Politik entscheidet über Geisterspiele: Fragen und Antworten
Am heutigen Mittwoch beraten Bund und Länder darüber, inwiefern Geisterspiele zugelassen werden. liga3-online.de beantwortet im Vorfeld die wichtigsten Fragen.
Grünes Licht erwartet
Wird es heute eine Entscheidung geben?
Ja. Wie bereits durchgesickert ist, werden Bund und Länder sehr wahrscheinliches grünes Licht für Geisterspiele geben. Dieses gilt dann zunächst für die Bundesliga und die 2. Liga. In einem Beschlussentwurf mit Stand von Dienstagabend, den die "Bild" veröffentlicht hat, heißt es: "Die Sonderstellung von (…) Berufssportlern erfordert – auch rechtlich – eine gesonderte Beurteilung. Die Bundeskanzlerin und die Regierungschefinnen und -chefs der Länder halten die Fortsetzung des Spielbetriebes und mithin die Begrenzung des ansonsten entstehenden wirtschaftlichen Schadens in der 1. und 2. Fußball-Bundesliga für die dort startberechtigten 36 Vereine auf deren Kosten ab X. Mai für vertretbar." Die Voraussetzung: "Dem Beginn des Spielbetriebs muss eine zweiwöchige Quarantänemaßnahme, gegebenenfalls in Form eines Trainingslagers, vorweggehen." Derzeit sieht das Konzept von DFB und DFL "lediglich" ein einwöchiges Quarantäne-Trainingslager vor.
Gilt der Beschluss auch für die 3. Liga?
Zunächst nicht direkt, allerdings hatte die Sportminister-Konferenz zuletzt erklärt: Sollten sich die Konzepte in den beiden Bundesligen bewähren, könne der Spielbetrieb mit zeitlicher Verzögerung zunächst auf die Frauen-Bundesliga und den DFB-Pokal ausgeweitet werden. Die Fortsetzung des Spielbetriebs in anderen Profi-Ligen – dazu zählt auch die 3. Liga – in Form von "Geisterspiele" könne möglich werden, "sofern die Ligen entsprechende Konzepte erarbeiteten". Da das Konzept für die 3. Liga mit dem der Bundesligen identisch ist, wäre das grüne Licht für die ersten beiden Ligen auch ein Signal für die Dritte Liga.
Wer trifft die endgültige Entscheidung?
Das letzte Wort, ob Geisterspiele genehmigt werden, haben die Gesundheitsbehörden vor Ort. Aus Halle, Magdeburg, Jena und Münster gab es diesbezüglich jedoch bereits ablehnende Reaktionen. Während die Stadt Halle Geisterspiele ohne Umbau des Stadions (Kostenpunkt: 800.000 Euro) untersagt hat, äußerte die Stadt Münster "große Bedenken", was die Umsetzung des Hygienekonzepts angeht. Die Vereine müssten wohl nachrüsten, damit die Behörden vor Ort grünes Licht geben.
Re-Start Mitte/Ende Mai?
Wann könnte wieder gespielt werden?
Sollten die Bundesligisten – wie von der Politik gefordert – vor dem Re-Start zunächst in ein zweiwöchiges Trainingslager müssen, könnte der Ball dort wohl frühestens ab dem 23. Mai rollen. Auch in der 3. Liga ist der 23. Mai ein denkbarer und der zeitgleich frühstmögliche Termin. Allerdings scheint fraglich, ob die 3. Liga parallel zur Bundesliga starten wird. Klar ist in jedem Fall: Vor dem Wiederbeginn soll allen Klubs mindestens ein zweiwöchiges Mannschaftstraining ermöglicht werden – das müsste dann am kommenden Montag beginnen. Problem: In Jena sind sämtliche Sportplätze nach aktuellem Stand bis zum 25. Mai gesperrt. Entsprechend kann der FCC derzeit nicht trainieren. Sollte Jena keine Sondergenehmigung erhalten, könnte sich der Re-Start der Liga verzögern.
Ist ein Saisonende bis zum 30. Juni wahrscheinlich?
Kaum. Zwar könnten die noch ausstehenden elf Spieltage zwischen dem 23. Mai und 30. Juni mit fünf Englischen Wochen in Folge über die Bühne gebracht werden, allerdings wäre die Belastung enorm. Mindestens die Relegationsspiele zwischen der 2. Bundesliga und der 3. Liga müssten Anfang Juli ausgetragen werden. Corona-Fälle innerhalb der Teams und mögliche Spielabsagen könnten den Zeitplan durcheinanderbringen. Und sollte der Ball in der 3. Liga erst ab Ende Mai wieder rollen können, wäre der 30. Juni als Saisonabschluss endgültig nicht mehr zu halten.
Trifft der DFB-Bundestag nicht erst am 25. Mai die Entscheidung über eine Fortsetzung?
Nein. Die Fortführung der Saison könnten Präsidium oder Vorstand des DFB beschließen – ein Votum des Bundestages bedarf es dafür nicht. Dieser könnte am 25. Mai aber den Abbruch beschließen, falls der Spielbetrieb doch nicht wieder aufgenommen werden kann.
Ist das Hygienekonzept für die Drittligisten umsetzbar?
Viele Klubs sehen Probleme, wie sie die Anforderungen – etwa mit Blick auf die Infrastruktur und Organisation – umsetzen sollen. Auffällig: Mit Magdeburg, Halle, Jena, Münster und Mannheim haben sich bislang fünf der sieben Klubs, die einen Abbruch fordern, mit Sorgen zur Umsetzung gemeldet. Meppens Mannschaftsarzt Dr. Thomas Keese-Röhrs sieht derweil keine Probleme.