Chemnitzer FC: Die Krux mit dem Saisonziel

Der Chemnitzer FC hat mit dem 4:2 (2:2) gegen den SV Wehen Wiesbaden den Plan übererfüllt – wenn das Saisonziel wirklich nur, wie stets postuliert, im Erreichen der 45 Punkte-Marke bestand. Doch statt Friede, Freude, Eierkuchen herrscht Frust. liga3-online.de wagt einen Blick hinter die Kulissen.

Alle freuen sich über den Sieg …

Wehen Wiesbaden ist keine Laufkundschaft – zumindest seitdem Rüdiger Rehm bei den Hessen das Zepter schwingt. In neun Spielen unter Rehms Ägide gab es 17 Punkte und damit einen Zähler mehr, als der CFC bis dato in der kompletten Rückrunde einfuhr. Und die Elf des Ex-Bielefelders, der im Winter 2016 und Frühjahr 2017 als heißer Nachfolger von Sven Köhler gehandelt wurde, legte los wie die Feuerwehr. Patrick Meyer bestrafte einen Fehler von Kevin Conrad und traf zur frühen Gäste-Führung (2.). Nach feiner Vorarbeit von Dennis Grote glich Florian Hansch zeitig aus (15.), doch quasi im direkten Gegenzug brachte Manuel Schäffler den SVWW erneut in Front (19.). Dennis Mast rundete das Torfestival in Halbzeit eins nach Vorarbeit von Dennis Grote mit einem schönen Kopfball ab (35.). Kurz nach der Halbzeitpause hätte Patrick Mayer die Wiesbadener per Handelfmeter zum dritten Mal in Führung bringen können, scheiterte allerdings an den Nerven und setzte das Leder neben den Pfosten. Das Momentum wechselte nun auf die Seite der Himmelblauen, die, angetrieben von einem starken Dennis Grote, durch Hansch (73.) und Frahn (90.+3) ein 4:2 herausschossen. Die 5.532 Zuschauer hatten nun allen Grund zur Freude, schließlich befindet sich der CFC dank der Patzer der Konkurrenz fünf Spieltage vor Schluss bei fünf Punkten Rückstand auf Platz zwei auf einmal wieder im Aufstiegskampf.

… nur der Trainer nicht

Es muss sich eine Menge Wut in Sven Köhler aufgestaut haben. Anders ist es nicht zu erklären, dass der 51-Jährige nach dem Sieg hart ins Gericht ging. Allerdings tat dies der Fußballlehrer nicht mit seiner Elf, sondern mit der Vereinsführung. "Wenn wir die ganz großen Ziele hatten und unbedingt aufsteigen wollten, dann frage ich mich schon, warum wir es als eine von wenigen Mannschaften nicht geschafft haben, im Winter ins Trainingslager zu fahren“, monierte Köhler im "MDR". Oft wurde er für das maue Abschneiden in der 3. Liga gescholten und kann dies nicht nachvollziehen. "Man habe eine solide Hinrunde gespielt“, so Köhler, der darauf abstellt, dass das gute Abschneiden vor der Winterpause zu Begehrlichkeiten geführt habe. Begehrlichkeiten, die sich nach der turbulenten Rückrunde in der Vorsaison eventuell verbieten? Das Argument, kein Wintertrainingslager auf die Beine gestellt zu bekommen, greift zu kurz. Der FSV Zwickau holte ohne Vorbereitung in sonnigen Gefilden in 14 Spielen 32 Punkte.

Falsche Außendarstellung

Wer einen Kader zusammenstellt, der im Ligavergleich als Crème de la Crème gilt, mit Anton Fink den Toptorjäger und Fabian Stenzel den Rekordspieler der 3. Liga stellt, mit Philip Türpitz, Kevin Conrad, Tim Danneberg und Daniel Frahn über Spieler verfügt, nach denen sich die Konkurrenz die Finger leckt und dieses Ensemble dann auch noch um "Wunschspieler" des Trainer, namentlich Dennis Mast und Dennis Grote ("Wer einen Dennis Grote verpflichtet, der hat das Ziel aufzusteigen“ – O-Ton Sven Köhler als Halle-Trainer zur Verpflichtung Grotes durch den MSV Duisburg 2014) verstärkt, der muss mit einer gewissen Anspruchshaltung in die Saison gehen. Mag diese aus Gründen des "Understatement" nach außen devot kommuniziert werden, intern musste aber jeder (!) wissen, was das eigentliche Saisonziel ist – der Aufstieg in die 2. Liga.

Sachsenpokal-Sieg, ohne Wenn und Aber

Der Sieg im Sachsenpokal ist für den Chemnitzer FC Pflicht – Punkt. Ohne Erzgebirge Aue und Dynamo Dresden hält sich die Konkurrenz in Grenzen. Wäre da nicht der FSV Zwickau. Die Westsachsen sind griffig, kämpfen mit Leidenschaft und sehen den Pokalsieg – O-Ton FSV-Coach Torsten Ziegner – als I-Tüpfelchen an. Auch wenn sowohl der CFC, als auch der FSV den Pokalsieg als sekundäres Saisonziel ausgegeben haben, steht Sven Köhler heute in der Pflicht. Zum einen, weil sein Team Heimrecht genießt – zum anderen, um zu verhindern, dass der CFC in Westsachsen nicht hinter Aue und Zwickau zurückfällt und, weil Sven Köhler Argumente benötigt, damit sein zum 30. Juni auslaufender Vertrag verlängert wird.

   
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