Kniat: "Wird Zeit benötigen, bis unsere Arbeit Früchte trägt"

Im Interview mit liga3-online.de spricht Arminia-Trainer Mitch Kniat über seine ersten Monate beim DSC, die Baustellen während der Länderspielpause, das Duell gegen die zweite Mannschaft des SC Freiburg und den Druck, als Absteiger als Aufstiegskandidat zu gelten.

"In Bielefeld ist alles eine Nummer größer"

liga3-online.de: Seit mittlerweile drei Monaten stehen Sie beim Zweitliga-Absteiger Arminia Bielefeld in der Verantwortung. Wie fällt Ihr erstes Fazit aus, Herr Kniat?

Mitch Kniat: Nach einer solch kurzen Zeit schon ein erstes Fazit zu ziehen, ist aus meiner Sicht noch zu früh. Es war wohl einmalig in Deutschland, dass ein Klub einen komplett neuen Kader, ein neues Trainerteam und einen nahezu komplett neuen Staff zusammenstellen musste. Es steckt extrem viel Arbeit dahinter. Jeder einzelne Zugang wurde bis ins kleinste Detail durchdacht. Gemeinsam mit Sport-Geschäftsführer Michael Mutzel saßen wir zum Teil bis tief in die Nacht zusammen. Rückblickend können wir auf eine gelungene Zusammenstellung des Kaders schauen. Am Ende haben wir 20 neue Spieler für Arminia Bielefeld verpflichtet.

Der Startschuss mit fünf Punkten aus den ersten fünf Begegnungen war durchwachsen. Kam die Länderspielpause nun zum richtigen Zeitpunkt?

Die Unterbrechung kam sicherlich zu einer guten Phase, nachdem wir die ersten Spiele mit einem kleineren Kader absolviert hatten. Nach unserem Sieg im Westfalenpokal am vergangenen Mittwoch gegen Victoria Clarholz haben wir den Spielern ein paar Tage zum Regenerieren gegeben, damit sie ein wenig die Köpfe freibekommen und sich körperlich umfassend erholen können. Seit Montag haben wir dann die Vorbereitung auf das Spiel in Freiburg aufgenommen.

An welchen Baustellen wurde während der Unterbrechung gearbeitet?

In erster Linie ging es um verschiedene Themen rund um den Spielaufbau. Wir haben es bislang noch nicht geschafft, uns in einem Spiel zahlreiche Tormöglichkeiten herauszuspielen. Das war bisher ein Manko. Man merkt den Jungs aber an, dass sich richtig Bock haben, in Bielefeld etwas zu bewegen. Wir haben bewusst ein junges Team zusammengestellt, das auch während der Spielzeit einen großen Entwicklungsschritt nehmen soll. Die neue Mannschaft muss sich finden. Das erfordert Geduld von allen.

Bis auf Kapitän Fabian Klos musste Arminia einen komplett neuen Kader zusammenstellen. Wie weit ist der Findungsprozess?

Mit den Transfers von Noah Joel Sarenren Bazee, Marius Wörl und Leandro Putaro kurz vor dem Ende der Transferperiode ist unser Kader komplett. Damit können wir auch die nächsten Schritte in unserer Planung gehen. Die erste Phase – der Findungsprozess innerhalb der Mannschaft – ist abgeschlossen. Jetzt geht es darum, die Einzelheiten im Training zu optimieren.

Die bisherigen Aufgabengebiete erinnern ein wenig an Ihren früheren Arbeitgeber SC Verl, oder?

In der Tat. Auch mit Verl musste ich in der vergangenen Saison einen enormen Umbruch einleiten, haben dabei auf junge talentierte Spieler gesetzt. Von daher habe ich wahrscheinlich auch gut ins Anforderungsprofil der Arminia gepasst. Allerdings ist es hier noch einmal eine Nummer größer. Im Vergleich zum SC Verl ist es deutlich einfacher gewesen, Spieler von der Arminia zu überzeugen. Der Verein hat eine ganz andere Strahlkraft. Schließlich war Bielefeld vor etwas mehr als einem Jahr noch Bundesligist. Aber auch für mich persönlich gab es viele Momente, die neu waren. Das ganze Drumherum ist deutlich größer. Zum Beispiel war es ein ganz neues Gefühl, als beim öffentlichen Training plötzlich rund 500 Fans zu Gast waren.

 

"Stehen vor einer anspruchsvollen Saison"

Die Füße hochlegen konnten Sie während der Pause allerdings nicht. Ihre Mannschaft war im Westfalenpokal beim Oberligisten Victoria Clarholz (2:1) erfolgreich. Wie aussagekräftig war das Weiterkommen beim Fünftligisten?

Nach hinten heraus war es in der Tat ein knapper Sieg. Allein in der ersten Halbzeit hatten wir aber genug Chancen, um den Sack schon frühzeitig zuzumachen. Das haben wir leider verpasst. Am Ende sind wir eine Runde weiter. Das ist das, was zählt. Von daher sollte man das Ergebnis nicht allzu hoch hängen. Jeder kennt solche Pokalspiele, die bis zur letzten Sekunde eng bleiben, weil man nur mit einem Tor führt.

Am Samstag (ab 14 Uhr) geht es mit dem Heimspiel gegen die U 23 des SC Freiburg weiter. Worauf wird es ankommen, um den zweiten Saisonsieg in trockene Tücher zu bringen?

Wichtig wird vor allem sein, dass wir so wenig Chancen zuzulassen wie möglich. Zudem wollen wir das neu Erarbeitete aus der Trainingswoche umsetzen. Das heißt konkret, dass wir mehr Torschabschlüsse erzielen wollen. Und dann geht es selbstverständlich auch um den Ertrag. Um erfolgreich aus dem Spiel zu kommen, müssen wir sowohl vorne als auch hinten eine konzentrierte Leistung abliefern.

Ist es ein Vorteil, schon in der Anfangsphase einer neuen Saison gegen eine zweite Mannschaft anzutreten?

Diese Frage kann ich erst nach dem Spiel beantworten (lacht). Aber im Ernst: Sicherlich kann es ein Vorteil sein. Genauso kann es aber auch in die andere Richtung gehen. Besonders nach einer Länderspielpause kann man sich kaum auf einzelne Spieler einer U23 vorbereiten. Zum einen kann es sein, dass Spieler von oben herunterkommen, um Spielpraxis zu sammeln. Andersherum ist es aber auch möglich, dass die Profis auf Akteure aus dem Drittligakader zurückgreifen müssen, um verletzungsbedingte Engpässe abzufedern. Von daher tun wir gut daran, uns auf unsere eigenen Leistungen zu fokussieren.

Als Absteiger steht Arminia Bielefeld automatisch in der Liste der Aufstiegskandidaten weit oben. Wie sehen Sie das?

Ich denke, dass Fachleute unsere Situation richtig einschätzen können. Der Kader wurde von Grund auf neu zusammengewürfelt. Es wird einfach Zeit benötigen, bis unsere Arbeit Früchte trägt. Klar sind wir immer noch Arminia Bielefeld und die Erwartungen sind hoch. Wir können aber realistisch einschätzen, dass wir vor einer anspruchsvollen Saison stehen.

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