Die drei Absteiger: Unterschiedliche Wege, gleiche Ziele

Die Vereine der 3.Liga dürfen sich in der kommenden Saison mächtig freuen, denn aus der 2.Bundesliga kommt reichlich Tradition und Zuschauerpotential. Mit dem Karlsruher SC, Alemannia Aachen und Hansa Rostock mussten drei ehemalige Erstligisten den bitteren Weg in die Drittklassigkeit antreten. Die Tränen sind nun aber getrocknet, denn das Motto des Trios lautet nun: Aus Fehlern lernen.

 Gewaltige finanzielle Unterschiede zwischen 2. und 3.Liga

Dementsprechend heftig war auch der personelle Schnitt im jeweiligen Kader der genannten Vereine. Vor allem die Kosten mussten im Etat mächtig gesenkt werden, da die Einnahmesituation durch verminderte Fernseh- und Sponsorengelder und  vor allem auch durch die rückläufigen Zuschauerzahlen  sich rapide verändern wird. So ist bekannt, dass ein Team aus dem Mittelfeld im Unterhaus des deutschen Fußballs 4,3 Millionen Euro an TV-Einnahmen verdient, während sich mittelmäßige Drittligateams mit nur 720.000 Euro begnügen müssen.

Haching-Boss Kupka: „Wir sind lästig.“

 Bei der Konkurrenz ist derzeit eine heftige Debatte um die angeblich ungerechte Verteilung der Fernsehgelder aufgeflammt. In Gang gesetzt hat diese Unterhaching Präsident Engelbert Kupka, der sich wenig diplomatisch zu den finanziellen Unterschieden zwischen 2. und 3.Liga äußerte: „Diese Spielklasse wird ausgebeutet. Man kümmert sich nicht um dieses Kind. Ich glaube, wir sind lästig“, so Kupka gegenüber dem „Münchener Merkur.“ Auch Arminias Geschäftsführer Markus Uhlig kritisierte diese Diskrepanz gegenüber der „Lippischen Landeszeitung“: „Die Kosten in der 3.Liga sind nicht weit von der 2.Liga entfernt. Gleichzeitig sind in der 3.Liga adäquate Erlöse ungleich schwerer zu erzielen.“  Die drei Vereine haben alle das gleiche Ziel, doch unterschiedliche Wege, um diese zu realisieren. Das Potential ist bei allen drei Teams definitiv vorhanden, die Pläne sind auch schon klar definiert. Die Variable bietet aber der sportliche Sektor, der stark von der Leistungsfähigkeit der Teams abhängig ist.

Sternstunde gegen den FC Valencia

Der einst so stolze Karlsruher SC hat sicherlich schon einmal deutlich bessere Zeiten erlebt. So erinnert man sich noch ein wenig wehmütig an das 7:0 der Badener im damaligen UEFA-Cup gegen den FC Valencia im Jahr 1993,eine wahre Sternstunde in der Vereinshistorie der Kicker aus dem Wildpark. Insgesamt 24 Jahre hat der KSC in der 1.Bundesliga spielen dürfen. Nun muss man zum zweiten Mal nach 2000 den bitteren Weg in die Drittklassigkeit antreten.

Erfahrene Neuzugänge

Nun soll alles anders, möglichs besser werden. Doch die Ungewissheit ist in diesen Tagen ein ständiger Begleiter, denn während im vergangenen Spieljahr viele ausländische Akteure in den Wildpark gelockt wurden, wird nun vermehrt auf erfahrene Akteure gesetzt, die sich im deutschen Fußball bereits auskennen. Für KSC-Manager Oliver Kreuzer war vor allem wichtig, dass er bei Neuzugängen, wie Rouven Hennings ( FC St. Pauli) Daniel Gordon, Dennis Cagara, Karim Benyamina (alle FSV Frankfurt), Martin Stoll (Dynamo Dresden) und Jan Mauersberger (VfL Osnabrück) die bedingungslose Bereitschaft erkennen kann, alles für den direkten Wiederaufstieg zu tun. Kreuzer ist hoffnungsfroh in Bezug auf den neuen Kader: „Wir haben Tag und Nacht am Kader gebastelt. Er ist stark genug, um ganz oben mitzuspielen“, so der 46-Jährige gegenüber dem kicker.

KSC-Boss von Kreuzer und Kauczinski überzeugt

Große Hoffnungen werden in den ehemaligen Bayern-Spieler Oliver Kreuzer gelegt, der  sich nach seiner Vertragsverlängerung bis zum 30. Juni 2014 sehr optimistisch zeigt: „Ich werde alles tun, was in meiner Macht steht, um mit dem Verein schnellstmöglich in die Zweite Liga zurückzukehren", so der Ex-Profi gegenüber dem kicker. Auch KSC-Boss Ingo Wellenreuther hat ein gutes Gefühl in der Thematik Kreuzer: „Wir sind nach wie vor von der Arbeit von Oliver Kreuzer überzeugt. Wir vertrauen fest darauf, dass wir gemeinsam unsere Ziele erreichen können.“ Und nochmal der Präsident: „Die ersten Wochen der Vorbereitung zeigen, dass die von Oliver Kreuzer gemeinsam mit unserem Cheftrainer Markus Kauczinski und seinem Trainerteam zusammengestellte Mannschaft Anlass dazu gibt, auf eine erfolgreiche Saison zu hoffen."

Alemannia und die Finanzprobleme

Bei Alemannia Aachen muss in diesen Tagen kräftig gespart werden. Das Stadion hat sich als ein finanzieller Balast entwickelt. Unter dem Bau des „neuen Tivoli“ muss nun der gesamte Verein leiden. Mithilfe der Stadt Aachen und großzügigen Sponsoren konnte immerhin eine Mannschaft für die kommende 3.Liga zusammengestellt werden, die das Potential für den Aufstiegskampf sicherlich mitbringt. Dennoch bleibt TSV-Coach Aussem gewohnt realistisch: „Wir haben in den letzten Wochen zwar einiges bewegt, aber noch nichts erreicht. Es geht jetzt darum, das Potential aus diesem Team auszuschöpfen. Nur, weil ein paar klangvolle Namen dabei sind, heißt das noch lange nicht, dass man ein gutes Team besitzt. Und genau da liegt nun unsere Aufgabe. Wir müssen aus diesen tollen Spielern nun eine echte Mannschaft formen“, so das 51-jährige Alemannen-Urgestein im Gespräch mit der vereinseigenen Homepage.

Die Mischung machts

Der direkte Wiederaufstieg ist das klare Ziel, welches auch realistisch erscheint, denn die Alemannia hat sich mit einer gesunden Mischung aus erfahrenen Akteuren und jungen Spielern aus dem Umfeld verstärkt, die eine immer wieder geforderte Identifikation mitbringen. Die bekanntesten Neuzugänge sind Sascha Rösler (Fortuna Düsseldorf),  Marcel Heller (Dynamo Dresden), Kristoffer Andersen (FC Ingolstadt) und Freddy Borg (Hansa Rostock). Zusammen mit den altbekannten Leistungsträgern wie Aimen Demai, Albert Streit und Thomas Stehle bilden sie das Rückrat einer Mannschaft, die vom Aachener Urgestein Ralf Aussem aufstiegstauglich gemacht werden soll. Das Training ist hart, ob Zweikampfverhalten, Fitness oder auch Standardsituationen. Alles wird intensiv trainiert. Der Trainer dazu im kicker: „Das ist definitiv ein straffes Programm, das wir konsequent durchziehen – ohne Rücksicht auf die Testspiele.“

2004 noch im Europacup

Der Anspruch beim ehemaligen Erstligisten ist stets ambitioniert, denn die Anhänger gelten als treu, wie leidenschaftlich zugleich und hätten zumindest die Zweitklassigkeit verdient. Die kühnsten Optimisten bei den „schwarz-gelben Kartoffelkäfer“ denken sogar sehnsüchtig an die Bundesliga zurück. In der Saison 2006/07 gehörte man für ein Jahr den 18 besten Vereinen in Deutschland an. Zwei Jahre vorher spielte man sogar im Europacup, weil man 2004 sensationell das DFB-Pokalfinale erreicht hat.

Die Fahrstuhlkicker von der Ostsee

Der FC Hansa Rostock ist in den vergangenen Jahren zu einer echten Fahrstuhlmannschaft im deutschen Fußball mutiert. Noch im Jahr 2008 waren die „Ostseekicker“ der Bundesliga angehörig. Im selben Jahr musste man aus der Beletage des deutschen Fußballs absteigen. Seitdem gab es massive finanzielle und sportliche Probleme, die ihren ersten negativen Höhepunkt im Mai 2010 genommen hatten, als in den Relegationsspielen gegen den Außenseiter aus Ingolstadt das Zweitligaticket verspielt wurde. Man schaffte den direkten Wiederaustieg. Genauso schnell jedoch kehrte man nun wieder in die 3.Liga zurück, die jedoch möglichst schnell nach nur einem Jahr wieder verlassen werden soll.

Ausländische Routine soll es nun richten

FCH-Trainer Wolfgang Wolf hat sich klar positioniert. Für ihn zählt nur die direkte Rückkehr in die 2.Bundesliga. Etwas Anderes kann man den vielzähligen Hansa-Fans auch nicht vesprechen, auch wenn die finanziellen Probleme enorm sind, denn durch finanzielles Missmanagement in der Vergangenheit war sogar die 3.Liga-Lizenz in Gefahr. Während in der abgelaufenen Saison vermehrt auf junge, deutsche Spieler gesetzt wurde, deren Nerven sich im anstrengenden Abstiegskampf jedoch als zu schwach erwiesen haben, wurde in dieser Transferperiode der Fokus auf erfahrene, ausländische Akteure gelegt, die mit ihrer Routine den Aufstieg bewerkstelligen sollen. Mit dem Senegalesen Alexandre Mendy (FC Chesterfield), dem Belgier Ken Leemans (VVV Venlo),den Tschechen Ondrej Smetana (VV St. Truiden), dem Österreicher Denis Berger VfL Bochum) und dem Niederländer Johan Plat (SC Telstar) konnten Akteure verpflichtet werden, die die vielen Hansa-Eigengewächse im Kader führen müssen.

Hansa-Vorstand von Trainer Wolf überzeugt

Der Vorstand des FC Hansa Rostock hat sich auf der eigenen Homepage zumindest schon einmal klar für den Trainer ausgesprochen: „Wir sind froh, dass Wolfgang Wolf mit uns den schweren Gang in die Dritte Liga antreten wird. Er ist ein sehr erfahrener Trainer, der unsere Mannschaft optimal auf die kommende Saison vorbereiten wird", zeigen sich die Hansa-Bosse vom erfahrenen Trainer überzeugt. „Wir sind von seiner Arbeit überzeugt und sind uns sicher, dass wir unsere sportlichen Ziele gemeinsam erreichen werden.“Die Vergangenheit der „Hansa-Kogge“ ist glorreich, denn als letztes Team konnte der FCH im Jahr 1991 den DDR-Pokal samt Meisterschaft gewinnen. Von 1995 bis 2005 spielten die Rostocker zehn Jahre ununterbrochen in der 1.Bundesliga und sorgten für manche Überraschung.

 

Foto: Regensburg1889.de

   

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