Hilßner gefrustet: "Ein Skandal, dass wir 0:1 verlieren"
Höhenflug gestoppt! Mit einem Sieg in Lotte hätte Hansa Rostock am Freitagabend auf den zweiten Tabellenplatz vorrücken und damit Druck auf die Konkurrenz aufbauen können. Doch am Ende stand eine 0:1-Niederlage auf dem Papier, mit der Hansa eine große Chance im Aufstiegskampf liegen ließ. Marcel Hilßner war nach Abpfiff bedient – und auch Trainer Pavel Dotchev ärgerte sich.
"Wenn man so Fußball spielen möchte"
Als Marcel Hilßner unmittelbar nach Spielende zum Interview mit "Telekom Sport" gebeten wurde, war dem 23-Jährigen die Enttäuschung über die Niederlage sichtlich anzumerken: "Es ist ein Skandal, dass wir hier 0:1 verlieren", wetterte der Flügelspieler. Worüber Hilßner sich so aufregte: "Lotte war in der zweiten Halbzeit nur dreimal kontrolliert in unserer Hälfte, ansonsten haben sie den Ball nur lang geschlagen." Auch sonst konnte der Flügelspieler mit der Spielweise der Sportfreunde im zweiten Durchgang nicht viel anfangen: "Sie standen zu teilweise zu elft im Strafraum und haben die Bälle immer wieder geblockt – wenn man so Fußball spielen möchte …"
Bitter zudem für Hansa: Direkt mit der ersten Chance ging Lotte nach 14 Minuten, nachdem Hansa zuvor gute Möglichkeiten liegen ließ, durch Sinan Karweina, der beim Zuspiel von Gerrit Wegkamp wohl hauchdünn im Abseits stand, in Führung. Es war bereits das siebte Mal in dieser Saison, dass die Kogge ein Gegentor in der Anfangsviertelstunde kassierte. "Aus dem Nichts wurde der Abwehrverbund ausgespielt, sodass Karweina frei durch war", haderte Trainer Pavel Dotchev mit der Entstehung des Treffers.
Was dem Hansa-Coach ebenfalls nicht gefallen haben dürfte: Eine Reaktion auf den Rückstand blieb zunächst aus, erst nach der Pause wurde seine Mannschaft aktiver. "In der zweiten Halbzeit waren wir komplett und mit hohem Druck überlegen", fand Hilßner. Falsch lag er damit nicht. Doch weder Biankadi, dessen Schuss von Straith geblockt wurde (54.), noch Hüsing (58.) und Breier (75.), die jeweils in Lotte-Keeper Steve Kroll ihren Meister fanden, brachten den Ball im Tor unter. Entsprechend musste Hansa die 400 Kilometer weite Rückfahrt trotz einer guten zweiten Halbzeit und 17:8 Schüssen, wovon allerdings nur vier auf das Tor gingen, ohne Punkte antreten.
Hansa von Lotte überrascht
"Die Kreativität, der letzter Pass und die zündenden Ideen haben gefehlt – deswegen stehen wir mit leeren Händen da", analysierte Dotchev am "Telekom"-Mikrofon. "Das ärgert mich." Ein schlechtes Spiel, das machte der Bulgare deutlich, habe seine Mannschaft zwar nicht gezeigt. "Allerdings haben wir auch nicht unsere Top-Leistung abgerufen", was Dotchev "sehr schade" fand. "Wir wissen, dass wir besser spielen können."
Ein Grund für die Niederlage am Autobahnkreuz: "Wir haben Lotte anders erwartet", gab Hilßner zu. "In den Spielen, die wir in unserer Video-Analyse von ihnen gesehen haben, haben sie nach vorne gepresst und guten Fußball gespielt. Das war heute nicht zu sehen." Ganz offensichtlich hatte Lotte-Trainer Nils Drube, der unter Dotchev einst als Co-Trainer bei Preußen Münster arbeitete, seinen alten Chef überrascht. Dazu passt auch, dass Lotte in der zweiten Halbzeit unerwartet auf ein 4-3-3 umstellte und Hansa mit drei Sechsern das Zentrum dicht machte. So war die Kogge zu Flanken gezwungen, die oftmals zu ungenau waren oder gar nicht erst ankamen. "Wir konnten uns spielerisch nicht entfalten", musste der Hansa-Coach eingestehen.
Riedel gesperrt
Nach der verpassten Chance im Aufstiegskampf, der ersten Pleite nach sechs Spielen und der ersten Auswärtsniederlage seit August hat der F.C. Hansa nun zehn Tage Zeit, um sich auf das Topspiel gegen Tabellenführer VfL Osnabrück am Montag in einer Woche vorzubereiten.
Ausgerechnet in dieser Partie wird die Kogge jedoch auf Innenverteidiger Julian Riedel verzichten müssen, der am Freitag seine fünfte gelbe Karte sah. Keine optimalen Bedingungen, zumal die aktiven Fans aus Protest gegen Montagsspiele einen 90-minütigen Stimmungsverzicht angekündigt haben. So wird die Kogge ohne die akustische Unterstützung seiner Anhänger darum bemüht sein, eine Reaktion zu zeigen. Die Tabelle interessiert Hilßner derweil aber nicht: "Wir wissen, wie viele Punkte wir noch zu holen haben." Zehn Zähler bis zur Winterpause sind das interne Ziel. "Ob wir als Erster oder Fünfter überwintern, ist scheißegal. Wichtig ist erst, was nach dem Winter passiert. Bis dahin wollen natürlich wir den Anschluss halten." Ein Erfolg gegen den Tabellenführer wäre eine gute Gelegenheit.