Michael Schiele im Interview: "Damit war nicht zu rechnen"

Im Interview mit liga3-online.de spricht Würzburgs Cheftrainer Michael Schiele über die Gründe für die Siegesserie der Kickers, die letzten beiden Spiele vor der Winterpause, seine erste Chance, sich als Cheftrainer zu beweisen und die frühere Zusammenarbeit mit Ralph Hasenhüttl und Stephan Ruthenbeck.

[box type="info" size="large"]"Haben noch nichts erreicht"[/box]

Sie haben den Würzburger Kickers neues Leben eingehaucht. Wie haben Sie das gemacht, Herr Schiele?

Michael Schiele: Wir haben viele Einzelgespräche mit den Spielern geführt, um ihnen neues Selbstvertrauen zu geben und sie an ihre Stärken zu erinnern. Außerdem wurde in den letzten Wochen viel im athletischen Bereich gearbeitet und wir haben auch taktisch einige Dinge verändert. Das Wichtigste ist aber, dass die Mannschaft wieder als eine Einheit auftritt.

Nachdem Sie das Ruder übernommen haben, schien es erst so, als ob sich nichts ändern würde. Sie starteten mit drei Niederlagen. Seitdem läuft es aber wie am Schnürchen. Hand aufs Herz: Haben Sie mit einem solchen Lauf gerechnet?

Uns war klar, dass sich irgendwann der Erfolg einstellen wird und wir auch wieder damit anfangen, konstanter zu punkten. Es war allerdings nicht damit rechnen, dass wir schon nach einer so kurzen Zeit eine solche Siegesserie starten. Umso schöner ist es, dass wir die Abstiegsränge verlassen haben und uns bereits ein kleines Polster erarbeitet haben. Uns ist aber bewusst, dass wir noch nichts erreicht haben. Verlieren wir jetzt zwei Spiele, sind wir direkt wieder unten drin.

Beim Mitabsteiger Karlsruher SC war der Saisonverlauf ähnlich. Nach einem schwachen Start und einem Trainerwechsel hat der KSC seit über zwei Monaten nicht verloren. Haben beide Teams die Qualität in der 3. Liga womöglich unterschätzt?

Nein, das würde ich nicht sagen. Die ersten Monate nach einem Abstieg sind nie einfach. Genau wie beim KSC gab es auch bei uns einen größeren Umbruch, wenngleich unsere Voraussetzungen nicht mit denen des KSC vergleichbar sind. Bis eine neu formierte Mannschaft funktioniert, dauert es seine Zeit. Und wenn man dann in negatives Fahrwasser gerät, ist es schwer, die Kurve zu bekommen. Es ist also alles andere als selbstverständlich, dass wir in den letzten Wochen so gute Ergebnisse eingefahren haben. Besonders unser sehr ordentlicher Auftritt beim 3:1 in Großaspach am letzten Wochenende hat mir imponiert.

Zwei Spiele sind bis zur Winterpause noch zu absolvieren. Heimpartien gegen Schlusslicht Rot-Weiß Erfurt und Aufsteiger SV Meppen stehen auf dem Programm. Mit welcher Punkteausbeute aus diesen beiden Spielen wären Sie zufrieden?

Mit Erfurt und Meppen treffen wir auf zwei unangenehme Gegner. Erfurt muss gewinnen, um den Anschluss nicht zu verlieren. Meppen ist eine spielstarke Mannschaft, die immer noch von der Aufstiegseuphorie getragen wird. Dennoch wollen wir beide Spiele für uns entscheiden. Wenn wir unsere Leistungen aus den letzten Begegnungen bestätigen, bin ich auch guter Dinge, dass das klappt.

Und wie lautet insgesamt die Zielsetzung? Vor der Saison hätte man sich sicher nicht damit zufrieden gegeben, nur den Klassenverbleib zu erreichen!

Darüber haben wir tatsächlich noch gar nicht gesprochen. Wichtig war erst einmal, den Negativlauf zu stoppen und unten heraus zu kommen. Wenn wir die letzten beiden Spiele absolviert haben, werden wir einen Blick auf die Tabelle werfen und uns Gedanken darüber machen, was in dieser Saison noch möglich ist.

 

[box type="info" size="large"]"Will das Vertrauen zurückzahlen"[/box]

Für Sie ist Würzburg die erste Station als Cheftrainer. Hatten Sie auf diese Chance schon lange gewartet?

Ganz und gar nicht. Ursprünglich hatte ich für mich zunächst einmal vorgesehen, weiter als Co-Trainer zu arbeiten. Da ich auch erst dieses Jahr meine Ausbildung zum Fußball-Lehrer abgeschlossen habe, war es mir vorher ohnehin nicht möglich, als Cheftrainer im Profibereich zu arbeiten. Durch die Freistellung von Stephan Schmidt ging dann doch alles schneller als gedacht. So läuft das Fußball-Geschäft nun einmal. Jetzt bin ich aber froh über diese Chance und versuche natürlich, sie bestmöglich zu nutzen. Ich will das in mich gesetzte Vertrauen zurückzahlen.

Sie waren lange Co-Trainer von Ralph Hasenhüttl beim VfR Aalen und arbeiteten mit Stephan Ruthenbeck bei der SpVgg Greuther Fürth zusammen. Von wem haben Sie am meisten gelernt?

Ich möchte keinen Trainer hervorheben. Von Beiden konnte ich einiges mitnehmen. Ralph Hasenhüttl ist dafür bekannt, eine Mannschaft mit Zuckerbrot und Peitsche emotional sehr gut führen zu können. Stephan Ruthenbeck ist ein Perfektionist, was die Strukturierung und Vorbereitung der Trainingseinheiten angeht.

Sind Sie eher ein Ralph Hasenhüttl oder ein Stephan Ruthenbeck?

(lacht) Weder noch. Es bringt nichts, jemanden kopieren zu wollen. Ich würde mich als einen Trainertypen beschreiben, der sehr akribisch arbeitet. Wichtig ist mir, dass die Mannschaft immer einen genauen Plan und auf alles eine Antwort hat.

   

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