"Ordnung fängt am Parkplatz an": So plant Selimbegovic
Mit Mersad Selimbegovic hat Alemannia Aachen am Donnerstag seinen neuen Cheftrainer vorgestellt. Nach zuletzt zwei Siegen unter Interimstrainer Ilyas Trenz übernimmt der 43-Jährige eine selbstbewusste Mannschaft, hat aber gleichwohl einige Ideen, um die Alemannia langfristig auf Kurs zu bringen.
"Genau am richtigen Ort"
Am Ende dauerte es dann doch zweieinhalb Wochen, bis Sport-Geschäftsführer Rachid Azzouzi nach dem Aus von Benedetto Muzzicato den neuen Coach präsentieren konnte. Und das, obwohl der Kontakt zu Selimbegovic bereits einige Tage nach der Trennung von Muzzicato stattgefunden hatte. Bei der Pressekonferenz zur Vorstellung des 43-Jährigen am Donnerstag sprach Azzouzi aber von einem "normalen Prozess" und hatte nicht das Gefühl, dass sich die Suche gezogen habe. Dass Selimbegovic nun bereits bei der Partie gegen Stuttgart II auf der Bank sitzen wird und nicht erst nach der Länderspielpause übernimmt, begründete Aachens Sportchef damit, dass der gebürtige Jugoslawe bereits schnell erste Schlüsse aus der Verfassung der Mannschaft ziehen und das Team zudem früh kennenlernen soll.
Warum die Wahl auf Selimbegovic fiel, begründete er wiederum so: "Er ist ein sehr akribischer und ehrgeiziger Trainer, der sich alles hart erarbeitet hat." Seine ganze Lebensgeschichte sei von "harter Arbeit" und einer "gewissen Demut" geprägt. Zudem habe er in Regensburg aus einer Mannschaft, die relativ einfachen Fußball gespielt habe, ein Team geformt, "das von hinten heraus einen tollen und schönen, attraktiven Fußball geboten hat". Zudem stehe Selimbegovic für Leidenschaft, Herz, Einsatzbereitschaft, Willen und eine gute Struktur innerhalb einer Mannschaft. "Genau das ist es, was wir auch hier bei der Alemannia benötigen", betont Azzouzi und zeigt sich "völlig überzeugt, dass Mersad hier genau am richtigen Ort ist". Zumal er auch innerhalb des Vereins verbinden könne.
Leidenschaft, Disziplin und Ordnung
Selimbegovic, der keinen eigenen Co-Trainer mitbringt, freut sich bei der Alemannia vor allem auf die Fans. Bereits am Vormittag leitete er erstmals das Training. "Ich kann es kaum erwarten, dass wir morgen so richtig loslegen werden. Ich habe eine sehr fokussierte Mannschaft erlebt." Alles umwerfen im Vergleich zu den letzten beiden Spielen will er aber nicht – im Gegenteil: "Es geht darum, den Weg weiter fortzusetzen. Dass man diese Energie bündelt, zusammen verteidigt und kämpft und einfach die Leidenschaft auf den Platz bringt. Das ist für mich A und O." Gerade in einer engen Liga sei die Leidenschaft das Fundament. "Wir müssen bereit sein, füreinander den Sprint oder Zweikampf zu machen und so dann diese Quäntchen Glück auf unsere Seite zu ziehen." Auch Disziplin und Ordnung sollen beim 43-Jährigen, der für die 'alte Schule' im positiven Sinn stehen will, groß geschrieben werden. "Das geht schon außerhalb des Platzes auf dem Parkplatz los, dass man sieht, wo jeder seinen Platz hat und nicht, dass jeder kreuz und quer parkt."
Für sein System favorisiert Selimbegovic die Viererkette, zudem will er eher ein 3:2 statt ein 1:0 sehen: "Die Leute kommen wegen Action ins Stadion." Hinten den Bus zu parken, sei nicht sein Stil. "Ich stehe eher für ein aggressives Pressing, frühes Stören, ein möglichst hohes Verteidigen und den Gegner weit weg vom Tor zu halten. Dass man das jetzt nicht alles gleich umsetzen kann, ist klar. Es wird auch ein bisschen Zeit brauchen." Passenderweise steht nach dem Spiel beim VfB Stuttgart II eine Länderspielpause an, ehe anschließend bereits das Duell mit seinem Ex-Klub Jahn Regenburg ansteht. 17 Jahre lang war Selimbegovic für die Oberpfälzer in verschiedenen Rollen aktiv. "Manchmal schreibt der Fußball eine ganz besondere Geschichte. Das hat ein bisschen Besonderheit, und ich freue mich einfach, auch viele Leute da nochmal zu sehen, die herzlich willkommen zu heißen." Gleichwohl hofft er darauf, diese Leute im Nachgang dann trösten zu müssen, weil er mit Alemannia gewonnen hat. Zunächst steht nun aber die Partie beim VfB II an.