Engelhardt im Interview: "Ist dann auch ein Zeichen von Qualität"

Zunächst traf Erik Engelhardt lange fast gar nicht, in den vergangenen vier Spielen dafür aber immer und fünfmal. Der Stürmer des Tabellenzweiten FC Energie Cottbus befindet sich in Top-Form. Mit liga3-online.de sprach Engelhardt über die starke Verfassung des Teams und von ihm selbst, Strategien in torlosen Phasen, die kommende Partie in Ulm und das Highlight-Spiel im DFB-Pokal gegen RB Leipzig am 28. Oktober.
"Gibt noch Luft nach oben"
liga3-online: Nach zuletzt drei Siegen in Folge ist Cottbus Tabellenzweiter, nur Aufsteiger MSV Duisburg hat mehr Punkte. Wie euphorisch ist die Stimmung im Team, Herr Engelhardt?
Erik Engelhardt: Die Stimmung ist bei unserer bisherigen Punkteausbeute schon sehr gut. Allerdings wissen wir auch, dass unsere Leistungen beispielsweise gegen Rostock und Aachen nicht optimal waren. Dass wir solche Partien trotzdem gewinnen, ist dann aber auch ein Zeichen von Qualität. Klar ist, dass wir noch nicht am Maximum sind und es noch Luft nach oben gibt.
Was sind die Gründe für den aktuellen Erfolg?
Wir sind mental stärker und effektiver geworden. Wir sind auch dazu in der Lage, Spiele nach Rückständen zu drehen und nutzen unsere Chancen besser. Nach vorne geht immer etwas bei uns. Aber darauf sollten wir uns nicht verlassen. Wichtig ist auch, dass wir hinten nicht mehr so einfache Gegentore kassieren. Davon sind es derzeit noch zu viele.
Mit sechs Saisontoren sind auch Sie maßgeblich an der starken Verfassung des FC Energie beteiligt. In den zurückliegenden vier Partien trafen Sie immer. Wie erklären Sie sich Ihre Top-Form?
Noch vor wenigen Wochen war es schwer für mich. Ich habe viele Chancen verballert. Aber ich wusste: Wenn ich viel arbeite, werde ich mich auch belohnen. Schon ein Tor kann dann manchmal alles verändern. Ich genieße es aktuell, denke aber nicht allzu viel darüber nach und hänge meine Serie nicht zu hoch.
Was haben Sie getan, um den Bann zu brechen und wieder zu treffen?
Ich habe nicht mehr alles in mich hinein gefressen, sondern meine Gefühle und Gedanken ausgesprochen. Mit Leuten, denen ich vertraue, habe ich über die Situation geredet. So konnte ich die Blockaden lösen und lockerer werden. Danach ist vieles besser geworden, neben den Toren auch meine Lauf- und Sprintwerte. Was ebenfalls entscheidend für meine Entwicklung in den vergangenen Wochen war: Das uneingeschränkte Vertrauen vom Trainerteam.
"Sind gefestigter und ein bisschen unbekümmerter"
Auch in der letzten Saison war der FC Energie lange ganz oben, ließ aber zum Saisonende nach und fiel zurück auf Platz vier. Was ist möglicherweise diesmal anders?
Wir sind gefestigter Im Team. Und vielleicht auch noch ein bisschen unbekümmerter. Der Kader-Mix ist top und wir sind variabler in unseren Formationen geworden. Hinzu kommt mehr Schnelligkeit in allen Bereichen und eine mutigere Spielweise. Wir haben uns insgesamt sehr gut entwickelt und auch durch bessere Abläufe ein gewisses Selbstverständnis entwickelt. Aber dennoch will ich betonen: Die Saison in der 3. Liga ist sehr lang und es kann schnell in alle Richtungen gehen. Der SV Sandhausen war letzte Saison nach dem 10. Spieltag Spitzenreiter – und ist am Ende abgestiegen. Wir dürfen uns also nicht ausruhen und glauben, dass es einfacher wird.
Am Sonntag geht es nach Ulm. Wie schätzen Sie den Gegner ein?
Anknüpfend an meine vorherige Aussage: Die Tabelle sagt nach dem 10. Spieltag noch nicht viel aus. Ulm hat eine starke Mannschaft mit hoher individueller Qualität und einen neuen Cheftrainer, der nun die Länderspielpause sicher gut nutzen konnte. Wir haben auf jeden Fall Bock, wieder Gas zu geben und freuen uns auf das Match.
Folgt das fünfte Spiel in Folge mit Toren von Ihnen?
Es wäre sicher schön, wenn ich an meine Serie anknüpfen könnte. Weil ich so weiter dazu beitrage, dass wir als Team erfolgreich sind. Aber: Mir ist bewusst, dass es auch wieder schnell anders sein kann. Salopp gesagt war ich noch vor kurzem der Depp, jetzt bin ich der Held. Damit das so bleibt, muss ich in jedem Spiel 100 Prozent geben.
Neben dem Alltag in der 3. Liga steht bald das Zweitrundenspiel im DFB-Pokal gegen RB Leipzig auf dem Programm. Energie Cottbus ist als einziger Drittligist im Wettbewerb verblieben. Wird das für viele im Team das Spiel des Lebens?
Gut möglich. Einige aus unserer Mannschaft haben noch nie gegen einen besseren Gegner gespielt und standen auch noch nicht in der zweiten Runde des DFB-Pokals. Das trifft auch auf mich zu. Wir wollen die Partie einfach als Bonus-Spiel ansehen und auch als solches genießen. Das ausverkaufte Stadion, die große Medienaufmerksamkeit und viele Nationalspieler aus der Bundesliga auf dem Platz werden für ein besonderes Feeling und ein absolutes Highlight sorgen.