FC Hansa Rostock) Marc Lorenz (Karlsruher SC)
Agyemang Diawusie (RB Leipzig/Leihe) Luca Schnellbacher (VfR Aalen)
Patrick Mayer (vereinslos)

 

Wer soll noch kommen?

Der Kader des SVWW dürfte im Großen und Ganzen komplett sein. Lediglich auf der linken Außenbahn könnte noch etwas passieren. Einen Eins-zu-Eins-Ersatz für die Position von Marc Lorenz hält Sportdirektor Christian Hock für "nur sinnvoll, wenn derjenige mindestens so viel Qualität besitzt wie Stephan (Andrist; Anm. d. Red.). Wir werden nicht einfach irgendwen holen, sondern nur einen Außenstürmer, der uns sofort weiterhilft“, wie er vor dem Trainingslager gegenüber dem "Wiesbadener Kurier" erklärte. Voraussetzung für einen zusätzlichen Neuzugang, wäre der Abgang von zwei, drei Streichkandidaten – etwa Evans Nyarko und Vladimir Kovac.

Auf diesen Spieler sollte man achten: Agyemang Diawusie

Durch die Auflösung der U23 von RB Leipzig kamen eine ganze Reihe junger Spieler auf den Markt. Diawusie ist einer der Wenigen, denen der Bundesligist auf lange Sicht den Durchbruch im Profifußball zuzutrauen scheint. Denn ihn wollte Leipzig nicht endgültig abgeben, sondern nur auf Leihbasis. Dementsprechend wurde der 19-Jährige, der mit der Empfehlung von 18 Torbeteiligungen in 26 Spielen nach Hessen kommt, zuvor mit einem Profivertrag ausgestattet. Sicherlich wird der Juniorennationalspieler etwas Eingewöhnungszeit an die körperliche 3. Liga benötigen. Mit seiner Schnelligkeit und seiner Technik ist der offensive Allrounder auf jedem Fall im Auge zu behalten.

AufstellungWiesbaden

Stärken & Schwächen

Der große Umbruch bleibt nach dem Erreichen des siebten Tabellenplatzes aus. Bis auf Marc Lorenz (Karlsruher SC) hat kein Stammspieler den Verein verlassen. Somit kann Trainer Rüdiger Rehm auf ein eingespieltes Team zurückgreifen, das unter ihm bereits gezeigt hat, zu was es grundsätzlich in der Lage ist. So konnte die Mannschaft punktuell verstärkt werden. Mit Moritz Kuhn und Jeremias Lorch hat Rüdiger Rehm bereits bei Großaspach zusammengearbeitet und weiß damit auch ganz genau, welche Qualitäten die beiden mitbringen. Zusätzlich konnte mit Stephan Andrist ein großes Kaliber der 3. Liga verpflichtet werden und das trotz der Maßgabe, dass die Verträge leistungsorientierter gestaltet werden. Zudem könnte mit dem Schweizer das Problem behoben worden sein, dass man aus dem Mittelfeld nur recht wenig Torgefahr ausgestrahlt hat.

Die große Frage wird sein, wie der SVWW den Abgang von Marc Lorenz verkraften und kompensieren wird. Mit 14 Torvorlagen war Lorenz gemeinsam mit Kiels Dominick Drexler bester Assistgeber der abgelaufenen Drittliga-Saison. Vor allem die Kombination Vorlage Lorenz, Tor Schäffler hatte enormen Anteil an der besten Halbserie der Vereinsgeschichte des SVWW. Da dieses Duo nun getrennt ist, muss es den Hessen gelingen, die Tore anderweitig herauszuspielen. Einen entsprechenden hochkarätigen Neuzugang für die linke Offensivseite gab es bisher nicht. Ob man diesen bekommen kann ist (noch) nicht absehbar. Alternativ muss in der Spielweise ein entsprechender Weg gefunden werden, um diese Lücke zu schließen. Grundsätzlich waren in der Vorbereitung genug Vorlagen für einen möglichen Treffer da. Allein die Chancenverwertung lässt noch Luft nach oben und sollte auf jeden Fall zum Saisonstart verbessert werden.

Die Erwartungen der Fans

Der Blick auf die Rückrundentabelle der abgelaufenen Saison (Platz 5) und der Punkteschnitt unter Rüdiger Rehm (1,94 aus 16 Spielen) lässt die Optimisten unter den Fans von einem Angriff auf die vorderen Plätze träumen. Viele haben aber noch das katastrophale Fußballjahr 2016 im Hinterkopf, als man erst haarscharf am Abstieg vorbeischrammte und dann auch zur Winterpause der Folgesaison in akuter Abstiegsgefahr steckte. Daher ist die Sehnsucht unter den Fans nach einer ruhigen, sorgenfreien Saison entsprechend groß. Ein einstelliger Tabellenplatz und die erneute Qualifikation für den DFB-Pokal darf es aber ruhig sein.

Fazit & Prognose

Der Grundstein für eine gute Saison ist beim SV Wehen Wiesbaden gegeben. Die Mannschaft besteht aus einem eingespielten Grundgerüst, das sinnvoll ergänzt zu sein scheint. Zusätzlich hätte das letzte halbe Jahr unter Rüdiger Rehm kaum erfolgreicher sein können. Die Chemie zwischen Mannschaft und Trainerteam scheint absolut zu stimmen. Gute Voraussetzungen also, für eine erfolgreiche Saison. Was wiederum gleichbedeutend damit wäre, dass erstmals seit Gino Lettieri in der Saison 2010/2011 ein Trainer eine komplette Saison beim SVWW übersteht. Damals landeten die Hessen auf Platz vier, nur einen Punkt hinter dem Relegationsplatz. Allerdings lässt sich im Fußball und erst recht nicht in der 3. Liga so einfach eine Erfolgsformel aufstellen, die man anwenden kann. Es gibt einfach zu viele Unabwägbarkeiten. Der Abgang von Marc Lorenz muss erst mal sportlich abgefangen werden, was aber nicht unmöglich ist. Zu schwankend waren seine Leistungen je Halbserie. Insgesamt erscheint eine Bestätigung des siebten Tabellenplatzes absolut im Bereich des Möglichen, sogar mit leichter Tendenz nach oben. Am Ende könnte es Platz vier bis sieben werden.

 

   

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