Fünf Gründe, warum Energie die Pokal-Sensation schafft

Unterschiedlicher könnten die Voraussetzungen kaum sein, wenn der FC Energie Cottbus am Dienstagabend RB Leipzig in der 2. Runde des DFB-Pokals empfängt: Auf der einen Seite ein Verein, der selbst im Drittligakontext mit klaren finanziellen Limitierungen arbeiten muss. Auf der anderen Seite ein Bundesligist mit gefühlt unbegrenzten finanziellen Mitteln und einem Kader voll mit internationalem Talent. Dennoch nennt liga3-online.de fünf Gründe, warum der FCE die Sensation schafft.

Die Region ist heiß

Dienstag 20:45 Uhr, Flutlicht, ausverkauftes Haus – das LEAG Energie Stadion wird beben. Fast auf den Tag genau 15 Jahre ist es her, dass der FCE eine DFB-Pokal-Zweitrundenbegegnung im eigenen Wohnzimmer austragen durfte. Damals schaltete Energie als Zweitligist den SC Freiburg aus. Über Wolfsburg und Hoffenheim führte der Weg dann sogar bis ins Halbfinale. Trainer damals? Claus-Dieter Wollitz. Die Fans sehnen sich nach einer Wiederholung und werden während der mindestens 90 Minuten alles geben, um ihr Team nach vorne zu peitschen.

Obendrein handelt es sich um ein prestigeträchtiges Duell. Auch, wenn es die Begegnung im Herrenbereich noch nie gab und die beiden Vereine keine gemeinsame Historie haben, sorgen Ostduelle immer für eine besondere Stimmung. Aus der Vergangenheit wissen wir bereits, wie explosiv die Atmosphäre im ehemaligen Stadion der Freundschaft, in dem Cottbus bisher ungeschlagen ist (vier Siege, zwei Unentschieden), sein kann – klarer Heimvorteil für die Brandenburger.

Mut ist die Identität des FCE

“Ich glaube nicht, dass wir eingeschüchtert sind“, zeigte sich Wollitz auf der Pressekonferenz selbstbewusst und forderte ein mutiges Auftreten seiner Mannschaft. Alles andere wäre auch völlig Wollitz- und FCE-untypisch. Mut zeichnete das Team schon in der Vorsaison aus, als sie als Aufsteiger und Underdog bis zum Schluss um den Aufstieg mitspielten. Daher ist es kaum vorstellbar, dass Energie seine Identität in diesem Highlight-Spiel plötzlich ablegt.

Sicherlich kommt es auf die Dosierung an, um gegen diese temporeiche Mannschaft nicht ins offene Messer zu laufen – so gesehen beim 6:0-Auswärtssieg der Sachsen am Samstag in Augsburg. Dennoch wird es nicht gelingen, ein derart spielstarkes und individuell hochkarätig besetztes Team wie Leipzig 90 Minuten lang mit elf Mann am und im eigenen Sechzehner vom eigenen Tor fernzuhalten. Es wird wichtig sein, Nadelstiche zu setzen und auch selbst situativ ins Gegenpressing zu kommen. Und genau so wird der Cottbuser Chefcoach seine Spieler einstellen.

Energie kommt mit breiter Brust

Zudem strotzen die Lausitzer aktuell vor Selbstvertrauen. Mit 26 Punkten nach zwölf Spieltagen steht der FCE seit vergangenem Wochenende gar an der Spitze der 3. Liga. Ganze sechs Pflichtspielsiege in Folge konnten die Mannen von Claus-Dieter Wollitz zuletzt in Folge einfahren. Obendrein stellt Energie mit bereits 30 Toren (2,5 Tore/Spiel!) die beste Drittliga-Offensive. Ein Tor erzielten sie in jedem ihrer 15 Pflichtspiele.

Wenig verwunderlich, wenn man mit Tolcay Cigerci und Erik Engelhardt zwei Ausnahme-Drittligaspieler in den eigenen Reihen weiß, denen aktuell nahezu alles gelingt. Kann der FCE seine Kaltschnäuzigkeit der letzten Wochen beibehalten, ist die Wahrscheinlichkeit ein eigenes Tor zu erzielen, durchaus gegeben – auch wenn bei Leipzig in der Bundesliga bereits vier Mal die Null stand.

Der Schlüssel über die Außen?

Doch wie können die Brandenburger die Sachsen am besten ärgern? Ein probates Mittel für unterklassige Vereine sind häufig Standardsituationen. Und hier überzeugt Cottbus bislang: bereits zehn Treffer erzielte der FCE in der Liga nach ruhenden Bällen. Leipzig hingegen verteidigt diese Situationen gut und kassierte noch kein Standardgegentor. Aus dem Spiel heraus könnte der Weg über die Außenbahnen zum Erfolg für den Drittligisten führen.

RB ist für seine sehr hoch agierenden Außenverteidiger bekannt. Dadurch könnten sich beim Überspielen des Pressings Räume auf den Flügeln ergeben, wo die Lausitzer im 4-3-3 die Möglichkeit hätten, viel Tempo auf die Platte zu bringen – vorausgesetzt das Trainerteam ist gewillt, etwas Kompaktheit im Zentrum, verglichen mit der zuletzt häufig praktizierten Mittelfeldraute, zu opfern. Dass sie über die Außen gefährlich sind, haben sie mit sechs Ligatreffern nach Flanken – dabei weiß beispielsweise Henry Rorig immer wieder zu überzeugen – bereits bewiesen.

Energie kann befreit aufspielen

Eines ist hingegen schon vor dem Spiel klar: RB Leipzig ist der haushohe Favorit, und ein Weiterkommen des FC Energie Cottbus gliche einer Sensation. Damit liegt allerdings auch der Druck auf Seiten des zweimaligen Pokalsiegers und der FCE kann befreit aufspielen. In die gleiche Kerbe schlug auch Claus-Dieter Wollitz auf der Pressekonferenz: Die Spieler "sollen sich freuen" und "sollen den Tag genießen“, forderte der 60-jährige.

Und dass Mannschaften, die keinen Druck haben und befreit aufspielen, über sich hinauswachsen können, war bereits häufig zu beobachten. Gerade im DFB-Pokal, der bekanntlich seine eigenen Gesetze hat. Auch Wollitz "hätte nichts dagegen, wenn wir Arminia Bielefeld 2 werden". An einem perfekten Abend könnte Energie in jedem Fall für einen echten Pokalkrimi sorgen – und wer weiß, was dann in den 90 oder 120 Minuten passiert.

   

Das könnte Sie auch interessieren

Auch interessant

Back to top button