Energie zahlt Lehrgeld: Wollitz ist bedient und appelliert
Auch wenn es das Endergebnis von 2:3 nicht vermuten lässt: Das Heimspiel von Energie Cottbus gegen Wehen Wiesbaden war über weite Strecken eine klare Angelegenheit. Vor allem mit der Anfangsphase war Trainer Claus-Dieter Wollitz überhaupt nicht zufrieden. Mut machten hingegen die letzten Minuten.
"So eingeladen zu werden, davon träumst du"
Als Streli Mamba in der 90. Minute einen Elfmeter im Nachschuss verwandelte und Cottbus damit auf 2:3 heranbrachte, keimte nochmal so etwas wie Hoffnung im Stadion der Freundschaft auf. Plötzlich war Energie im Spiel und drängte mit aller Macht auf den Ausgleich – fallen sollte er allerdings nicht. Verdient wäre das 3:3 trotz des großen Kampfs in der Schlussphase ohnehin nicht gewesen – zu schwach war der Auftritt des Aufsteigers in der Anfangsphase. Bereits nach sechs Minuten traf Lorch zur frühen Führung der Gäste, keine drei Zeigerumdrehungen später erlaubte sich Energie einen "kapitalen Abwehrfehler", wie Trainer Claus-Dieter Wollitz den Aussetzer von Matuwila umschrieb, und kassierte durch Hansch das 0:2. "So eingeladen zu werden, davon träumst du", haderte Wollitz auf der Pressekonferenz nach Spielende.
Das 0:3 nach 32 Minuten, als Hansch nach einem Freistoß völlig frei einschieben konnte, "setzte dem Ganzen dann die Krone auf", war der Energie-Coach bedient. "Der Freistoß zuvor war nicht mal gut getreten", fand Wollitz. Doch es war symptomatisch für diesen Samstagnachmittag, das selbst eine eher harmlose Chance den Weg ins Cottbuser Tor fand. "Es passt nicht zu unserer Situation, so sorglos zu verteidigen", schimpfte Wollitz. Dass Energie aufgrund acht verletzungsbedingter Ausfälle mit einer blutjungen Mannschaft mit einem Durchschnittsalter von rund 23 Jahren angetreten war, wollte der 53-Jährige nicht als Ausrede gelten lassen: "Das hat damit nichts zu tun. Die Stellungsfehler waren viel zu einfach." Dennoch zahlte Energie an diesem Tag Lehrgeld.
Wollitz fordert Verantwortung
Die Forderung des Energie-Trainers: "Wir müssen uns davon befreien, Angst zu haben und müssen ekliger sein." Außerdem müsse die Mannschaft – nicht zuletzt nach dem Abgang von Kapitän Marc Stein – mehr Verantwortung übernehmen, so Wollitz. "Dann kann die junge Truppe richtig was rauspusten", ist der Energie-Coach überzeugt.
Und in der Tat war es vor allem die Unbekümmertheit von Spielern wie Moritz Broschinski und Colin Raak, der sein Drittliga-Debüt feierte, die Cottbus in der Schlussphase nochmal ins Spiel und fast sogar zum Ausgleich brachte. Die Fans honorierten den engagierten Schlussspurt ihrer Mannschaft nach Spielende mit Applaus, zudem gab es Wollitz-Sprechchöre. Dass der Aufsteiger dringend Verstärkung benötigt, wurde am Samstag dennoch mehr als deutlich. Schon in Kürze wollen die Lausitzer Vollzug melden – damit Energie beim Auswärtsspiel in Unterhaching am Sonntag in einer Woche nicht erneut Lehrgeld zahlen muss.