Meißner im Interview: "Das müssen wir noch öfter auf den Platz kriegen"
Robin Meißner gehört zu den Stürmer-Typen, die eigentlich lieber Tore als Worte sprechen lassen. Im Interview mit liga3-online.de blickt der Neuzugang des VfL Osnabrück auf eine Zeit von über 250 Tagen ohne Tor-Erfolg und spricht außerdem über das Wiedersehen mit seinem Jugendtrainer Timo Schultz und einen Monat voller sportlicher Gradmesser.
"Verein und Umfeld passen super zu mir"
liga3-online.de: Der November hält nach dem Remis gegen den MSV Duisburg noch zwei weitere Spitzenspiele in Cottbus und Verl bereit. Wie wegweisend wird dieser Monat für den VfL, Robin Meißner?
Robin Meißner: Ein spannender Monat voller Gradmesser für uns. In Cottbus kommen noch Kulisse und Atmosphäre dazu, wo viele Teams durchaus Probleme haben, dort zu bestehen. Dass wir dazu fähig sind, den Top-Teams unser Spiel aufzudrücken, hat die Partie gezeigt. Nur das Tor hat am Ende gefehlt.
Angesichts Ihrer Tor-Ausbeute gegen die besagten Klubs in der Vorsaison (für Dynamo Dresden) dürften die Abwehrreihen Sie wohl besonders auf dem Schirm haben!
Ich erinnere mich recht genau an diese Spiele. Nicht nur wegen der Tore, sondern weil wir zwei recht überzeugende Siege einfahren konnten. Besonders beim 4:2 gegen Cottbus. Wenn sich jetzt alle auf mich fokussieren sollten, wäre das nicht unbedingt ein Nachteil, weil dann andere Spieler ihre Chancen bekommen. Wir harmonieren als Team und stehen nicht dort, wo wir stehen, weil wir über viele überragende Individualisten verfügen.
Bis zum Saisonende sind Sie aus Dresden an Osnabrück ausgeliehen – der insgesamt dritte Leih-Transfer in der jüngeren Vergangenheit! Gehört das fest zum Karriereplan?
Nicht unbedingt. Mit Karriereplänen, die von vorne bis hinten durchgeplant sind, ist es ja auch so eine Sache (lächelt). Der Fußball bleibt schnelllebig. Ich bin froh, dass die Leihe mit Osnabrück zustande gekommen ist und ich mich so schnell ins Team integrieren konnte. Verein und Umfeld passen super zu mir. Die Zukunft wird zeigen, wie und wo es dann nach der Saison weitergeht.
Beim Schritt an die Bremer Brücke kam es außerdem zum Wiedersehen mit Timo Schultz. Wie eng ist Ihr Draht zum Coach, der Sie schon in der Jugend des FC St. Pauli trainiert hatte?
Timo Schultz war definitiv ein großer Faktor für mich, zum VfL zu kommen. Unabhängig von mir, weiß ich, dass er mit vielen ehemaligen Jugendspielern des FC St. Pauli noch recht intensiv in Kontakt steht. Als Trainer zeichnet ihn diese enorme Empathie aus, die er dir als Spieler entgegenbringt. Er weiß, wie er Spieler sozusagen anpacken muss.
Doppelpack gegen Mannheim als "befreiender Moment"
Der VfL-Coach hatte Sie als "Soforthilfe" angepriesen: Vier Tore bei den ersten elf Einsätzen scheinen ein solider Anfang. Haben Sie sich eine persönliche Marke gesetzt?
Ich habe keine bestimmte Zahl im Kopf, sondern wollte es simpel angehen. Nach dem Motto: Mehr Tore als in der Vorsaison (fünf; d. Red.) für Dynamo Dresden. Wenn die Entwicklung des Teams in den letzten zwei Monaten so weitergeht, kommen hinten raus vielleicht noch ein paar mehr heraus.
Zwischen Dezember 2024 und Ihrer Tor-Premiere in Havelse (2:0) lagen über 250 Tage ohne Treffer. Was hat dieser Moment in Ihnen ausgelöst?
Diese torlose Phase ging mir irgendwann sehr nahe. Da kämpfst du auch gegen gewisse Selbstzweifel an. Die Soforthilfe-Aussage des Trainers habe ich wiederum nicht als Druck, sondern als Vertrauensbonus in mich verstanden. Wie gesagt: Er weiß schon, welche Knöpfe er drücken muss. Gegen Havelse ist dann der Knoten geplatzt, aber ehrlich gesagt: Es war nicht die Art von Tor, die du als Stürmer brauchst. Daher sehe ich eher den Doppelpack gegen Waldhof Mannheim als den befreienden Moment an.
Insgesamt mausert sich die 3. Liga gerade zur Torfabrik: 413 Treffer, darunter 31 am vorherigen Spieltag, während auf Tore pro Spiel bezogen erstmals ein 3er-Schnitt steht. Wie bewerten Sie diesen Trend als Stürmer?
Eine sehr erfreuliche Entwicklung. Wenn ich die heutigen Drittligaspiele mit meiner Zeit bei Viktoria Köln vor zweieinhalb Jahren vergleiche, erkenne ich bei vielen Teams eine deutlich größere Handschrift des jeweiligen Trainers. Es wird höher verteidigt und auch bei einer Führung weiter nach vorne gespielt. Davon profitieren nicht nur die Stürmer. Auch Innenverteidiger und Sechser – da denke ich auch an meinen Mitspieler Bjarke Jacobsen – sind gerade recht torgefährlich.
Und wann springen Sie mit dem VfL, der mit 17 Toren in der Spitzengruppe eher abfällt, auf diesen Trend auf?
Möglichst schnell. Ich merke in jedem Training, dass wir über enorm vielseitige Wege zum Tor finden. Das müssen wir – ähnlich wie bei den Siegen gegen Aue (3:1; d. Red.) oder bei Waldhof Mannheim (4:1; d. Red.) – jetzt noch öfter auf den Platz kriegen. Unsere bisher starke Balance wollen und dürfen wir dafür aber nicht über den Haufen werfen.