Die besten Spiele der Saison: Plätze 20 bis 4

Es ist Zeit für die Spiele der Saison! Und so viel können wir schon jetzt verraten: Solch eine tolle, vielseitige Auswahl an Highlight-Begegnungen hatten wir lange nicht. Den Anfang machen wir mit den Rängen 20 bis 4 im Schnelldurchlauf, ehe in den kommenden Tagen die spannende Frage beantwortet wird, welche Begegnungen es aufs Treppchen der liga3-online.de-Redaktion geschafft haben.

Ein Spiel geht immer über 90 Minuten – eine pseudointellektuelle Fußball-Weisheit, die sich dennoch häufig bewahrheitet. Viele, die es mit Halle halten oder eben nicht mit Essen, wird das Ergebnis nach 50 Minuten gefreut haben: 2:0 lag der Gast von der Saale auswärts an der Hafenstraße vorne. Was für eine Wucht RWE in dieser Spielzeit gerade zu Hause entwickeln kann, sollte sich aber danach zeigen, denn nach dem Anschluss in der 63. Minute ging die Partie nur noch in eine Richtung. Ein Eigentor von Lofolomo brachte den Ausgleich, ehe die angeschnittene finale Minute das Spiel gänzlich auf den Kopf stellte. Flanke Obuz, Schuss Vonic, 3:2. Der Jubel in rot und weiß kannte keine Grenzen mehr. Und Halle fehlten die Punkte am Saisonende bitter.

 

Marcel Reichwein, Dominik Stroh-Engel oder auch Marcel Ziemer. Die Auswahl der neun Spieler, denen ein Viererpack in der Historie der 3. Liga glückte, liest sich wie ein Who-is-Who der Spielklasse. Eine Auswahl, zu der seit diesem Jahr auch Matthias Fetsch von der SpVgg Unterhaching gehört. Am Mittwochabend der Englischen Woche des 9. Spieltags gelang dem 35-Jährigen einfach alles. Zweimal per Kopf, zweimal mit Fuß – am Ende versenkte der Rotschopf Rot-Weiss Essen quasi im Alleingang und sorgte als Solokünstler für ein wahres Spektakel.

 

Sechs Tore – das gelang im Saisonverlauf nur vier Drittligisten (Dynamo erzielte einmal gar sieben Treffer, aber dazu später mehr…). Dass der FCI einer davon sein würde, ist nicht völlig überraschend, immerhin stellten die Schanzer trotz des enttäuschenden 10. Tabellenplatzes ja die zweitbeste Offensive. Die zeigte am 37. Spieltag gegen schon abgestiegene Lübecker auch ohne den verletzten Toptorjäger Jannik Mause ihr bestes Gesicht: Wintertransfer Sebastian Grönning traf doppelt, von Oldie Pascal Testroet bis zu Nachwuchshoffnung Ognjen Drakulic trugen sich einige weitere Akteure in die Trefferliste ein. Wie so oft in dieser Saison war Lübeck defensiv überfordert.

 

Der VfB war schon abgestiegen, der MSV kämpfte allenfalls noch um eine theoretische Chance auf den Ligaverbleib. Die aber war völlig zurecht nach diesen schrägen 90 Minuten verspielt: Duisburg startete stark und führte mit 1:0, gab das Spiel aber schon vor der Pause aus der Hand – 1:1 zum Seitenwechsel. Dann nochmals auf 3:1 zu erhöhen, war eine Leistung, die den Zebras nicht jeder zugetraut hatte. Doch was passierte dann? Lübeck, offensiv eigentlich über die gesamte Saison hinweg eine Zumutung, fand Gefallen an Kombinationen, weil Duisburg sie wie paralysiert gewähren ließ. A-Junior Mika Lehnfeld war bei der Wahnsinns-Schlussphase mit seiner Unbekümmertheit entscheidender Faktor, legte das 2:3 auf und machte das 4:3 selbst. Gözüsirins Elfmeter in der Nachspielzeit besiegelte dann das Drittliga-Ende des MSV Duisburg.

 

Acht Tore – und am Ende sprachen fast alle über eine Schiedsrichterentscheidung, die in die Kategorie "schwerer Fehler" einsortiert werden musste: Berkan Taz fiel über Alexander Fuchs und erhielt dafür tatsächlich einen Strafstoß, den er selbst zum 4:4-Endstand versenkte. Zuvor hatte in einem Musterbeispiel eines wilden Schlagabtauschs der SVS dreimal (1:0, 2:1, 4:3) und der SC Verl immerhin einmal geführt (3:2). Unmittelbar vor dem 2:2-Ausgleich der Verler hatten die Kurpfälzer noch dazu einen Strafstoß leichtfertig vergeben. An Tagen wie diesen, Schiri-Pech hin oder her, zeigte sich, warum Favorit Sandhausen nie in der Lage war, kaltschnäuzig in die Spitzengruppe vorzudringen.

 

Nur drei Tage nach der 0:4-Klatsche unter der Woche gegen Unterhaching empfingen die Rot-Weissen den SC Verl – um erneut böse unter die Räder zu kommen. Zur Pause mussten die Essener lediglich einen 0:1-Rückstand hinnehmen, doch ging es nach dem Seitenwechsel mächtig dahin, denn es sollten noch vier Tore der Ostwestfalen folgen. Überragender Mann diesmal: Oliver Batista Meier. Dem gelang zwar kein Viererpack, aber zumindest ein Hattrick sowie die Vorlage zum 1:0. Wieder musste RWE nach einer atemberaubenden offensiven Einzelperformance beim Gegner eine empfindliche Pleite hinnehmen. Zum Trost für alle Essen-Anhänger: Es sollte der Wendepunkt der Saison sein, in der Folge ging es für Rot-Weiss steil bergauf.

 

Ohne Punkte in den ersten beiden Partien reiste der SC Verl am 3. Spieltag nach Saarbrücken, um auch dort nach gerade einmal vier Minuten in Rückstand zu geraten. Die Ostwestfalen steckten allerdings nicht auf, kamen furios zurück und drehten das Spiel über Paetow (34.), Lokotsch (36.) und Batista Meier (54.) urplötzlich auf 3:1. Lange hatte der Sportclub davon jedoch nichts. Mit dem 2:3-Anschluss des FCS in der 60. Minute wendete sich das Blatt. So kamen die Hausherren nach 70 Minuten erst zum Ausgleich, ehe in der Nachspielzeit durch den Treffer von Dominik Becker alles wieder zurückgebogen wurde.

 

Toreschießen, das glückte dem FCS zu Beginn der Saison immer wieder in Fülle. Nach dem 8. Spieltag sollten es derer 17 sein, die damit die meisten der Liga waren. Einen großen Anteil hatte daran der Auswärtssieg in Bielefeld, bei dem Saarbrücken gleich sechs Treffer gelangen. Dabei brauchte es seine Zeit, bis der Ketchupflaschen-Effekt einsetzte. Erst der Bielefelder Treffer durch Klos in der 41. Minute brachte die Saarländer in Schwung. Vor der Pause glückte der Ausgleich, ehe in der zweiten Hälfte stetig nachgelegt werden konnte. Dem Anschlusstreffer des DSC in der 81. Minute folgten dann in den finalen Augenblicken zwei weitere FCS-Tore. Mit Neudecker, Kerber, Brünker, Gaus, Stehle und Boeder gab es dabei gleich sechs unterschiedliche Torschützen. Ein Novum in der Liga!

 

Auswärtsspiele und der Waldhof, das ging in der abgelaufenen Spielzeit – wie schon in der Saison 2022/23 – nur selten zusammen. Und auch am 31. Spieltag schien sich das zu bewahrheiten. Denn nachdem Julian Rieckmann nach 74 Minuten zur Führung für die Buwe eingenetzt hatte, verursachte er in der ersten Minute der Nachspielzeit einen Elfmeter, der zum 1:1 führte. Der so dringend benötigte Auswärtssieg war dahin – denkste! In der vierten Minute der Nachspielzeit kam der Ball im Anschluss an eine Ecke über Umwege zu Rieckmann, der tatsächlich noch zum 2:1 traf und damit den Siegtreffer erzielte. Was für eine Achterbahnfahrt für den Waldhof und den 23-Jährigen, für den es die ersten und bislang auch letzten beiden Treffer in der 3. Liga waren. Und das in einem derart wichtigen Spiel, das am Ende mitentscheidend für den vorzeitigen Klassenerhalt war.

 

Mit seinen 77 Gegentoren musste der VfB Lübeck durchaus das eine oder andere Mal kräftig einstecken, zum Teil verdient. Doch 2:7 bei Dynamo Dresden unterzugehen, noch dazu inmitten einer Rückrunde, die für die SGD historisch schwach endete – das war eine bittere Pille, denn über weite Strecken zeigten die Nordlichter trotz langer Unterzahl einen sehr beherzten Auftritt. Schon nach 28 Minuten stand es 3:0, obgleich der VfB kaum unterlegen war. Auf das 1:3 folgte schnell das vierte Gegentor und eine Rote Karte für Verteidiger Jannik Löhden, die Dresdens Stefan Kutschke mit seiner Theatralik durchaus provoziert hatte und eher eine Fehlentscheidung war. Doch selbst danach steckte Lübeck nicht auf, holte noch zwei Strafstöße raus und verwandelte zumindest einen. Erst als in der Schlussphase die Kräfte ausgingen, legte Dynamo nochmal nach und festigte damals den zweiten Tabellenplatz.

 

Schon am Vortag war die 3. Liga dank der vorherigen Siege von Saarbrücken, Sandhausen, Köln und Bielefeld in aller Munde gewesen, da sollte auch der Sonntag an diese Leistungen anknüpfen. Nur 37 Prozent Ballbesitz und eine Torschuss-Statistik von 6:16, doch die SpVgg Unterhaching spielte gegen den Bundesligisten aus Augsburg, wie ein jeder es sich von einem Underdog im Pokal wünscht. Mit Körperlichkeit und klug gesetzten Nadelstichen kämpften die Hachinger den FCA nieder. Ex-Augsburger Matthias Fetsch brachte vor der Pause die Führung, die mit einer Riesenportion Leidenschaft im zweiten Durchgang verteidigt wurde. Die Euphorie, die durch den Aufstieg wenige Wochen zuvor bereits in Gang gesetzt worden war, kannte dann am Ende keine Grenzen mehr, als Boipelo Mashigo den finalen Konter in der Nachspielzeit zum 2:0-Endstand im Tor unterbrachte.

 

Fünf Mannschaften aus der 3. Liga überstanden in dieser Saison die erste Runde des DFB-Pokals. So viele wie noch nie zuvor. Es zeigte sich, wie stark die Liga tatsächlich ist, und natürlich fanden sich hier auch einige Partien, die in dieser Auflistung nicht fehlen dürfen. Einen wahren – und am Ende erfolgreichen – Fight legte Viktoria Köln gegen Bundesligist Werder Bremen hin. In Überzahl mussten die Domstädter zwar vor der Pause den Rückstand hinnehmen, doch gab sich die Viktoria nicht auf. Dank Doppelpacker und Ex-Bremer David Philipp sowie des erlösenden Treffers von Donny Bogicevic fiel auch der zwischenzeitliche Ausgleich nach einem fragwürdigen Elfmeter, den Nun-Dortmunder Niclas Füllkrug verwandelte, nicht ins Gewicht. Nicht nur für die Kölner Fans stellte das Spiel ein Highlight des Jahres dar.

 

Nach furiosem Start des DSC gegen Bundesligist VfL Bochum sah es nach einer guten halben Stunde so aus, als könnte bereits für die 2. Runde geplant werden. Dank des Doppelschlags durch Nicklas Shipnoski und Merveille Biankadi zwischen der 25. und 29. Minute stand es nämlich schon 2:0. Dramatisch wurde es danach. Zunächst kam der Bundesligist vor der Pause zum Anschluss, ehe die 91. Minute den erschütternden Ausgleich bereithielt. Es sah ein wenig so aus, als würde den Ostwestfalen die Puste ausgehen, doch kämpfte die Arminia sich durch die Verlängerung und blieb im anschließenden Elfmeterschießen fehlerlos. Da Bochums Hoffmann verschoss und Keeper Kersken den Versuch von Stöger parierte, sorgte auch Bielefeld für die Pokal-Überraschung.

 

Was für ein Tag für die fast 18.000 Anhänger des SV Waldhof Mannheim, dieser 11. Mai. Zunächst war da das große Zittern: Was würde der Hallesche FC in Bielefeld anstellen? Er spielte 0:0 – und öffnete damit das Tor für den vorzeitigen Klassenerhalt. Doch dass der SVW dieses so entfesselt durchschreiten würde, das konnte niemand erwarten. Das war schlicht sensationell. 4:0 stand es zur Pause gegen einen SVS, der natürlich mit ganz anderer Motivation als in den vorherigen Duellen in Hinrunde und Landespokal unterwegs war. Immer wieder preschte der Waldhof mit Wucht vor und verwandelte die zweiten Bälle im gegnerischen Sechzehner zweimal eiskalt. Als dann auch noch Identifikationsfigur Marcel Seegert abermals ein Traumtor auspackte und Terrence Boyd das vierte Tor nachlegte, war schon zur Halbzeit klar: Der Waldhof bleibt drittklassig – und Halle steigt ab. Daran änderte auch die Ergebniskosmetik nichts mehr.

 

Eingetütet hatte der SV Waldhof um Trainer Antwerpen seine Rettung aber nicht in einem Akt, sondern in (mindestens) dreien: Da war ja noch das wilde 2:1 in Dortmund, als zwei Tore in der Nachspielzeit fielen. Und dann war da ja noch das Heimspiel gegen Unterhaching am 32. Spieltag, unmittelbar folgend auf jenen Auswärtssieg. Eine völlig unspektakuläre erste Halbzeit endete mit der Eisdusche aus Waldhof-Sicht, als Aaron Keller das 0:1 Sekunden vor der Pause erzielte. Ein psychologisch fatales Gegentor? Von wegen! Der Waldhof kam mit Zornesröte aus der Kabine und walzte die Münchner Vorstädter binnen 45 Minuten platt wie eine Flunder. Sechs Tore, sechs verschiedene Torschützen, das alles in einer Halbzeit. Von einem Abstiegskandidaten! Drittliga-Wahnsinn.

 

"Pokalschreck 1. FC Saarbrücken!" Ein Titel, den wohl nur die wenigsten in diesem Jahr auf dem Schirm hatten. Der furiose Lauf des FCS, der mit dem 2:1-Sieg über den KSC startete und einen emotionalen Höhepunkt im Sieg über den FC Bayern München fand, hatte auch eine Zwischenstufe: Der Sieg über Eintracht Frankfurt, der nicht minder spektakulär daherkam. Einstellen konnte sich der Bundesligist nun auf das, was einen im Pokal im Ludwigspark erwartete. Nur nutzte dies nichts. Nach einer torlosen ersten Hälfte spielte der FCS auch im zweiten Durchgang mehr als nur ebenbürtig, ging dank Kai Brünker nach dem Stundenmarker in Führung und hielt auch in der Folge dagegen. Das 2:0 von Luca Kerber nach 78. Spielminuten kam dann zum optimalen Zeitpunkt. Ein mehr als geglückter Nikolaustag sorgte dafür, dass der FCS auch im Jahr 2024 weiter im DFB-Pokal auflief – und es bis ins Halbfinale schaffte.

 

Saarbrücken und das Regenwetter, eine Never-Ending-Story? Im Februar hätte das Pokal-Viertelfinale gegen Borussia Mönchengladbach stattfinden sollen, doch heftige Regenfälle sorgten für eine Absage kurz vor Anpfiff – zum Leidwesen speziell der Gästefans. Einen Monat später folgte die Neuansetzung im Ludwigspark, und wieder goss es in Strömen. Doch der mittlerweile neu verlegte (und ordentlich festgewachsene) Rasen ermöglichte zumindest grenzwertige Bedingungen. Trotzdem: Dem Underdog kam das seifige Geläuf entgegen, dazu bewies er die nötige Moral, den frühen 0:1-Rückstand (8.) drei Minuten später dank Amine Naifi zu egalisieren. In der folgenden Abnutzungsschlacht verteidigte der FCS wie schon zuvor gegen den FC Bayern und Frankfurt wacker, und schaffte nochmals das Sagenhafte: den Siegtreffer tief in der Nachspielzeit, in diesem Fall durch Kai Brünker. Ein Tor, das dem Verein mehr als 3,5 Millionen Euro in die Kassen spülte.

 

   

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