"Habe sie angeschrien": Koschinats Ansprache zeigt Wirkung

Rot-Weiss Essen hat den ersten Saisonsieg eingefahren – und was für einen! Beim 4:3-Erfolg gegen den SV Wehen Wiesbaden zeigte RWE am Freitagabend zwei verschiedene Gesichter. Ein schlechtes vor der Pause, ein sehr gutes nach der Pause – nicht zuletzt dank einer lauten Halbzeitansprache von Trainer Uwe Koschinat.

"Eigentlich ist er ein relativ entspannter Trainer"

Dass Uwe Koschinat durchaus emotional sein kann, ist bekannt. Doch meist gibt sich der 53-Jährige nach außen ruhig und besonnen – auch gegenüber der Mannschaft. "Eigentlich ist er ein relativ entspannter Trainer", bestätigte Torben Müsel bei "MagentaSport". Nicht so jedoch am Freitagabend in der Halbzeitpause. "Heute habe ich sie mal angeschrien", berichtete Koschinat, nachdem er mit dem Auftritt in den ersten 45 Minuten überhaupt nicht zufrieden war. "Es ging darum, dass wir eine andere Mentalität auf den Platz bringen, dass die Zuschauer hier auch einen richtigen Fight von uns sehen." Beispielhaft nannte Essens Coach körperliche Härte, Gradlinigkeit und Verteidigung der eigenen Box. "Das haben wir heute durchgehend nicht gut gemacht, das muss man auch so klar sagen", fand Koschinat deutliche Worte.

"Wir haben zwar versucht, Spielkontrolle zu bekommen, aber da hat man gesehen, wie nah nett und scheiße sein kann. Wir haben den Gegner permanent zu Schnellangriffen eingeladen, waren viel zu langsam in unserer Bewegung und hatten sehr weite Abstände. Das hat uns sehr, sehr viele Sorgen bereitet", schilderte Koschinat, ehe sich die Mannschaft in der Halbzeit durch seine laute Ansprache habe anfassen lassen. "Er hat uns spüren lassen, dass wir in der ersten Halbzeit ein sehr schlechtes Spiel gemacht haben", so Müsel. "Das ist auch relativ schnell bei uns angekommen. Jeder hat auf dem Platz gemerkt, dass wir irgendwas verändern müssen." Und das gelang über einige Umstellungen dann auch.

"So gut habe ich uns noch nie gesehen"

Gerade in den ersten 15 Minuten nach der Pause habe sich RWE "unfassbar stark" präsentiert, sagte Koschinat und geriet gar ins Schwärmen: "So gut habe ich uns gegen eine gute Mannschaft noch nie gesehen. Wir haben uns permanent in der gegnerischen Hälfte aufgehalten, haben richtig gute Spielzüge gehabt und sehr viele große Möglichkeiten. Insofern war das dann richtig gut." Über Rios Alonso (55.), Mizuta (63.) und Arslan (71. / Elfmeter) drehte Essen die Partie, gab den Zwei-Tore-Vorsprung in der Schlussphase aber wieder her (74. / 87.) – bis Torben Müsel in der vierten Minute der Nachspielzeit den umjubelten Siegtreffer erzielte. "Hinten raus brauchst du natürlich das Quäntchen Glück", gestand Koschinat ein – und sprach von einem "sehr besonderen Sieg". Direkt mit Spielende lief Essens Coach auf das Feld und in Richtung der mitgereisten Fans, um mit ihnen zu feiern.

Mann des Abends war natürlich Torben Müsel. Der 26-Jährige sprach ebenfalls davon, am Ende "ein bisschen Glück" gehabt zu haben, "aber wir haben es in der zweiten Halbzeit ein bisschen mehr gewollt und ein echt gutes Spiel gemacht". Als "echt gut" konnte man den Schuss des Offensivspielers zum 4:3 dagegen nicht bezeichnen, schließlich habe er den Ball nach eigener Aussage nicht richtig getroffen. "Wir haben schon in der Halbzeit darüber gesprochen, dass wir einfach zu wenige Abschlüsse im Sechzehner hatten. Deswegen habe ich in der Situation gedacht: 'Hau das Ding einfach drauf und hoffentlich geht er rein.'" Und so kam es dann auch.

Platz 2 als "schöne Momentaufnahme"

Mit dem ersten Saisonsieg springt RWE in der Tabelle vorerst auf Platz 2, was Müsel als "schöne Momentaufnahme" bezeichnete. "Es sieht erstmal schön aus, aber wir wissen noch, was vor uns steht." Bereits am Mittwoch ist Essen im Landespokal gegen den SV Solingen 08/​10 gefordert, ehe es vor der Länderspielpause noch gegen Aachen geht. Ob Koschinat die Mannschaft zur Pause dann wieder anschreien muss?

 

   

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